Eine Bemerkung vorab: Der nachfolgende Beitrag ist etwas länger als gewohnt - Hockenheim ist halt in jeder Hinsicht eine „große“ Veranstaltung. Ungeduldige oder eilige Leser orientieren sich bitte an den Überschriften, um sich damit auf die für sie relevanteren Teile zu beschränken.
Zum Einlass ins Fahrerlager: Jede unserer Veranstaltungen beginnt konkret vor Ort mit der Einfahrt ins Fahrerlager. Das bedeutet in Hockenheim – und meistens: nur hier - in aller Regel erst einmal einen gewaltigen Stau; die Schlange der angekommenen und angehaltenen Fahrzeuge reicht über die Autobahnbrücke zurück bis in den Ort hinein. Das Warten, das Zwischenparken auf dem Gelände neben und vor der Strecke sowie das meist eher zähe An- und Weiterfahren ist Stress ohne Ende. Erzeugt wird diese Situation durch mindestens zwei Faktoren: Zum einen durch den Umstand, dass das Motodrom auch intensiv von anderen Veranstaltungen genutzt wird, die gewöhnlich bis zum Nachmittag des Anreise-Tages andauern, dieses Mal: bis 15 Uhr, und vor diesem Zeitpunkt kann aus naheliegenden Gründen kein Einlass für Neuankömmlinge gewährt werden. Zum anderen die besonders große Zahl von Teilnehmern; heuer sollen es mehr als 500 Fahrer gewesen sein, also fast doppelt so viele wie bei den anderen Läufen. In Bezug auf diese Faktoren fällt es schwer, eine befriedigende Lösung zu finden – originelle Vorschläge sind dringend benötigt. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn „Early Birds“ dadurch eingebremst werden könnten, dass bei *allen* Veranstaltungen konsequent erst exakt zu demjenigen Zeitpunkt eingelassen wird, der in der Einladung ausgewiesen ist; genau das ist aber kaum jemals der Fall. Wie häufig ist es vorgekommen, dass diejenigen, die sich danach richteten, bei ihrer Ankunft ein Fahrerlager schon proppevoll vorfanden!
Zur Strecke: Gefahren wurde auf dem sog. „Kleinen Kurs“, also dem mit der Kurzanbindung hinter dem Fahrerlager. Die Kürze dieser Strecke bedeutete angesichts der großen Fahrerfelder fast durchweg sehr dichten Verkehr auf der Piste; einige Stimmen fanden dieses für die Gleichmäßigkeit abträglich und - insbesondere die schnellen Klassen und die Leute von der IHRO - als gefährlich. Und in der Tat kam es dann ja in der Schikane am Ende der Querspange zu mindestens zwei Unfällen. Möglicherweise war es jedoch das letzte Mal, dass diese Streckenführung benutzt wurde. An der Innentribüne A am Eingang ins Motodrom haben bereits Bauarbeiten an dem „Porsche Experience Center“ begonnen, für das Porsche als Pächter auftritt. Auf 4.500 Quadratmetern und drei Etagen sollen Eventflächen, Veranstaltungsräume, Werkstätten und Showrooms entstehen. Außerdem wird das nebenan gelegene Gelände des bisherigen ADAC- Fahrsicherheits-Training von Porsche angemietet und darauf u.a. ein Off-Road-Kurs angelegt, auf dem Trainings- und Handlingsfahrten durchgeführt werden können – all dieses, damit die Sportwagenmarke Porsche, wie es in einer Presse-Verlautbarung heißt, „hautnah von Kunden und Fans erlebbar wird“. Diesem Vorhaben wird wohl ein Stück der „Querspange“ zum Opfer fallen.
Das Programmheft und Ein- sowie Auslass-Karten: Dieses Jahr war das gedruckte Heft zwar ab Freitag verfügbar, aber es listete – ungefähre Schätzung – über alle Klassen hinweg nur etwa ein Viertel der Fahrer auf, die genannt hatten und auch am Start waren. (Nachfragen bei betroffenen Fahrern ergaben, dass die Nennung jeweils rechtzeitig erfolgt war.) Das minderte verständlicher Weise den Wert des Programmheftes erheblich; manche sprachen davon, dass es deshalb die 2 Euro nicht wert wäre, die Käufer dafür entrichten mussten. Zudem – bislang einmalig! – fehlte bei den Gespannen durchgängig der Name des Beifahrers; ob dafür der Platz nicht reichte oder sie nicht als ebenbürtig zu den Fahrern erachtet wurden, entzieht sich der Kenntnis. Und für den Präsentationslauf des VFV war überhaupt keine Liste der Teilnehmer enthalten – was die Hintergründe von all dem waren, konnte vor Ort trotz angestellter Bemühungen nicht in Erfahrung gebracht werden; dem Vernehmen nach hatte das Nennbüro zwischenzeitlich seinen (gewiss: wohl-verdienten !) Urlaub angetreten.
