Nicht ganz, aber in der Hauptsache, nämlich am Sonntag, also dem wichtigsten Tag dieser Ein-Tages-Veranstaltung, war es trocken. Voran gegangen war eine für die Jahreszeit ungewöhnliche Phase heiß-schwüler (Früh-)Sommer-Tage, die ihre Fortsetzung am Samstag-Abend darin fand, dass ein ordentliches Gewitter über dem Fahrerlager tobte und einiges an Regen mit sich brachte. Aber das war es dann auch, denn am nächsten Morgen wölbte sich ein blauer Himmel über das Ganze, und nur während der ersten Pflichttrainings-Läufe war die Piste noch etwas feucht. Zwar kamen ab Mittag Wolken auf, aber es blieb warm und trocken – nicht unbedingt die Regel für die Eifel, aber nach den Witterungsunbilden am Kölner Kurs während der beiden vorangegangenen Jahre war das eine schöne „Wiedergutmachung“ – zu verdanken natürlich der Terminierung dieser Traditionsveranstaltung etwas später im Jahr, nämlich auf die Zeit, zu der früher der Jan-Wellem-Cup ausgetragen wurde. Es wäre ein Segen, wenn diese zeitliche Platzierung so auch in den zukünftigen Jahren erfolgen könnte – aber jedermann weiß, dass in Bezug darauf der MSC Porz in Konkurrenz mit zahlungskräftigen Mitbewerbern aus anderen Motorsport-Serien steht, die ihre Mittel nicht zuletzt dafür einsetzen, die beliebteren Termine zu kaufen.
Zum Drum und Dran: Der Einlass ins Fahrerlager sollte am Samstag gegen 16 Uhr beginnen, und er gestaltete sich für die meisten Anreisenden relativ entspannt: Etwa so viele Teams wie aus den vorangegangenen Wettbewerben ihren Platz räumten, konnten von außen „nachrücken“ und ihren Stand aufbauen. (Es gab aber auch Ausnahmen, wo ohne zunächst erkennbaren Grund von Funktionären Wohnmobile aufgehalten und so zum längeren Warten gezwungen wurden.) Zum guten Ende hatten sich dann allerdings alle auf der nochmals vergrößerten Fläche ausgebreitet – und es ging überall ohne jede Beengung zu.
In kleineren Zirkeln wurde intensiv über die bevorstehende Hauptversammlung des VFV in Freiamt diskutiert. Einmal mehr bestätigte sich dabei freilich der Eindruck, dass zum einen zahlreiche Fahrer gar nicht Mitglied im VFV sind, und zum anderen viele nur ein allenfalls mäßiges Interesse am Verbands-Geschehen sowie der personalen Aufstellung der Führungs-Riege haben – sie wollen hauptsächlich nur fahren, dass das Nenngeld nicht erhöht wird und die Auswertung der Resultate möglichst schon am Montag im Netz steht.
Roger Reising hat seine Funktion in der Historischen Abnahme des VFV niedergelegt. Damit ist ein Mann von der Fahne gegangen, dessen hohe Sach-Kompetenz und nachdrückliches Engagement außer Frage stehen. Großen Dank auch von hier aus für seine enormen Verdienste! Grund für diesen Entscheid waren sachliche und persönliche Differenzen mit Leitungspersonen im Orga-Team. Zudem wurden während des Kölner Kurses ehrabschneidende „Fake News“ in die Welt gesetzt in dem Sinne, dass er nicht gerechtfertigte Hotel-Übernachtungen abgerechnet hätte, obwohl – wie jedem bekannt ist – sein „Hotel“ doch stets sein Wohnmobil gewesen ist. Diese Art von völlig haltloser Diffamierung ist besonders zu verurteilen, weil sie einer Art „Nachtreten“ gleichkommt. Als Nachfolger im Amt ist Berthold Versteegen vorgesehen (oder vielleicht bereits „inthronisiert“).
