Moto-GL-Kaleidoskop Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke |
Zwischen Colmar Berg und Freiamt:
Versuch einer kommentierten Standortbestimmung
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Vorab, sozusagen als Lese-Warnung; Der nachfolgende Beitrag hat nur wenig mit konkreten Motorrad-Läufen und deren Ergebnissen zu tun, sondern befasst sich hauptsächlich mit strukturellen und personellen Interna des Veteranen-Fahrzeug-Verbandes (VFV), der diesen Sport organisiert.
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Zum Hintergrund: Die personellen Veränderungen im Vorstand des VFV während des zurückliegenden Jahres (und zwar auf den Positionen der Gewählten und Berufenen Beisitzer) haben zu erheblichen Erschütterungen in der „Schnellen Szene“ geführt; diese manifestierten sich insbesondere im Rahmen der Meisterfeier in Schotten. Darüber ist bereits ausführlich berichtet worden. Seitdem zirkulieren verschiedene Schreiben und mündliche Verlautbarungen, die teils die zurückliegenden Ereignisse, teils auch die zukünftige Entwicklung betreffen. Vor allem aber hat es bereits mit Colmar Berg die erste Veranstaltung der neuen Saison gegeben, auf der sich in einer Art von „Nachbeben“ einige Auswirkungen der besagten Vorgänge anhand von konkreten Fakten beobachten ließen. Nachfolgend soll versucht werden, eine Draufsicht der wichtigsten Inhalte zu geben und auf deren Basis eine Standortbestimmung vorzunehmen. Beides mag für die Mitglieder des Verbandes im Vorfeld der für Juni in Freiamt anstehenden Hauptversammlung nützlich sein, u.z. im Sinne von Information und Orientierung.
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A. Zu Colmar Berg 2018
In einem Detail unterschied sich die Veranstaltung in Luxemburg augenfällig von allen anderen VFV-Läufen während der letzten zwanzig Jahre: Es gab kein gedrucktes Programm, in dem die Namen und Maschinen der Starter wie üblich aufgelistet worden wären. Es gab noch nicht einmal einen Aushang mit derartigen Informationen, und es gab auch keine offizielle Verlautbarung, in der auf diese Besonderheit hingewiesen worden wäre. Ein solcher Vorgang ist in vielerlei Hinsicht gravierend, was nicht gesondert betont zu werden braucht. „Dem Vernehmen nach“ (wie es so schön heißt, wenn Informationsunsicherheit herrscht oder konkrete Personen oder Aussagen nicht zitiert werden sollen oder können) war das Fehlen der Programme einem Zwang zum Sparen geschuldet. Man erinnere sich, dass letztes Jahr zwei größere Posten ein gewisses Loch in die Kasse gerissen hatten, nämlich zum einen die Beschaffung des Meeting-Point-Anhängers und zum anderen die Erweiterungsarbeiten am elektronischen Nennungs-Programm. Zudem hatte es Mehrkosten in Hockenheim gegeben, um in letzter Minute noch bei einer anderen Druckerei ein Programm drucken zu lassen, nachdem die zunächst damit beauftragte Firma doch tatsächlich erst am Montag nach der Veranstaltung (!) hätte liefern können. Bei einer angemessenen Planung werden diese Posten im laufenden Jahr nicht wieder zu Buche schlagen, weshalb angesichts der hohen Starterzahlen (in Colmar Berg hatten über alle Klassen hinweg mehr Fahrer gemeldet als je zuvor) kein Anlass zur Furcht vor neuerlichen Defiziten bestanden hätte – aber vielleicht sollte das Minus von vorigem Jahr etwas abgetragen werden. Wenn das so ist, müsste konsequenter Weise und um den Schuldenstand abzutragen bei allen noch ausstehenden Läufen in derselben Weise verfahren werden – nein, das wäre überhaupt nicht lustig. Freuen wir uns angesichts dieser Perspektive auf den „Kölner Kurs“, wo wir mit dem VFV nur Gast beim MSC Porz sind, der von den genannten Misslichkeiten nicht betroffen ist…
Viele Leute rieben sich verwundert die Augen als sie sahen, dass am Samstag früh die Fahrerbesprechung von Stefan Otto moderiert wurde, dieser zudem am Sonntag Nachmittag im Rahmen der Siegerehrung bei der Pokal-Überreichung mit half, und er darüber hinaus wohl Initiator des neu ins Auge gefassten DHM-Superbike-Cups ist -- all dieses, obwohl er doch im zurückliegenden Frühjahr von der Orga-Leitung zurückgetreten war und in einem Schreiben an die Mitglieder des Vorstandes festgehalten hatte, nicht wieder für eine Funktion in der DHM zur Verfügung zu stehen (sich aber eine Mitarbeit im VFV-Vorstand offen gehalten hatte). Bislang galt es als alt-testamentarisch verbrieft, dass die VFV-Läufe Teil der DHM seien. Vielleicht muss das noch einmal für all diejenigen, die das nicht richtig verstehen, definitiv geklärt werden...