Das wiederum hatte durchaus Folgen, denn nun war unklar, wer beispielsweise für die Ausgabe von Eintrittskarten verantwortlich war. (Manche Fahrer wussten überhaupt nicht, dass es diese überhaupt gab, andere erfuhren ganz zufällig davon, etwa weil sie sahen, wie Anderen die Karten ausgehändigt wurden.) Verbürgt ist, dass jemand, der berechtigter Weise nach Eintrittskarten fragte, von „höchster Stelle“ erst mal mit dem Hinweis abgefertigt wurde, dass die Nennbüro-Zeiten vorüber seien. Darauf aufmerksam gemacht, dass die besagten Zeiten doch nirgendwo gestanden hätten, gab es dann doch die erbetenen Karten – ansonsten ein ziemlich ungeregeltes „Geschäft“, denn die Karten oder das bekannte Armbändchen hätten bei der Papier- oder der Technischen Abnahme *routinemäßig*, also ohne Nachfragen oder gar Bitten, an jeden Fahrer ausgehändigt werden müssen – nichts von alledem..
Die Zeitnahme: Es gab mehrere Anzeichen dafür, dass die Zeitnahme mitunter Probleme hatte; manche befürchteten gar, dass es dabei zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei. Nun weiß jeder, dass es nachgerade „per Gesetz ausgeschlossen“ ist, gegen die verlautbarten Zeiten Einspruch einzulegen – wo kämen wir denn da hin? Aber es muss erlaubt sein, auf konkret beobachtbare Ereignisse einzugehen. Dazu zählen etwa nervige Verzögerungen bei der Siegerehrung: Der Zeitplan sah vor, dass für alle VFV-Klassen, die bis 13:55 Uhr ihre Läufe abgeschlossen hatten, die Siegerehrung 14:30 Uhr stattfinden sollte. Tatsächlich mussten die Teilnehmer aber mehr als drei Stunden warten, nämlich bis 17:45 Uhr. Das hatte zur Folge, dass dann nur noch sehr wenige Fahrer anwesend waren. Auch dann lagen noch nicht alle Ergebnisse vor; obwohl z.B. A und R gemeinsam gewertet werden, wurde nur A aufgerufen. - war schon etwas merkwürdig. (Inzwischen liegen auch für R die Resultate vor.) Dieses sind unbestreitbare, objektive Fakten. Dafür verantwortlich ist jedoch ein komplexes Geschehen, das die Zeitnahme erst einmal bewältigen musste: Weil es in R einen rot-beflaggten Abbruch gab, ordnete Wolfgang Ziegler an, dass – im Hinblick auf die DHM-Wertung – die Resultate *aller* Klassen auf drei Wertungsrunden beschränkt werden sollten, was natürlich zusätzliche Zeit erforderte. Es hätte einigen Unmut verhindert, wenn man dieses konkret kommuniniziert hätte.
Im weiteren zählt dazu der „Fall“ von Hansueli Wyssen, dessen zweiter Wertungslauf in E als DNF gewertet wurde, obwohl er fest darauf besteht, den Lauf ordnungsgemäß zu Ende gefahren zu haben, was auch Zeugen in einem solchen Sinn bestätigen. Die Orga-Leitung wollte aber bislang seinen Einspruch nicht unterstützen, obwohl er für 11 Runden, also auch für die letzte, Zeiten aufweist und insofern alles in Ordnung zu sein schien. Aber: Anscheinend wurde die schwarz-weiß-karierte Flagge einem Mitbewerber gezeigt, der kurz nach Überfahren der Ziel-Linie Wyssen und evtl. weitere Fahrer noch überholte – so eine Erklärung. Jedenfalls wurde Hansueli nun mit roter Flagge daran gehindert, noch seine allerletzte Runde zu drehen – in diesem Fall wegen offensichtlichen Fehlverhaltens von Fahrerkollegen. Das ist schwer zu akzeptieren; die Verantwortlichen müssten hartnäckiger darauf hinweisen, dass jegliches Überholen nach dem Abwinken strikt untersagt ist, weil dieses die Rennleitung, die Zeitnahme und Fahrer in Probleme bringen kann. Den Einspruch von Hansueli abzuweisen etwa mit dem Hinweis darauf, er habe die 30-Minuten-Frist nach dem Ende des Laufes für einen Protest nicht eingehalten, wäre nur allzu billig – stellen wir uns doch mal vor, welches Chaos entstünde, wenn alle Fahrer unmittelbar nach dem Ende eines Laufes zum Aushang rennen, um zu schauen, wie es stehe. Weil für einige Klassen wegen Abbruch von Läufen nicht ausreichend viele Runden gewertet werden konnten, wird offenkundig (Stand: 13.09) *keines* der Ergebnisse von Hockenheim für die DHM-Wertung herangezogen - bitteres Pech für jene Fahrer, die hier gut abgeschnitten haben, aber letztlich unvermeidlich.
