Moto-GL-Kaleidoskop Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke |
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Anmerkungen zum Schotten-Ring Classic GP (2017) |
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Das Wichtigste zuerst: Alle Verantwortlichen und Akteure blickten im Vorfeld mit einer gewissen Sorge auf die Wetter-Prognosen; denn die letzten drei Jahre hatte es mieses Wetter gegeben, und zwar mit Ansage, was zunehmend viele Zuschauer davon abgehalten hatte, nach Schotten zu kommen. Dieses Jahr fielen die Vorhersagen endlich mal wieder positiv aus: Nach einer reichlich durchwachsenen Woche wurden für Samstag und Sonntag jeweils null Prozent Regen-Wahrscheinlichkeit prophezeit; damit waren die Voraussetzungen dafür geschaffen, einen drohenden Negativtrend zumindest aufzuhalten – und nachdem es in der Tat an den beiden Fahr-Tagen trocken blieb, war immerhin am Sonntag wieder ein recht guter Besuch zu registrieren. Ohne die Zahl der zahlenden Gäste zu kennen, kann doch geschätzt werden, dass die 8.000 Zuschauer, die der MSC Schotten dem Vernehmen nach braucht, damit sich alles rechnet, dieses Jahr erreicht worden sind – gut so, das hält resignative Gedanken, die Zukunft dieser einmaligen Traditionsveranstaltung betreffend, erst mal unter der Decke. Was die Zuschauer angeht, so sind diese in Schotten – und nur hier - einfach super (und woanders gibt es selbst die „Normalausführung“ dieser Spezies sowieso so gut wie gar nicht mehr …): In der Auslauf-Runde applaudieren sie begeistert allen vorbei kommenden Fahrern, jedes Jahr, nach allen Läufen. Für die Fahrer ist es ein ausgesprochen berührendes Erlebnis, diese Ovationen genießen zu können, sobald der Stress der zurückliegenden Runden abgefallen ist – ein riesengroßes Dankeschön für diese netten Gesten! Problematisches: Gleichwohl bedeuten die vorangegangenen Feststellungen nicht, dass alles in Ordnung wäre. Um nur wenige Punkte anzusprechen: Zum einen war bereits an den Zahlen, die vom Nennbüro ins Netz gestellt wurden, unschwer zu erkennen, dass es in einigen Klassen einen beunruhigenden Rückgang der Starter geben würde; so hatten, um nur einige Beispiele anzuführen, in K ganze 9 Fahrer genannt (gegenüber 17 im vergangenen Jahr), in E auch nur 9 (im Vergleich zu 16 im zurückliegenden Jahr), in H immerhin 22 (im Vergleich zu 27 davor), in N und P jeweils 6 (gegenüber jeweils 10 früher) und so weiter. Hinzu kommt, dass diese Zahlen fast eine Halbierung der Starter-Felder gegenüber 2015 beispielsweise in H, L, N und P bedeuten. Den Gründen für diesen Rückgang ist bislang nicht systematisch nachgegangen worden. Einzel-Beobachtungen zufolge führten einige der ferngebliebenen Fahrer die nicht mehr zeitgemäße Beschaffenheit des Fahrerlagers an – seit jeher eine Schwachstelle, die „der Natur der Sache nach“ freilich kaum zu beheben ist. Der am Freitag spätnachmittags kurzzeitig einsetzende Starkregen offenbarte erneut, welche gravierenden Beeinträchtigungen ein Standplatz auf der schrägen Wiese mit sich bringen kann: Ein Klein-Bus, der in der Nacht nach der Einfahrt ins Fahrerlager den obersten Abzweig nach rechts nahm, rutschte auf dem abschüssigen Weg talwärts, begrub unter sich ein Zelt und beschädigte zwei Motorräder erheblich. Der Veranstalter rief daraufhin einige Streckenposten aus ihrem Nachtschlaf und ließ sie mit schwerem Gerät Streu-Material auf dem verschlammten Weg auftragen. Gerade wegen solcher Unbilden hat sich abseits der Wiese ein neues Geschäftsmodell etabliert: Dort verlangen die Eigner mehrerer Flächen seit geraumer Zeit eine Gebühr dafür, dass Fahrer hier (auf festem Grund!) ihren Stand aufbauen können. Dazu gehört auch unten in der See-Straße der Bau-Hof, in dem seit Jahren etwa zwei Dutzend Teilnehmer wiederholt eine ordentliche Bleibe fanden. Als letztes Jahr dafür erstmalig Geld entrichtet werden musste, gab es unerfreuliche Szenen mit einer der angereisten Gruppen, die mit dem verlangten Betrag partout nicht einverstanden war. (Alle anderen akzeptierten offenkundig das Prinzip, dass für ein knappes Gut – hier also ein regenfester Stellplatz – auch ein angemessener Preis zu zahlen ist.) Nach dem Ende der Veranstaltung wurde von jemandem der Hahn einer der Rohrleitungen geöffnet, die hier vorbei führen, wodurch sich während vieler Monate das Wasser ins Freie ergoss; die Täter sind unbekannt („Ein Schelm, der Böses dabei denkt...)“, und die Eigner blieben auf einem vierstelligen Euro-Betrag sitzen, der an die Gemeinde für das Wasser abgeführt werden musste. Aus Frust darüber verschlossen sie heuer das Areal, doch wird es dem Vernehmen nach im nächsten Jahr wieder zur Verfügung stehen. Verschiedenes: Der Aufbau der Strecke bzw. die der dafür benötigten Absperr-Gitter, Strohballen, Lautsprecher usw. erfordert einen kaum überschaubaren Aufwand, für den mehrere Tage veranschlagt werden müssen. Auch einige Fahrer reisten früher an und halfen dabei. Sie wurden dafür z.T. mit einer Strom-Versorgung belohnt – die aber nach Abschluss der Arbeiten plötzlich wieder entzogen werden sollte. Daraufhin kam es zu, sagen wir, unterschiedlichen Meinungsäußerungen. Das muss doch nicht sein! Ähnliches ereignete sich, wenn Ankommende nach dem sogenannten „Roten Punkt“ gefragt wurden, der allein die Berechtigung darstellte, oben im Bereich zwischen Vorstart und Abnahme einen Stellplatz aufzubauen. Als dann jemand sagte, er führe wieder heim, wenn man ihm den Zugang wirklich verwehre, antworteten die Funktionäre im dem Sinne: „Ja, mach das doch!“ – wo gewiss eine anderweitige Reaktion angemessener gewesen wäre („*Wir sind die Fahrer* und bezahlen für die Show!“). Na ja, wird wohl alles in erhöhtem Stress-Zustand passiert sein…
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Text: Manfred Amelang, Fotos: Leger (1), Amelang | |
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