Moto-GL-Kaleidoskop
Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke
    
Zwischen „Hockenheim Classics 2018“ und der Meisterfeier in Schotten:


Eine Nachlese

Bemerkung vorab zum Inhalt: Der nachfolgende Text befasst sich mit Vorgängen bei den „Hockenheim Classics 2018“; diese sind hier bereits vor einigen Wochen angesprochen worden. Nunmehr sollen Probleme und angelaufene Entwicklungen thematisiert werden, die seinerzeit offen geblieben waren.

AUFKLÄRUNGEN: Im Nachgang zu der Kolumne über die „Hockenheim Classics 2018“ hatte ich am 3. Oktober an das Nennbüro (also Sabine und Markus Massot ) die beiden folgenden Fragen gerichtet:

1. Woran hat es gelegen, dass im Programmheft der Hockenheim Classics 2018 unter den einzelnen Klassen nur ein Bruchteil derjenigen Fahrer/innen aufgelistet war, die rechtzeitig genannt hatten?

2. In der Fahrer-Info des VFV-DHM habt Ihr geschrieben, dass die Ergebnisse der „Hockenheim Classics 2018“, die im Internet stehen, *nicht* identisch seien mit denjenigen, die der Siegerehrung zugrundegelegen hätten. Sinngemäß lässt sich daraus erschließen, dass die „Siegerehrungs-Listen“ später vor der Veröffentlichung noch korrigiert, also berichtigt wurden. Bedeutet das, dass die „Siegerehrungs-Listen“ zumindest zum Teil nicht korrekt waren?“

SchmahlSchmahlinSchottenDarauf antwortete am 4. Oktober Wilfried Schmahl wie folgt (und ihm ist dafür ausdrücklich zu danken, weil seine Darlegungen von genereller Bedeutung sind):

Erklärung/Antwort zu 1: (…) „In Metz waren wir noch nicht im Stande, ein Programmheft zu erstellen. Dazu haben wir uns aber eine entsprechende Software zugelegt, die Dinge mit einfachen Mitteln selbst erstellt und günstig über einen Internet-Drucker umgesetzt. Bei Veranstaltungen wie Kölner Kurs und Schotten erstellt der Veranstalter die Programmhefte. Die Betreibergesellschaft Hockenheim beauftragt dafür ihren Marketingpartner. Dieser hat aus terminlichen Begebenheiten den Teilnehmerstand vier Wochen vor Veranstaltung im Programmheft eingepflegt. Leider sind dadurch eine erhebliche Zahl Teilnehmer nicht abgebildet worden.“

Kommentar: Mit dieser Darlegung erfahren wir, dass es im Nennbüro eine neue Software gibt und dort das Programmheft nunmehr weitgehend mit „Bordmitteln“ erstellt werden kann. Zusätzlich wird erklärt, warum es in Metz gar kein Programm gegeben hatte. Aber: Nach den schlimmen Erfahrungen in Hockenheim vom Vorjahr (Programme hätten erst am Montag *nach* den Läufen vorgelegen, wenn nicht „in letzter Minute“ eine andere Druckerei beauftragt worden wäre – was mit Mehrkosten verbunden war) wäre es gewiss ratsam gewesen, der Betreibergesellschaft im Vorlauf zu signalisieren, dass spätestens eine Woche vor der Veranstaltung alle für das Programmheft relevanten Unterlagen (bitte auch mit den Namen der Beifahrer bei den Gespannen!) eingereicht würden und die Betreibergesellschaft in diesem Sinne die Druckerei vorab benachrichtigen möge, damit dort ein entsprechendes Zeitfenster für die Druckarbeiten frei gehalten würde. Falls dabei in Zukunft keine verbindliche Bestätigung erhältlich ist, sollte der Auftrag schlicht an eine andere Druckerei gehen.

Erklärung/Antwort zu 2: „Die hohe Zahl der Starter stellte unseren bisherigen Partner für die Zeitermittlung unter enormen Druck. Dazu kam noch eine gewisse Unruhe in die Läufe und Zeitermittlung, bedingt durch einige Verzögerungen und Stürze. Schlussendlich erhielten wir die Wertungsbögen für die einzelnen DHM-Klassen verspätet, aber in ordentlicher Form und so ausgestattet, dass die Rennleitung sie absegnen konnte. Entsprechend dieser Dokumente wurde dann auch die Siegerehrung vorgenommen. Was dann berechtigter Weise zu Irritationen führte, war die Veröffentlichung anderer Wertungslisten (im Internet) durch unseren bisherigen Partner.“

Kommentar: Damit wird bestätigt, dass es – verursacht durch die extrem schwierigen Randbedingungen, für deren Zustandekommen kaum jemand verantwortlich zu machen ist – zwei unterschiedliche Listen gab, nämlich zum einen diejenigen, die den Siegerehrungen zugrunde lagen, und die anderen, die nach der Vornahme von Korrekturen ins Netz gestellt wurden. Aber: Es bleibt damit (wohl für immer, und das ist vielleicht ganz gut…) offen, welches die letztlich „richtigen“ waren, also diejenigen, die das Geschehen auf der Strecke regelkonform abbildeten.