Während der Veranstaltung wurde Harald Kurzer zur Zeitnahme gerufen, um dort folgendes zu erfahren: Sein Transponder, den er vor einem halben Jahr als Neu-Teil erworben hatte, löste nicht mehr zuverlässig am Computer der Zeitnahme das entsprechende Signal aus. Deshalb habe man ihn mit der Lichtschranke handgestoppt; aber in einer Runde sei er im Pulk über die Ziellinie gesaust, weshalb es da keine Messung gab. Eine Runde später dann wieder Lichtschranken-Messung mit dem Resultat, dass nunmehr eine Total-Zeit für die (Summe der) beiden letzten Runden vorlag. Das bedeutete zunächst den letzten Platz in der GL-Wertung für diesen Lauf. Allerdings wurde dann einvernehmlich eine Korrektur vorgenommen, die ihn weiter nach vorn brachte. Das zugrundeliegende Problem scheint nach ersten Einschätzungen von grundsätzlicher Natur zu sein und wird momentan weiter untersucht. Es spricht einiges dafür, dass die verschieden-farbigen Transponder (rot für Motorräder und Autos, gelb für Karts) und diejenigen von verschiedener technischer Aktualität (ältere und jüngere) nicht in gleicher Weise kompatibel sind mit den neuen Decodern der Zeitnahme; denkbar ist aber auch, dass es sich um ein Software-Problem handelt, jedenfalls wird daran noch geknobelt.. ..
Die Gastronomie: - war wieder einmal indiskutabel. Für vier Tage und mehr als 500 Aktive plus ca. 300 Zuschauer leisteten ein Döner-Stand, ein Hot-Dog-Posten und ein „Catering“ am Boxen-Ende die Versorgung mit etwas Essbaren (abgesehen von einem Kiosk, der Klöße anbot und mehreren Getränke-Ständen). An den ersten beiden Tagen war eigentlich nur der Döner durchgehend geöffnet. Die damit gewährleistete Angebots-Palette war – gelinde gesagt – bescheiden. Unerreicht bleibt Schleiz, das man sich gern als Vorbild nehmen könnte, zumal wir doch nicht die einzigen sind, die die Infra-Struktur des Motodroms nutzen!
Kuriositäten: Die Technische Abnahme nahm gegen 17:15 Uhr am Donnerstag ihre Arbeit auf. Zur gleichen Zeit hinderte eine Bedienstete am Eingang zum Boxenbereich kategorisch alle Fahrer, die ihre Maschine zur Abnahme schieben wollten, am Weitergehen – erst ab 18 Uhr werde die Abnahme beginnen. Der Hinweis, in der Einladung stehe aber doch „17 Uhr“, begegnete sie mit dem schlagenden Argument: “Ich habe meine Weisungen, und daran muss ich mich halten!“. Später hatte ein höherrangiger Funktionär dann ein Einsehen und entließ die wartenden Fahrer aus ihrer Parkposition vor dem Sachs-Haus.
Gegen 21 Uhr setzte Starkregen ein. Die vor der Abnahme-Box noch auf Abfertigung wartenden Teilnehmer drängten deshalb in die Halle, die gleich darauf brechend voll war. Das aber erlaubte kaum noch ein Arbeiten, wie Stephan Hilberg berichtet, denn auch die „abgenommenen“ Fahrer wollten aus naheliegenden Gründen nicht eben gern raus in das knöcheltief stehende Wasser. Derweil lief der Tunnel voll, der das Motodrom-Hotel mit dem Fahrerlager verbindet; noch am Freitag Mittag war ein Spezial-Unternehmen damit befasst, die Röhre leer zu pumpen.
