Es kommt nicht eben häufig vor, dass man als Teilnehmer an der DHM ein Jahr als Punktbester in einer der Klassen abschließt. Noch seltener ist es, in mehr als nur einem Jahr den Jahres-Klassen-Sieg einzufahren. Aber am seltensten gelingt es, in *einem* Jahr gleich in *zwei* Klassen den ersten Platz in der Endabrechnung zu erringen, also Doppel-Klassen-Sieger zu werden. Dem letzteren Kriterium hat Klaus Jung in der zurückliegenden Saison entsprochen: Er wurde Jahres-Klassen-Bester sowohl in J+K als auch in W. Hinzu kam, mit seinen Resultaten in W den dritten Platz in der DHM-Wertung eingefahren zu haben. Das ist fraglos eine sehr respektable Leistung, zu der auch von dieser Stelle aus ein herzlicher Glückwunsch ausgesprochen wird.
Aber es ist nicht nur der Erfolg als solcher, der uneingeschränkte Anerkennung verdient, sondern es sind auch die näheren Details von dessen Stellenwert: In J+K betrug der Abstand zum Zweiten stramme 67 Punkte, in W gar deren 109 (!), wo ansonsten die Entscheidungen eher knapp ausfallen und die Erst- von den Nächstplatzierten meist nur ganz wenige Punkte trennen. Dem entspricht auch, dass der Dritte in J+K nur einen Punkt hinter dem Zweiten folgte, und in W betrug dieser Abstand auch nur 7 Punkte. Dieses bedeutet für die Jahres-Klassen-Siege, dass sie absolut *herausragend* sind. Klaus ist damit sozusagen „Man of the Year“.
Diese Erfolge kommen nicht überraschend: Bereits 2012 war Klaus Jahres-Klassen-Erster in K und 2014 sowie 2016 in W – und nunmehr gelang ihm das „Double“ in der zurückliegenden Saison.
Stets saß er im Sattel einer BSA, in K auf einer Einzylinder Gold-Star mit 500cc, in W auf einer Zweizylinder A 10 mit 650 cc. Beide Motoren sind von unterschiedlicher Charakteristik, verfügen aber in etwa über dieselbe Höchstleistung. Da der Twin etwas schwerer ist, sind auf diesem wohl etwas längere Runden-Zeiten zu erwarten, was sich in der Tat bei einem stichprobenartigen Blick in einige Ergebnis-Listen (Colmar Berg, Schleiz, Metz und Hockenheim) bestätigt; die Unterschiede liegen zwischen 2 und 4 Sekunden.
Angefangen hatte das motorsportliche Engagement allerdings mit einem anderen Gerät: Auf einer 350er Motobecane trat er erstmals 1994 beim VFV in Hockenheim und Schleiz an, des Weiteren bei einer Veranstaltung in der Nähe von Montlhery (s. Abb.)
Klaus, Jahrgang 1961, von Haus aus Gärtner (somit einer der vielen Mitglieder der Szene, die sich – aus anderen Berufen kommend - autodidaktisch extrem erfolgreich in unserem Metier umtun), war lange Zeit im öffentlichen Dienst tätig. Ein vorübergehendes gesundheitliches Problem ließ es seit 2009 angeraten erscheinen, etwas kürzer zu treten und sich um „Haus und Kinder“ zu kümmern. In diesen Jahren geriet er anlässlich eines Besuches in England und weil ihm ein „Bild“ besonders gut gefiel in Kontakt zur Marke BSA. Die Bindung zu diesem Fabrikat (ein Segen für die Marken-Vielfalt innerhalb unserer Szene!) und die Identifikation damit ist in seiner häuslichen Umgebung überaus augenfällig: An verschiedenen Wänden in seinem Heim hängen Schilder, die ihn als „Authorized BSA Motorcycle Dealer“ ausweisen oder den Besucher darauf aufmerksam machen: „Parking allowed only for BSA bikes“.
Das Beste jedoch: Als Teil seines Wohnzimmers findet sich in einer Ecke eine mehrere Meter lange Theke, die sich sogleich als Werkbank erweist, ausgestattet mit allerlei Hilfsmitteln, um einem (BSA-) Motor näher zu kommen, daneben die nötigen Schraubenschlüssel, eine kleine Drehbank, im Hintergrund Devotionalien aus der Szene – wem aus der Szene ist derartiges vergönnt?
Dieser Ort zum Schrauben ist freilich nicht der einzige: Zwei reguläre Werkstätten mit Drehbank und Fräsen gehören zu den weiteren Gelegenheiten, Technik und Mechanik der Rennmaschinen zu optimieren. Dort finden sich nicht nur einige Exemplare von straßenzulassungsfähigen Goldstars und Enduros, unzählige Motoren der verschiedensten Fabrikate und ganz unterschiedlichem Hubraum sowie Gerätschaften, denen nur gemein ist, dass sie von Verbrennungs-Motoren angetrieben werden, im weiteren einem „Prüfstand“ zum Einstellen der Grundwerte von BSA-Triebwerten, sondern vor allem: Immer wieder Ein- und Zwei-Zylinder-BSA-Aggregate, dazu Zylinderköpfe, Ventile, Kurbelwellen und andere Ersatz-Teile ohne Zahl. Soll heißen: All dieses und der damit verbundene beträchtliche finanzielle Input stehen für die zentrale Rolle, die der Motorsport für Klaus einnimmt. Gleichwohl wäre es abwegig, die materiellen Dinge allein für seinen Erfolg verantwortlich zu machen: Klaus zählt stets auch zu den Schnellsten im Feld, und der Funkenflug, der unter seinen Fußrasten in tiefen Schräglagen entsteht, zählt zu seinen Markenzeichen.
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"Prüfstand" |
Blick in eine der Werkstätten Zweitakt-Motoren auf dem Fenstersims |
Klaus hat für seinen hohen fahrerischen Einsatz bislang mit ernsthafteren Stürzen in Schleiz und Metz sowie den daraus resultierenden Brüchen des linken bzw. rechten Schlüsselbeins einen gewissen Tribut entrichten müssen – hoffen wir, dass es damit genug ist und wünschen ihm für die nächste Saison Alles Gute!
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