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B. Vor der Hauptversammlung in Freiamt am 17. Juni
1. Zur Zusammensetzung des Vorstandes
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Im letzten Jahr sind zwei Personen als neue Mitglieder des Geschäftsführenden Vorstandes in ihre Funktionen gelangt, nämlich der Schatzmeister und ein Gewählter Beisitzer. In beiden Fällen lagen einer Recherche zufolge (die der Autor einsehen konnte) diesen Entscheidungen nicht die in der Satzung dafür vorgeschriebene Wahl durch die Mitgliederversammlung zugrunde. Dadurch sind – die Verlässlichkeit der Recherche vorausgesetzt - nach herkömmlicher Rechtsauffassung die Beschlüsse, die der Vorstand seitdem gefasst hat, satzungswidrig und damit nichtig.
(Gar nicht problematisiert werden soll hier zudem, dass offenbar auch gegen zwei weitere Festlegungen in der Satzung verstoßen wurde.)
Nun wird man vernünftiger Weise die einzelnen Beschlüsse des Vorstandes mit Augenmaß abwägen und nicht gleich alles in Bausch und Bogen in Frage stellen. Aber heikel sind gewiss die Vorgänge um die Besetzung des einen „Gewählten Beisitzers“ (erstmalig in der VFV-Info Heft 3/2017 bekannt gegeben), der kurz darauf die Streichung von Uli Schmidt aus der Liste der „Berufenen Beisitzer“ folgte. Dieser Vorgang ist nicht akzeptabel; daraus müssen Konsequenzen gezogen werden. Es genügt nicht – wie es in der Vergangenheit einmal in anderem Kontext getan wurde – den Verweis auf die rechtliche Fragwürdigkeit damit zu kontern, dass man mit juristischen Mitteln wohl den „gesamten VFV auseinandernehmen wolle“, womit die berechtigte Kritik als Zerstörungswut diskreditiert wurde. Der aus dem Amt gedrängte Uli Schmidt verdient wegen der eben erwähnten Problematik eine formelle Rehabilitation; damit könnte der Vorstand verlorenes Vertrauen der Mitglieder wiedergewinnen. |
2. Zur personellen Besetzung des Orga-Teams
Seit letztem Herbst ist das Orga-Team ohne formelle Leitung. Im Internet-Auftritt der DHM ist für die Spitze mit Dieter Wandelt nur ein Organisations-„Berater“ vorgesehen. Wen dieser berät, wird nicht gesagt. Im Hinblick auf diese Vakanz wird man kaum eine Rückentwicklung der historischen Abläufe in Betracht ziehen. Das ist auch deshalb müßig, weil für die Leitungs-Funktion des Orga-Teams zwischenzeitlich eine Bewerbung vorliegt, u.z. von einer Person, die bereits seit geraumer Zeit im Orga-Team tätig ist. Die besagte Bewerbung wurde vom Vorstand, wie verlautet, „zur Kenntnis genommen“. Das bedeutet, dass sie wohl weiterhin besteht und in diesem Fall auf der Mitgliederversammlung zur Abstimmung gelangen wird. Das Zeitfenster für weitere Bewerbungen ist noch bis zum 3.Juni offen. Es wäre für die anstehenden Wahlen eine Bereicherung und geriete dem VFV zum Wohl, wenn noch weitere Interessenten kandidieren würden; dadurch böte sich eine Entscheidung zwischen mehreren Alternativen, und die Wahl geriete anstelle einer Akklamation zu einer richtigen „Wahl“.
Wie in Colmar Berg verlautete, fehlt es auch noch an Personal für die Technische Abnahme. |
3. Weitere Personalien
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Auf der Tagesordnung für die Hauptversammlung findet sich unter Top 10 Wahlen der Eintrag: „Beisitzer Leitung Rennabteilung (bisher Stefan Otto)“. Das schließt nicht aus, dass er für das Amt wieder kandidiert. Seine Aussagen über die Motive für seinen Rückzug aus dem Orga-Team im Frühsommer des vergangenen Jahres sind diesbezüglich unschlüssig. (Klare Stellung hat er freilich in Bezug auf einige Personen aus dem Orga-Team bezogen, doch soll darauf hier nicht eingegangen werden.)
Von Johannes Gadinger abgesehen, der als Schatzmeister ausscheiden wird, tauchen in der Tagesordnung keine weiteren Namen auf, also auch nicht der von Wolfgang Ziegler. Seit Mitte 2017 leitet er als „Gewählter Beisitzer“ die gesamte Rennabteilung, also Autos plus Motorräder – obwohl von der Mitgliederversammlung entgegen der Bezeichnung der Funktion *nicht* gewählt. Das müsste noch nachbearbeitet werden – in welcher Form auch immer.
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4. Was resultiert daraus?
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Nichts Zwingendes, aber der Eindruck, dass für die Leitung und Struktur des Orga-Teams die bevorstehenden Wahlen im Rahmen der Hauptversammlung von einiger Bedeutung sein werden. Wohl nie zuvor in der Geschichte des VFV hat es eine derart krisenhafte Zuspitzung in der personellen Zusammensetzung der Führungsebene gegeben. Hoffen wir, dass es zu klaren Entscheidungen kommen wird, aus denen die Leitung gestärkt hervorgeht. Eine der Voraussetzungen dafür ist eine hohe Wahlbeteiligung der Mitglieder, weil diese den Funktionsträgern zu einem starken Mandat verhilft. Also: Auf nach Freiamt!! |
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Text und Fotos: Manfred Amelang
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