Moto-GL-Kaleidoskop Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke |
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Bedrückendes Beben beim Börde Grand Prix: Oschersleben 2017 |
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Für die Daheim-Gebliebenen : Ja, es ist so gekommen, wie angesichts der Jahreszeit befürchtet: Das Wetter war garstig; beginnend mit der Nacht zu Samstag regnete es ohne Unterlass, meist nur leichten Fieselkram, aber die Strecke trocknete niemals vollständig ab. Dazu ein starker böiger Wind. Am Sonntag früh gegen 10 Uhr, so lauteten die Vorhersagen, würde der Himmel aufklaren, aber kurz davor prasselte ein gewaltiger Platzregen herunter, sodass dankenswerter Weise die Fahrtleitung den für diese Zeit angesetzten Start zu einem Lauf erst einmal um eine halbe Stunde aufschob. Als es dann losging, waren in J+K doch tatsächlich nur fünf Fahrer am Start, der widrigen Bedingungen wegen; da einer davon nicht ins Ziel kam, machten die vier verbliebenen die Sache unter sich aus. Es machte wirklich keinen Spaß, da die Piste höllisch glatt war. Mehrere Stürze waren die Folge, und in deren Folge zunächst Verschiebungen und dann Kürzungen im Zeitplan: In die Wertung sollten letztendlich für alle Klassen nur noch die Runden 3 und 4 eingehen. Ja, und die geografische Lage der Motorsport Arena Oschersleben bedeutete für viele der Fahrer eine lange Anreise, was einige davon, beispielsweise die Freunde aus der Schweiz, davon abhielt, sich auf den Weg zu machen - also auch das wie vorab befürchtet. Hinzu kam die Terminierung als Endlauf, was die Aussicht einiger Teilnehmer, doch noch etwas „reißen“ zu können, notgedrungen ziemlich beschränkte. Am Sonntag Nachmittag kam endlich die Sonne heraus und vergoldete irgendwie versöhnlich das Ende der Veranstaltung. Zum Sport : ist dieses Mal nur wenig zu sagen. Er tritt in seiner Bedeutung hinter einem einmaligen Vorgang zurück, der nachfolgend zur Sprache kommt. Ein Wort aber vielleicht doch zu zwei herausragenden Ereignissen: Renate Häpe fuhr im nassen Training von E+H die drittschnellste Zeit. Und Renate Schaub wurde, kaum dass sie in unserer Serie selbst mitfährt, gleich Zweite in der Jahres-Klassen-Wertung. Beiden ganz herzlichen Glückwunsch zu diesen Leistungen! Der Paukenschlag : In die Vorbereitungen für die Heimreise platzte die Nachricht, dass der geschäftsführende Vorstand des VFV den Beschluss gefasst hätte, Ulrich Schmidt von seinen Funktionen in der DHM zu entbinden und Wolfgang Ziegler ihm diese Nachricht unterbreitet hätte. Damit hatte sich das bereits früher vernehmbare Brodeln in der Führung zu einem bedenklichen Beben entwickelt, das den Verein in seinem Mark erschüttert. Inzwischen ist dem Vernehmen nach fast das gesamte Orga-Team zurück getreten - ein absolut vorbildlicher Akt der Solidarität mit dem ins Aus getriebenen Leiter. Respekt und Anerkennung für diese großartige Haltung! In der offiziellen Mitteilung auf der VFV-Seite, unterzeichnet von Wolfgang Ziegler, heißt es nun zwar sinngemäß, dass sich der geschäftsführende Vorstand und Uli Schmidt „einig“ seien dahingehend, dass Uli Schmidt sein Amt in der Leitung der DHM mit sofortiger Wirkung „niederlegt“, und ihm werde gedankt usw. usf.. Aber mit diesen geläufigen Phrasen, nur allzu bekannt aus Kommuniques in Politik und Wirtschaft, soll für alle Beteiligten doch nur halbwegs gesichts-wahrend eine gewöhnlich bittere Auseinandersetzung verkleistert werden. Der hier konkret thematisierte Vorgang, wonach ein Mitglied des Vorstandes von den anderen Mitgliedern des Vorstandes aus einem Ehrenamt gedrängt wird, ist ohne Beispiel in unserem Verein. Die Gründe dafür müssen von einer beträchtlichen Schwere sein, um einen solchen Schritt zu rechtfertigen, und zwar primär in ihrer inhaltlich-sachlichen Substanz („Welche Fehler, welche Verfehlungen sind nachweislich aufgetreten?“), dann aber auch in ihrer juristischen Haltbarkeit („Ist der Beschluss des Vorstandes mit der Satzung vereinbar?“). Was die *Substanz* der Gründe angeht, so sind die vorgetragenen Argumente, die zu vernehmen waren, entweder hanebüchen oder offenkundig an den Haaren herbeigezogen. Vermutungen zufolge dürften sie wohl auch kaum in den maßgeblichen Beschluss-Unterlagen konkret benannt worden sein. Aus Fahrerkreisen wurden jedenfalls niemals ernsthafte Beschwerden laut; ganz im Gegenteil waren die Fahrer und Fahrerinnen mit der von der Leitung und dem Orga-Team geleisteten Arbeit rundum zufrieden (was natürlich gelegentlich auftretende individuelle Irritationen nicht gänzlich ausschließen kann). *Juristisch* mag zudem als fragwürdig erscheinen, dass der Vorstand eine derart schwerwiegende Entscheidung getroffen hat, obwohl er satzungswidrig falsch besetzt war (§ 9 unserer Satzung sieht nämlich für den Vorstand nur maximal *4* anstelle der momentan gelisteten *5* Beisitzer vor). Das mag freilich nur ein Nebenaspekt sein; wichtiger ist das Problem, wonach in unserer Satzung die kommissarische Wahrnehmung von Funktionen - wie sie für die Nachfolge von Uli Schmidt in Betracht gezogen wird - überhaupt nicht geregelt und damit nach allgemeinem Vereins-Recht gar nicht zulässig ist. In Dramen (wie hier eines vorliegt) und Kriminal-Geschichten (an die man erinnert wird), führt häufig die Frage weiter: Wer hatte ein Motiv für alles, wem nutzt dieses Geschehen? Waren es die Herren Dr. Schenker, Götze, Kerber und Nordmann, allesamt Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes und gewiss honorige Persönlichkeiten, freilich weit entfernt vom Geschehen im Fahrerlager und auf der Piste? Wohl kaum, sie wurden - falls überhaupt - selten bei uns gesichtet. Offenkundig sind sie wohl Einflüsterungen erlegen. Dafür muss es einen Verantwortlichen gegeben haben. Dieses darf von der Basis, also den Fahrern und Fahrerinnen, nicht hingenommen werden. Es ist der Zeitpunkt gekommen, sich deutlich zu artikulieren. Seit jeher wurden den Teilnehmern der „schnellen Szene“ die neuen Leitungs-Personen von der „Obrigkeit“ schlicht präsentiert, ohne dass sie dazu auch nur ein Wörtchen hätten mitreden können. Jetzt, wo alle aufgerufen sind, nach Schotten zu kommen und dort über die zukünftige Ausrichtung der DHM mitzubestimmen, muss diese Einladung ernst genommen werden. Natürlich geht es dann auch über Personen. Und es besteht die Möglichkeit, dem geschäftsführenden Vorstand ein Votum zu signalisieren, das ihn seine Entscheidung überdenken und hoffentlich zurücknehmen lässt. |
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Text: Manfred Amelang, Fotos: Vagt, Amelang | |
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