Moto-GL-Kaleidoskop
Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke


Hockenheim Classics 2017

 

Hockenheim2017Programm

Das Programm – war einfach gigantisch: Während der drei Tage von Freitag bis Sonntag tummelten sich auf der Strecke zahlreiche Serien mit gänzlich verschiedenem Charakter, zentral darunter natürlich alle Klassen der Motorrad- und auch der Auto-Szene des VFV, dazu Rennen des holländischen Classic Motorcycle Racing ClubL1110647s gemäß der IHRO-Klassifikation sowie einen Sonderlauf des VFV. Überdies gab es Präsentationsläufe des Motor-Sport-Museums Hockenheimring, bei denen prominente Fahrer (darunter z.B. Toni Mang, Sepp Hage, Helmut Kassner, Rolf Steinhausen und Werner Schwärzel, um nur wenige zu nennen) auf exklusiven Maschinen (wie beispielsweise der 350er Herweh-Sieger-Yamaha vom GP Hockenheim 1982 oder der Gespann-König 500 aus der WM von 1982) ihre Runden drehten. Damit war ein ungemein vielfältiges Geschehen gewährleistet, das bei ganz überwiegend trockenem Wetter ablief – aber doch nur recht wenig Zuschauer anzog.

Die Gründe für das mangelnde Interesse auf Seiten potentieller Besucher sind dem Wesen der Sache nach nicht eindeutig festzumachen; vermutlich spielen mehrere Faktoren eine Rolle, wie z.B. die starke Diversifikation des Motorsports mit der Folge eines überreichen Angebotes auf den verschiedensten „Kanälen“, den leichten DSC 1685Zugang zu einigen Veranstaltungen über das Internet oder das im Laufe der jüngeren Vergangenheit ganz allgemein geänderte Freizeitverhalten. Möglicher Weise haben auch die geforderten Eintritts-Gelder eine abschreckende Wirkung. Vielleicht wäre es hilfreich gewesen, wenn für die „Hockenheim Classics“ im Vorfeld intensiver die Werbetrommel gerührt worden wäre und man beispielsweise hätte erfahren können, wer und welche Maschinen zu bestaunen wären. Dem Vernehmen nach soll in dieser Hinsicht im nächsten Jahr mehr gemacht werden.

Neuerungen: Erstmals war bei den Motorrädern eine Einführungsrunde vorgesehen, die es den Fahrern erlaubte, vor dem Start die Piste zu „besichtigen“ – sehr schön, und bereits seit langem von einigen Teilnehmern vorgeschlagen.

Des weiteren wurde – damit ebenfalls einem seit geraumer Zeit vorgetragenen Anliegen entsprechend – die Abfolge der einzelnen Klassen bei der Siegerehrung „umgedreht“, d.h. mit der Klasse Z begonnen und mit A geendet. Damit wurde die Benachteiligung jener Klassen aufgehoben, die stets zuletzt an der Reihe waren, mit der Folge, dass sich bis dahin die Reihen stark gelichtet hatten.

Wegen der sehr großen Starter-Felder wurden in mehreren Klassen an Hand der Trainingszeiten zwei Gruppen gebildet. Die zweite Gruppe, durch einen Ordner mit roter Flagge von der ersten getrennt, wurde erst dann losgelassen, wenn die erste komplett durch die Nord-Kurve verschwunden war. In J+K+U sauste im ersten Wertungslauf erst ein Fahrer etwas früher los, ihm folgten ein zweiter und ein paar weitere – ein regelwidriger Ansteckungs-Prozess, der vielleicht in Gang gesetzt wurde, weil die Betreffenden das Verhalten des Fahrtleiters auf der Brücke falsch interpretierten: Die schwarz-rot-goldene Fahne war schon zu sehen, sie wurde aber noch nicht geschwenkt. Zumindest einer aus der Riege der Frühstarter wurde mit schwarzer Flagge herausgewinkt, m.E. eine zu harte Sanktion (früher waren dafür im Wettbewerbs-Reglement, Punkt 3.6.2., nur eine Verwarnung oder bei „grober Missachtung des Startsignals“ als *Kann*-Bestimmung ein Ausschluss aus der Wertung vorgesehen), da dem Frühstarter aus seinem Verhalten kein wirklicher Vorteil entstand und die Strafe zudem andere Sünder unbehelligt ließ.

Die schwarze Flagge sah zudem ein Fahrer einer anderen Klasse, weil er – ein völlig neues Delikt! – mit zwei Transpondern unterwegs war. Ob es sich dabei nur um ein Versehen des Betreffenden handelte oder er einem Kameraden behilflich sein wollte, der aus welchen Gründen auch immer an der Teilnahme des Laufes verhindert war, ließ sich nicht zweifelsfrei klären, weil der besagte Fahrer die Sportkommissarin, die ihn anhalten wollte, zunächst „überfuhr“ und erst dann zu ihr zurück kam...