Zum Sport: Die Präsentations-Läufe des VFV zeigten eine besonders attraktives Maschinen-Feld. Optisch und vor allem *akustisch* ragten daraus die beiden von Gerhard Fischer und Uli Schmidt bewegten Vierzylinder MV-Agusta bzw. Gilera heraus, des weiteren eine von – ja, wer war das denn, wo nichts im Programm davon stand? – pilotierte MV-Drei-Zylinder. Das schrille Gekreische dieser wunderbaren Motoren ließ wohl den meisten Zuhörern eine Gänsehaut über den Rücken laufen – wunderbar!
Wie eben erwähnt, war Uli Schmidt wieder dabei – schön so und weiter so. Neben der Präsentation fuhr er in E und K jeweils seine Saturno-Einzylinder, und gewann prompt die Tageswertung in E. Bei der Sieger-Ehrung schlug er den Händedruck von Wolfgang Ziegler nicht aus – Respekt, das hätte nicht jeder so hinbekommen.
In J + K (natürlich auch bei IHRO, aber das ist natürlich eine völlig andere Geschichte ebenso wie die Schweizer Wettbewerbe, die hier nicht das Thema sind) ebenso wie etwa in V und W fuhren die Spitzenleute furchterregende Schräglagen. Dieses wurde besonders deutlich, wenn man sich mal eine andere Ecke als etwa die Sachs-Kurve zum Zugucken aussuchte. Nach der Beobachtung der früheren Konkurrenten tief beeindruckt zum Standplatz zurückgekehrt, machte sich ein klammheimlicher Stolz dahingehend bemerkbar, mit diesen Kollegen, nein: nicht mitgehalten, aber doch mit ihnen zusammen gefahren zu sein…
Es bestätigte sich auch der bereits früher gewonnene Eindruck, dass die ex-Peddack-Maschine in die Hände eines begabten und mutigen Fahrers geraten ist: Christian Müller fährt nicht nur zügig, sondern macht sich auf dem Gerät so klein, wie es nur irgend geht.
Gut unterwegs war auch Cordula, dieses Mal auf einer 500er Zweizylinder-Triumph, die schnurrte wie ein Uhrwerk – eine interessante Maschine, die einer gesonderten Betrachtung wert wäre.
Nach einem frustrierend-mäßigem Trainings-Ergebnis, das sich u.a. auf den Umstand zurückführen ließ, zum ersten Mal dieses Jahr an den Start gegangen zu sein, gewann Sabine Böhm den ersten Wertungslauf in H – nur allzu verständlich, dass sie „schier aus dem Häuschen“ war und alle ihre Freunde an ihrer Ausgelassenheit teilhaben lassen wollte.
Große Freude herrschte auch bei Vater und Sohn Nagel, stand doch bereits am Samstag Abend Mike mit seiner Suzuki in Klasse A als Jahres-Klassen-Sieger fest, weil er von keinem Konkurrenten in den ausstehenden Läufen noch eingeholt werden könnte. Herzlichen Glückwunsch dazu! Zur Erinnerung: Mike ist seit 2016 neu in der Szene und hat nicht nur auf Anhieb den Titel errungen, sondern diesen Erfolg in den Jahren 2017 und nunmehr 2018 wiederholt, ganz abgesehen von den Platzierungen in der DHM – eine Art „Wunderkind!“. Nach bestem Wissen hat vergleichbares noch niemand anderes geschafft.
Abschließend sei allen Fahrer-Kollegen, die auf welche Weise auch immer bei den Läufen einen Unfall oder einen Sturz nicht vermeiden konnten und dabei verletzt wurden (unser Sport hat leider auch eine richtig ungesunde Seite…), von hier aus gute Besserung gewünscht. Namentlich richten sich diese Wünsche u.a. an Wilfried und Margita Schmahl sowie Cord Warneke und seinen „Zimmerkameraden“ Jörg Schäfer in der Ludwigshafener Klinik.
Bei einem Besuch vor Ort stimmte Cord gern dem nachstehenden Vorher-Nachher-Vergleich zu und grüßt seine Freunde und Kameraden ganz herzlich:
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vorher: K65 |
nachher: Cord im Bett. |
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