Hintergründiges: Unlängst warf ein Fahrer-Kollege, der das Geschehen in unserer Szene randständig mitverfolgt, in einer persönlichen Mail die Frage auf, ob in der DHM der „Sozialismus ausgebrochen“ sei, da die Fahrersprecher „zur höchsten Instanz“ erklärt worden seien und somit über die Regeln mitbestimmen würden. Und was es denn für eine Bewandtnis damit habe, dass im Verlauf des Wechsels in der DHM-Leitung die meisten Fahrersprecher zunächst ihre Funktion niedergelegt hätten, sie danach aber wieder in ihre Ämter zurückgekehrt seien.
Diese Fragen verlangen eine differenzierte Antwort, die nachfolgend versucht werden soll.
Informatorisches: Die Fahrersprecher bilden eine Art „Vermittlungs-Instanz“ zwischen der Leitung der Szene (sprich: dem Orga-Team) auf der einen Seite und der Basis, also den Fahrern und Fahrerinnen, auf der anderen. Ihre Funktion besteht darin, zum einen Beschlüsse, Anordnungen oder Pläne der Leitung an die Fahrer weiter zu leiten, zum anderen auch Anregungen, Wünsche oder Fragen der Fahrer den leitenden Funktionären zur Kenntnis zu bringen. (Das schließt selbstverständlich nicht aus, dass sich auch einzelne Fahrer mit ihrem Anliegen direkt an die Leitung wenden.) Um eine möglichst große Akzeptanz der Fahrersprecher an der Basis und eine optimale Effizienz der Vermittlung zu erzielen, ist im Prinzip für jede Klasse ein Fahrersprecher vorgesehen; Ausnahmen von dieser Regel hat es aus verschiedenen Gründen immer wieder mal gegeben.
Regelgerechtes: In der Satzung des VFV kommen die Fahrersprecher als Begriff nicht vor. Auch fehlen sie in der Broschüre „Konzept 2000, DMSB-VFV Fahrer-Handbuch“, in der ziemlich alles oder doch das Meiste geregelt ist – aber beide Texte sind schon recht alt und überholungsbedürftig. Also handelt es sich bei den Fahrersprechern als „Instanz“ um eine informelle Gruppe, die satzungsmäßig gewiss durch die Formulierung abgedeckt ist, wonach der Vorstand zur Wahrnehmung der anfallenden Aufgaben einen „Beirat“ berufen kann; als ein solcher muss wohl auch das Orga-Team selbst gelten. Entsprechend formlos erfolgen denn auch seit Jahren die Wahlen: Diese sehen praktisch nur eine Art „Zuruf“ im Rahmen der Meisterschaftsfeiern vor, mitunter auch nur informelle Gespräche der Leitung mit Kandidaten vor deren Ernennung. Qualifikations-Anforderungen sind nirgendwo fixiert, auch nicht die Dauer der Amtsausübung.
Zukunftweisendes: Auf der neuen Web-Site der DHM, die am 25.1.18 geschaltet werden soll, heißt es gemäß einer Vorabinformation u.a.:
„Durch unsere neue Organisationsstruktur ist das Gremium der Fahrersprecher die höchste Instanz, in der die Rahmenbedingungen für die Organisation der DHM getroffen werden.“
Gegenüber den bisherigen Gepflogenheiten stellt dieses eine gravierende Aufwertung dar, sind damit doch die Fahrersprecher zu einer Art „Berater-Kreis“ definiert worden, der auf Augenhöhe (?) mit dem Orga-Team über die Rahmenbedingungen der DHM befindet. Damit werden das Gewicht und die Mitsprache der Basis erheblich verstärkt – ein absolut lobenswertes Ziel!
Aber: Verbunden mit dieser erfreulichen Entwicklung und der Aufwertung der Fahrersprecher müssten bestimmte Kriterien erfüllt sein, um die geäußerte Zielvorstellung zu einem richtigen Erfolg werden zu lassen:
- Die Modalitäten, nach denen die Fahrersprecher/innen nominiert/ausgewählt werden, müssen transparent gemacht werden. Dazu gehört die Formulierung eines Anforderungs-/Aufgaben-Kataloges, dem die in Betracht kommenden Funktionsträger gerecht werden müssen (z.B. Vernetzung im Fahrerlager, Sachkompetenz, Bereitschaft zur Übernahme/Kommunikation evtl. unliebsamer Arbeiten usw.; es soll vorgekommen sein, dass Fahrersprecher, zur Mitarbeit in einem bestimmten Bereich gebeten, diese verweigerten mit der Aussage, das gehöre nicht zu ihren Aufgaben).
- Des Weiteren muss es ermöglicht werden, dass sich Interessenten mit Befähigung und Motivation für die Funktion eines Fahrersprechers selbst melden und bewerben können. Damit würde vermieden, dass nur vom Orga-Team „handverlesene“ Kandidaten in Stellung gebracht werden. Zudem muss (damit) ausgeschlossen werden, dass Fahrersprecher nach einem selbst bestimmten Austritt aus (nur: vorübergehender) Loyalität gegenüber einer anderen Person sich selbst wieder in das Amt einsetzen, wie es in der Vergangenheit der Fall gewesen ist (auch wenn sie dazu im Einzelfall gebeten wurden).
- Die Amts-Zeit muss formell festgelegt werden, beispielsweise in Einheiten von Jahren oder Perioden der Amtszeit des Orga-Teams. Damit wird vermieden, dass es den Fahrersprechern persönlich obliegt, ob sie – einmal im Amt – selbst darüber bestimmen, wie lange sie die damit verbundenen Funktionen auszuüben gedenken. Letzteres ist völlig undemokratisch – zumindest in unseren Kreisen sollte es verpönt sein, dass Funktionäre einfach „nicht loslassen“ können.
Und wie hieß es doch unlängst auf einem der Transparente im Vorfeld der Beratungen für eine Große Koalition:
„Wer die Basis nicht ehrt, ist des Regierens nicht wert…“
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