Zuerst ein Blick zurück: Wie inzwischen leidlich bekannt ist, wurde am Rande der Veranstaltung in Oschersleben dem amtierenden Leiter der DHM mitgeteilt, dass der Geschäftsführende Vorstand des VFV ihn von seinen Funktionen mit sofortiger Wirkung entbunden habe. Nach dem bereits im Vorfeld vernehmbaren Grummeln im System war das eine Art Erdbeben, das den Verein im Mark erschüttern musste. Verstärkt wurde dieser Effekt dadurch, dass als Folge der „Entpflichtung“ nahezu alle Mitglieder des Organisationsteams ihre Solidarität mit Uli Schmidt bekundeten und ihren Rücktritt erklärten. Seitdem gibt es keine funktionierende DHM-Infrastruktur. Mitte Oktober kamen in Schotten mehrere Vertreter der opponierenden „Lager“ (also Mitglieder des Geschäftsführenden Vorstandes einerseits, des ehemaligen Orga-Teams andererseits) zu einem „Runden Tisch“ zusammen, um Auswege aus der verfahrenen Situation zu erkunden. Die verdienstvolle Initiative zu diesem Treffen ging maßgeblich auf Thomas Turkowsky zurück. Wie aus der Runde verlautet, wurden ein- und dieselben Sachverhalte sehr unterschiedlich dargestellt und bewertet (wie das in streitigen Angelegenheit meist die Regel ist).
Um dafür nur einige Beispiele zu nennen (die zugleich für etwas Transparenz sorgen):
- Dem Vernehmen nach warf Stephan Otto während des Sommers hin, weil er im Vorfeld der Veranstaltung in Lorsch mit dem Verhalten der Sportwarte nicht einverstanden war. Diese hatten mit der Stadtverwaltung einige Details der bevorstehenden Präsentationsläufe vereinbart. Als er in diesen Sachfragen selbst tätig werden wollte, sah er sich vor vollendete Tatsachen gestellt und war darüber verschnupft. Die Sportwarte halten dagegen, sie hätten das doch in seinem Auftrag erledigt – nur ein Missverständnis?
- Die Leitung des MSC Schotten macht für die vergleichsweise niedrigen Starter-Zahlen in Schotten die Terminierung von Lorsch verantwortlich, wo die dortigen Präsentationsläufe nur eine Woche später stattfinden sollten. Lorsch habe dadurch Nennungen aus Schotten abgezogen, weshalb Schotten dafür finanzielle Ausgleichszahlungen zustünden. (Eine solche Argumentation und die geltend gemachten Kosten dem Orga-Team anzulasten, ist schon recht eigen; die Ursachen für niedrige Starter-Zahlen müssen doch primär in Schotten selbst gesucht werden, worauf schon verschiedentlich eingegangen wurde, z.B. Wetter, Fahrerlager u.ä.)
Auf ein in die Zukunft weisendes Konzept in struktureller und personeller Hinsicht konnte man sich offenkundig am „Runden Tisch“ nicht einigen. Das wirft die Frage auf, wie es nun weiter gehen soll.
Ein Blick voraus: Was die bevorstehenden Monate und das weitere Geschehen im Verband angeht, so gibt es dafür momentan (mindestens) zwei alternative Optionen:
- Die Fahrer und Fahrerinnen vertrauen weiterhin darauf, dass es der Geschäftsführende Vorstand schon richten werde. *Entweder* stellte dieser üblicher Weise zu Beginn einer neuen Wahlperiode die ihm geeignet erscheinenden Kandidaten vor (die dann von der meist nur spärlich besetzten Mitgliederversammlung auch gewählt wurden). *Oder* er präsentierte die neue Leitung der DHM als Beirat, den er der Satzung entsprechend einsetzen kann – ohne dass die Basis dazu jeweils ein ernsthaftes Wörtchen mitgeredet hätte.
Angesichts der eingetretenen Situation und des offenkundigen Stillstandes in der Suche nach einer sachgerechten Lösung erscheint dieses Modell als nicht problemgerecht und wenig erfolgversprechend.