Das gedruckte Programm lag, auch das war neu, zum Zeitpunkt der Abnahme noch nicht vor – die ursprünglich dafür vorgesehene Druckerei hatte es immerhin für Montag oder so nach der Veranstaltung in Aussicht gestellt. Als diese gelinde Katastrophe sichtbar wurde, entschieden sich die Verantwortlichen zum Umsteuern und gewannen eine andere Firma dafür, den Auftrag kurzfristig zu übernehmen, und diese erledigte in einer Nachtschicht zu Samstag die Arbeit – was natürlich nicht umsonst zu haben war…

DSC 1804Das Pflicht-Training am Freitag früh war für zwei Klassen verregnet, die Bedingungen geboten äußerste Zurückhaltung beim Fahren. Dennoch purzelten gleich mehrere Fahrer vom Gerät. Das lässt einmal mehr ein Modell als angemessener erscheinen, demzufolge die in *allen* Trainings-Sitzungen (also dem Freien und dem Pflicht-Training) gefahrene absolute Best-Zeit für die Vergabe der Start-Position zählt. Nach diesem Modus, für den insbesondere Hans Poljack mit guten Argumenten wirbt, wird im internationalen „großen“ Sport verfahren, und wir dürfen hoffen, dass es den Segen auch unserer Funktionäre findet…

L1110639Etwas zum Sport: Vor zwei Jahren wurden in Metz zugleich mehrere junge Leute als Neu-Zugänge in unserer Runde begrüßt. Zu diesen gehörte auch Alina Jäck, die eine 125er Honda pilotierte. Nachdem es zwischenzeitlich etwas still geworden war, bewegte sie sich in Hockenheim „on the road“ zwar auf einem hinteren Rang, aber in Bezug auf die Gleichmäßigkeit belegte sie in einem der beiden Läufe den ersten Platz, was in der Tageswertung einen beachtlichen Zweiten bedeutete. Herzlichen Glückwunsch! Leider war sie zur Sieger-Ehrung bereits abgereist, weshalb sie diese krönende Zeremonie ihres Erfolges verpasste.

Unser Freund Kurt Kunz aus der Schweiz hat, wie Andere auch, in Hockenheim seinen Rückzug aus der Szene bekannt gegeben. Es war immer eine Freude, sich mit ihm in seiner etwas kauzigen Art zu unterhalten. Wir wünschen ihm für seine anderen Freizeit-Aktivitäten, dass er noch möglichst lange daran viel Spaß haben möge.

Nicht die Hauptsache, aber doch etwas Wesentliches zum Schluss:  Es wäre unredlich, es nicht anzusprechen: Das bestimmende Thema in vielen Gesprächen zwischen den Fahrern und Fahrerinnen waren die erkennbaren Unstimmigkeiten im Orga-Team. Das unvermittelte „Hinwerfen“ von Stephan Otto war ein erster Indikator für die im Hintergrund schwelenden Konflikte, und die dafür angegebenen Gründe waren derart nichtssagend, dass die Unruhe dadurch mehr geschürt als besänftigt wurde. Hinzu kamen nunmehr der plötzliche Ausstieg von Sabine und Markus Massott aus ihren Funktionen, die sie doch eben erst übernommen und dabei mit unvermeidbaren Anfangs-Schwierigkeiten des computer-basierten Nennungs-Procedere zu kämpfen hatten. Damit nicht genug: Es mehren sich die Anzeichen, dass es zu gravierenden Meinungsdiskrepanzen in der Führungs-Ebene unserer Szene gekommen ist, die dem Vernehmen nach zum Teil von nachgeordneten Funktionsträgern ausgehen, zum Teil aber auch auf diese zurückwirken. Die „Basis“, also viele der Fahrer, die mit ihrem Engagement und Geld die Show letztlich tragen, sind angesichts derartiger Entwicklungen irritiert und möchten, dass wieder Ruhe einkehrt und Geradlinigkeit erkennbar wird. Dafür wäre es hilfreich, wenn über die Gemengelage konkret und seriös informiert würde, also die unterschiedlichen Positionen in den *Sachfragen* dargelegt würden; damit ließen sich auch Vermutungen dahingehend aus der Welt schaffen, dass es womöglich an *persönlichen* Differenzen liegt, die für das „Brodeln“ im System mit verantwortlich sind.

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Harald Mueller Ducati  L1110643

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 Text: Manfred Amelang; Fotos: Leger (die wunderbaren Fahr-Aufnahmen), Amelang

weitere Fotos von den Hockenheim Classics 2017:

"Allgemeine Fotos" 

"Fahrfotos"

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