Moto-GL-Kaleidoskop
Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke
    
 Schottenring Grand Prix 2018 

Schotten2018Programm 

Vorab-Bemerkung: Der nachfolgende Beitrag beschränkt sich auf die oberhessische Veranstaltung – obwohl im Vorfeld das Geschehen in zwei verschiedenen Foren unseres Sportes für erhebliche Aufregung gesorgt hatte, Irritationen, die auch in Schotten immer wieder zum Ausdruck gebracht wurden. Im Grunde geht es dabei um das Spannungsfeld zwischen dem Recht auf freie Meinungsäußerung einerseits und dem Anspruch auf persönliche Unversehrtheit andererseits. Da diese Thematik aber nichts mit dem Inhalt und Verlauf des Schottenring GPs zu tun hat, soll darauf später in einem gesonderten Kommentar eingegangen werden.

L1120830Das neue Fahrerlager: Sozusagen die „Achilles-Ferse“ der Veranstaltung in Schotten sind seit jeher das Fahrerlager und seine unbefriedigende Infrastruktur. Insbesondere die große Wiese hat manchen Fahrer vor fast unlösbare Probleme gestellt, zumal bei starkem Regen, der den Boden knöcheltief aufweicht und mitunter heftig durch die Aufbauten strömte. Oftmals mussten beispielsweise bei den letzten drei Veranstaltungen, die durch schlechtes Wetter beeinträchtigt waren, die Teilnehmer bzw. deren Fahrzeuge mit schwerem Berge-Gerät geborgen werden.
Da nunmehr die bereits seit langem geplanten Bau-Maßnahmen für ein großes Sozial-Zentrum konkret in Angriff genommen wurden, musste zwingend gehandelt werden. Die Verantwortlichen entschieden sich letztlich dafür, das Areal unterhalb der Seestraße zu nutzen, zwar ebenfalls ein Wiesengelände, dessen südliche Teile allerdings eben auslaufen; ein Teil davon als Fahrerlager und der benachbarte als Camping-Platz für Besucher. (Letzteres war bereits in der Vergangenheit mehrmals so praktiziert worden.) Zum Fahrerlager-Teil wurde das Gelände erklärt, das näher am See lag, also von der Strecke weiter entfernt war als der Camping-Platz. Die hier platzierten Fahrer, die vom Geschehen auf der Rennstrecke etwas mitbekommen wollten, mussten damit ziemlich weite Wege gehen.
Warum gerade diese Anordnung und nicht eine mit getauschter Reihung gewählt wurde, bleibt unklar; insgesamt bot sich aber ein sehr gefälliges Bild – was natürlich von dem hochsommerlichen Wetter auf das Beste unterstützt wurde. (An dieser Stelle ein herzlicher Glückwunsch an die Veranstalter, die endlich mal wieder bei angesagt schönem Wetter ordentliche Zuschauer-Zahlen begrüßen konnten…) Die sanitären Anlagen können allerdings auch weiterhin nicht entfernt mit denen permanenter Rennstrecken verglichen werden, Waschgelegenheiten fehlen, soweit das beurteilt werden konnte, und wenn ein längerfristiges Tief Starkregen beschert, wird es auch hier wieder Probleme geben.

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Eine sehr gute Nachricht: Der Vorsitzende des MSC Schotten verkündete am Freitag Abend, dass für die nächsten drei Jahre die Strecke erneut homologiert worden sei, d.h. allen Unken-Rufen zum Trotz, die immer wieder zu hören waren, ist der Schottenring-GP für die nächste Zukunft gesichert. Von den Teilnehmern der Begrüßungs-Veranstaltung in der Postkurve wurde diese Mitteilung mit langanhaltendem Beifall begrüßt. Überhaupt: Immer wieder gelingt es den Verantwortlichen in Schotten, eine besonders familiäre Atmosphäre und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen Fahrern und Funktionären zu schaffen. Dieses Mal wurden alle freiwilligen Helfer vor die Bühne gebeten (und das waren wirklich sehr viele…), auf der u.a. die Bürgermeisterin und zwei „Prinzessinnen“ auftraten. Später war zu vernehmen, dass die ehrenamtlichen Helfer mit dem Aufbau der Strecke bereits montags beginnen und dafür ca. 5.000 Strohsäcke ausbringen, darüber hinaus der Veranstalter für die Sondernutzung der Landes- und Kreis-Straßen, um darauf die Läufe austragen zu können, rund 600 Euro pro Tag an den Staat abführen muss – ganz schön „happig“..
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L1120864Am Vorstart waren mehrere große Schirme aufgestellt worden, die die Fahrer vor der sengenden Sonne schützen sollten – endlich ist jemand auf diese gute Idee gekommen. Wie häufig haben in der Vergangenheit Starter in der Hitze geschmort oder waren dem Regen ausgesetzt – bitte auch die nächsten Jahre beibehalten! 