Das lenkt das Augenmerk auf das alternative Modell:
- Die Fahrer und Fahrerinnen der DHM werden selbst aktiv, weil es primär um ihre eigenen Interessen geht (und nicht diejenigen der Funktionäre). Dafür bietet die für das bevorstehende Wochenende (genauer: Samstag, den 28. Oktober) anberaumte Meisterfeier in Schotten eine willkommene Gelegenheit. Zu der darin eingebetteten Arbeitstagung, die 13:30 Uhr beginnen soll, sind bereits „alle Teilnehmer“ von der Leitung des Historischen Motorsports eingeladen worden, um dort „über die zukünftige Ausrichtung der DHM“ zu diskutieren. Dieses Treffen ist enorm wichtig und sollte deshalb unbedingt genutzt werden.
Zu den Perspektiven der Arbeitstagung: Vorab sei in Erinnerung gerufen, dass die Arbeitstagung keine Mitglieder-Versammlung ist und dort deshalb auch keine verbindlichen Beschlüsse gefasst werden können. Möglich ist aber selbstverständlich die Erhebung von Meinungsbildern darüber, was zukünftig in den Sachfragen geschehen soll und welche Personen dafür Leitungsfunktionen übernehmen. Ein hoher Konsens zwischen den anwesenden Mitgliedern wird seinen Eindruck bei den letztlich befugten Vorstandsmitgliedern gewiss nicht verfehlen.
Andererseits muss wohl befürchtet werden, dass der Geschäftsführende Vorstand seinen unlängst gefällten Entlassungs-Beschluss kaum zurücknehmen wird – weil das letztlich Gesichtsverlust bedeuten würde.
Immerhin denkbar wäre es, eine Revision oder Ergänzung von Entscheidungen nahezulegen dadurch, dass entscheidungsrelevante, objektive *Fakten* thematisiert und ihr Gewicht diskutiert werden, womit ggf. eine Neu-Bewertung angestoßen werden könnte. Dafür ist es unverzichtbar, endlich auch die maßgeblichen Gründe für das fragliche Votum offen zu legen; dazu haben sich die Verantwortlichen bislang nicht bereit gefunden („herab gelassen“); dieses, obwohl es zum allgemein verbreiteten Grundlagenwissen gehört, dass Kommunikation und Transparenz in sozialen Systemen eine der wichtigsten Voraussetzungen für deren sachgerechtes Funktionieren ist.
Darüber hinaus wäre es aufschlussreich, etwas darüber zu erfahren, ob und in welcher Weise unbezweifelbare Verdienste gegen die vorgeblichen Versäumnisse gegen-gerechnet wurden.
Und wenn bereits Personen gehandelt werden für eine Übergangs-Zeit bis zu den nächsten regulären Wahlen, so sollten die anwesenden Teilnehmer auch darauf achten, inwieweit diese potentiellen Kandidaten auch Perspektiven oder gar Visionen für die Zukunft entwickeln. (In den Medien ist unlängst Jupp Heynckes, fraglos ein überaus erfolgreicher und absolut tadelloser Fußball-Trainer, im Zusammenhang mit seiner erneuten Inthronisierung bei den Bayern nicht zu Unrecht als ein „Mann der Vergangenheit“ bezeichnet worden.)
Hinter dem ganzen Schlamassel: Ein Konstruktions-Fehler? Im Zuge der letzten und/oder vorletzten Wahlen passierte m. E. ein folgenschweres Missgeschick insofern, als für die Leitung der (relativ kleinen) Autogruppe ein Mitglied in den Geschäftsführenden Vorstand *gewählt* wurde; hingegen wurde mit der Leitung der (relativ großen) Motorrad-Gruppe (also der DHM) eine Person „nur“ in den Erweiterten Vorstand berufen. Zudem leitet das besagte Vorstandsmitglied *insgesamt* den historischen Motorsport im VFV. Völlig unabhängig von der Qualifikation der betreffenden Personen und ihrer jeweiligen Ambitionen ergab sich dadurch fast zwangsläufig ein verdeckt hierarchisches Gefüge im Sinne von Über- und Unterordnung; der relativ kleinere Kreis, der mitunter vielleicht Probleme damit hat, auf sich allein gestellt Zeit auf einer Renn-Strecke zu kaufen, dominiert sozusagen den größeren Kreis – eigentlich kann das nicht gut gehen. Bei den nächsten regulären Wahlen sollte in Bezug darauf auf wechselseitige „Augenhöhe“ geachtet werden… |