Ein Sturz und seine Folgen: Im ersten Wertungslauf von A+R+M+S+F+X ging Jörg Scherer ausgangs der Mercedes-Arena die Straße aus; er geriet auf das Gras, verlor die Kontrolle über seine Yamaha SRX 600 und schlug anschließend auf der Piste auf, wo er zunächst bewegungslos liegen blieb. Weil das Feld zu diesem Zeitpunkt noch dicht beieinander lag, kam es zu haarigen Szenen, die für sich alle ohne weitere Schäden ausgingen – aber zahlreiche Fahrer überholten unter GELB oder Doppel-GELB, manche, weil sie sich einen Vorteil davon versprachen, andere, weil sie nicht rechtzeitig „zumachen“ konnten, um dem Vordermann auszuweichen. Bis Jörg von der Ambulanz geborgen werden konnte, vergingen ein paar Runden (man hätte auch mit ROT abbrechen können), sodass sich das Fehlverhalten wiederholen und somit häufen konnte. Die Rennleitung reagierte darauf in einer einzigartigen Weise: Zum einen wurden über Lautsprecher einzelne Fahrer direkt zum Rapport gerufen, wo ihnen individuell „die Leviten gelesen“ wurden; zum anderen wurden alle Starter der Klasse zu einem gemeinsamen Termin einbestellt, und um dafür eine vollständige Teilnahme zu gewährleisten, wurde die Starterlaubnis zum zweiten Wertungslauf von der Anwesenheit bei der allgemeinen Belehrung abhängig gemacht. Auf diesem Wege erfuhren die Betreffenden (einmal mehr), welche Bedeutung die verschiedenen Flaggen haben, und im Weiteren, wie sich der Veranstalter den Startvorgang in den zwei zeitlich etwas versetzten Gruppen gedacht hatte. Viel wichtiger noch: Bald stellte sich heraus, dass die Verletzungen von Jörg weniger gravierend waren, als zunächst befürchtet – auch von hier aus alle guten Wünsche für eine baldige und vollständige Genesung!
Einige Beobachtungen vom Pisten-Rand:
- In J+K+U entwickelte sich im ersten Wertungslauf ein atemberaubendes Duell zwischen Tilmann Runck (Seeley-Matchless, 1968) und Cord Warneke (Velocette, 1958). Die Velo lief wie die Pest, und vor sowie in engeren Kurven konnte Cord mehrfach aufschließen und er hatte dann auch im Zieleinlauf die Nase vorn, und zwar in beiden Läufen. Damit nicht genug: Auch in V konnte Cord seinen härtesten Konkurrenten hinter sich lassen, was zeigt wie gut an diesem Tag Mann und Maschine auf den Kurs passten.
- Bärenstark auch wieder Hansueli Wyssen, der „fliegende Schornsteinfeger“ aus der Schweiz, auf seiner Vorkriegs-Velocette
- Frust hingegen für Uli Schmidt, der seine beiden Gileras mit technischen Problemen zur Seite stellen musste, die „kleine“ wegen eines sich anbahnenden Kurbelwellen-Schadens, die „große“ mit Magnet-Defekt
- In L (die zusammen mit H+E) war mit Manuel Schleif ein einziger Fahrer am Start. Der junge Mann ist noch neu in der Szene und beindruckt damit, wie er auf den Geraden förmlich in den Tank seiner Kreidler hineinkriecht, um den Luftwiderstand zu minimieren.
- Ähnlich „klein“ macht sich nur Hans Insel, um das Leistungs-Manko seiner 125er DKW RT gegenüber den Hubraum-Riesen seiner Klasse etwas wett zu machen – zum Teil mit beachtlichem Erfolg, konnte er doch beispielsweise auch einer Vorkriegs-BMW durchaus Paroli bieten.
- Mike Nagel erweist sich immer mehr als ein hingebungsvoller und kompetenter Racer. Meist findet er sich trotz Hubraum- und Leistungs-Defiziten gegenüber anderen Maschinen unter den Kämpfern um die Führung, ohne dass darunter die Gleichmäßigkeit leiden würde – in der GL-Wertung fuhr er einmal mehr den ersten Platz in der Summe der beiden Läufe heraus. Kaum weniger erfolgreich sein Vater Dieter, der mit seiner Ducati Pantah in M – und damit in derselben Gruppe wie Mike – fährt und dieses Mal Zweiter wurde.
- Meine Manx ist in den Besitz von Frank Westphal übergegangen, also einem Gespann-Fahrer, der nicht alle Läufe unserer Serie bestreitet, aber sehr beherzt zur Sache geht und vorne mit dabei ist. Man darf gespannt sein, wie er unter den Solisten auftritt, wenn er auf der Norton an den Start geht.
Zur Pokal-Vergabe: Sehr erfreulich ist, dass der MSC Porz - im Unterschied zum VFV - in jeder Klasse Pokale vergibt, also nicht nur für die Besten aus den jeweils zusammen gelegten Gruppen (wie z.B. B+P+O+T). Auf diese Weise erhielten im Rahmen der von Timo Neumann moderierten Siegerehrung also auch der einzige Starter in L oder das Gespann von Horst und Kevin Schöns in C einen Pokal, und es wurden die Platzierungen 1 bis 4 bedacht, wenn zahlreiche Fahrer am Start waren. Die Regelung zeigt, dass es nicht an den Kosten der Pokale (geschätzt ca. 35 Euro pro Stück) scheitern muss, die einzelnen Klassen gesondert zu bedenken – vielleicht nachahmenswert für den VFV: das Geld, das zumindest im vorigen Jahr für die über alle Klassen hinweg jeweils Tagesbesten ausgegeben wurde, könnte für eine solche Ausgabe verwendet werden. |