L1120822Ehrungen: Beginnend mit 1989 war die aktuelle Veranstaltung die dreißigste in ununterbrochener Reihenfolge, und Ewald Dahms war jedes Mal dabei. Darüber hinaus war er einer der Initiatoren und unermüdlicher Organisator der sogenannten Taxi-Fahrten, deren Ertrag stets sozialen Einrichtungen zugeführt wird. Dafür dankte ihm der Vorsitzende des MSC Schotten, Wolfgang Wagner-Sachs, mit einer Ehren-Urkunde, was ebenfalls von den Besuchern mit großem Beifall bedacht wurde. Lieber Ewald, auch von hier aus herzlichen Glückwunsch und weiterhin Alles Gute!

Der Abschied von seiner verdienstvollen Aufgabe als Rennleiter steht für Manfred Hirth zum Jahresende an, doch wird er auch die 31. Auflage des Schottenring GP noch einmal letztmalig leiten. Schon an dieser Stelle und aus gutem Grund: Danke, Manfred, und alles Gute weiterhin! Ähnliches gilt für den allseits bekannten Streckensprecher Günter Bopp, der sich mit Timo Neumann die Moderation der einzelnen Klassen teilte, sachkundig, souverän und unterhaltsam.

Zum Reglement: Dem Vernehmen nach wird in Zukunft die erst für diese Saison aus der Taufe gehobene Klasse „30 Jahre Superbike“ nicht weiter geführt werden, jedenfalls nicht als DHM-Lauf. Das Nennungsaufkommen war offenkundig nicht ausreichend.

Auch in anderen Bereichen war ein „Austrocknen“ unverkennbar: In K, einstmals so etwas wie die Königsklasse, hatten gerade mal sechs Starter genannt; leider fehlten darunter u.a. Cord und Cordula sowie Franz Heller. Vor fünf Jahren waren es noch 24, um 2002 um die 40 Starter gewesen. Viele der damaligen Teilnehmer haben wohl mit ihrem altersbedingten Rückzug vom Sport ihre Maschinen mit ins „Wohnzimmer“ genommen. Einen gewissen Ersatz für die dadurch entstehenden Lücken im Programm wird mit spektakulären Auftritten wie den IDM Sidecars etwas kompensiert – aber diese heulenden Granaten mit ihren durchdrehenden Hinterrädern sind inmitten historischer Geräte natürlich etwas fremd platziert. Hingegen konnte der Laverda-Cup sehr gut gefallen. Das galt auch für das Auftreten der Jugend des MSC Schotten mit ihren Maschinen – wo gibt es das sonst noch?

Etwas zum Sport:

L1120851- Erstaunlich, wie sich einige der hier zahlreicher vertretenen Fünfziger innerhalb des Feldes von E+H+L behaupten konnten – wozu sie natürlich der Kurs etwas begünstigte.

- Es war wohl in U, wo kurz hintereinander zwei Fahrer mit abgerissenen Schaltgestängen in den Auslauf rollten – beschädigt offenkundig von dem Strohballen in der Schikane.

  • Ein seltener Defekt beendete die gewohnt schnelle Fahrt von Klaus Jung in W: Er musste sich mit einem Plattfuß im Hinterrad vom Lumpensammler zu seinem Standort bringen lassen.

  • Noch schlimmer erging es einem Fahrer, dessen Name nicht genannt zu werden braucht: Im Pflichttraining fiel der linke Vergaser runter, deshalb nur vorletzter Startplatz; im Wertungslauf durchs Feld gepflügt und bis zum Abbruch des Laufes auf den vierten Platz nach vorn gekommen, aber ganz ungleichmäßig, wieder ganz hinten. Dann im zweiten Wertungslauf – ja, richtig – wieder der linke Vergaser abgefallen, trotz Sicherung, neuer Gummi-Ringe usw. Null Punkte; da hilft nur die Rückbesinnung auf den olympischen Gedanken…


Der Termin für den 31. Schottenring Grand Prix steht bereits fest: 17. bis 18. August 2019. Darauf kann man sich bereits freuen.

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Text und Foto: Manfred Amelang

weitere Fotos vom Schottenring 2018 in der "Galerie"

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