Wilfried Schmahl legt in seinem Schreiben darüber hinaus dar, dass das Orgateam „zum Glück kurzfristig einen neuen Partner für die Zeitmessung und Wertungsermittlung finden konnte. Das ist nicht einfach, da die meisten Zeitnehmer keine Möglichkeit haben, die Gleichmäßigkeitsmessungen und Ermittlungen durchzuführen. Der neue DHM-Partner hat den Job dann auch bereits in Oschersleben übernommen und gut über die Bühne gebracht. Im Dialog wird er seine Software noch auf den DHM-Modus anpassen. Mit dem Einstieg in die DHM hat er dann auch neben der IDM die beiden höchsten Deutschen Motorrad Rennsportserien im Terminkalender.“

Kommentar: Die Formulierung zu der noch weiteren Anpassung der Software auf den DHM-Modus lässt für die Sorge etwas Raum, dass vielleicht doch nicht alles „gut über die Bühne gebracht wurde“. Als Außenstehender mag man sich zudem mit der Frage herumplagen, ob sich hinter dem „kurzfristig“ nicht eigentlich ein „langfristig“ verbirgt, denn zum einen gab es mit dem bisherigen Partner eine über mehrere Dekaden reichende Zusammenarbeit, die meistens unproblematisch verlief; zum anderen erfolgte die Kündigung per e-mails *sofort* nach Hockenheim, und zwar mit der kaum erhellenden lapidaren Begründung „aus gegebenem Anlass“. Und zum dritten musste es aus naheliegenden Gründen mit dem neuen Partner („Bike Promotion“) doch vertiefende Vorgespräche gegeben haben, weil andernfalls eine wechselseitige Vertragsbindung gar nicht denkbar wäre. In „gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen“ kursiert im Hinblick darauf die Meinung, der Wechsel des Partners habe nicht zuletzt auch mit dem Wechsel an der Spitze des Orgateams zu tun, also sehr persönliche Gründe. Wünschen wir uns allen, dass in Zukunft alles reibungslos verlaufen möge (und nicht etwa, um nur ein abwegiges Beispiel zu nennen, die Einführungs- als Referenz-Runde gewertet wird…)

WyssenHockenheim2018E38Der „Fall“ Wyssen: In dem Kolumnen-Beitrag über die „Hockenheim Classics 2018“ war auch auf den „Fall“ von Hansueli Wyssen eingegangen worden. Dessen zweiter Lauf mit seiner Rudge in Klasse E wurde in der Ergebnis-Liste als DNF ausgewiesen – obwohl für ihn (und auch weitere Fahrer) für 11 Runden Zeiten genommen worden waren, ganz abgesehen davon, dass er selbst und mehrere Zeugen beteuerten, ordnungsgemäß abgewinkt worden zu sein.
Es gibt m.W. kein Video über den genauen Hergang; aber die Zeitnahme (ja gewiss, das war halt nur der frühere Partner…) war der Meinung, die Zielflagge habe einem anderen Fahrer gegolten, der dicht hinter Hansueli gefahren sei und nach dem Überqueren der Ziellinie diesen noch überholt hätte. Die Streckenposten hätten dann im Glauben, die E 38 sei im Ziel *nach* diesem Fahrer eingekommen, ihn und alle weiteren noch eingelaufenen Fahrer mit roter Flagge daran gehindert, noch eine weitere Runde zu fahren und sie allesamt ins Fahrerlager gewiesen.
Das ist eine plausible Erklärung, wenngleich nicht notwendigerweise absolut korrekt. Ein unbestreitbares Faktum aber sind die für 11 Runden gewerteten Zeiten. Hansueli hat darüber hinaus in einem formellen Einspruch an den DMSB auf weitere Verstöße gegen die Regeln hingewiesen, darunter, dass die Ergebnisse erst nach Verstreichen der Einspruchsfrist veröffentlicht wurden und die Reduktion auf drei gewertete Runden bei einer Streckenlänge von 2,584 km nicht der vom Reglement geforderten Mindestlänge eines Laufes entspräche. Im Fazit verlangt er eine Streichung aller Resultate seiner Klasse auch für die Jahres-Klassenwertung (weil eine Aufnahme seiner Lauf-Leistung in die vorgeblich irregulär zustande gekommenen Ergebnis-Listen ja ebenfalls sinnwidrig wäre).
Und was antwortete der DMSB, nachdem sich innerhalb unseres Verbandes niemand in der Sache zuständig fühlte oder engagieren wollte? Der DMSB folge im Wesentlichen seiner Argumentation, so heißt es in einem autorisierten Antwortschreiben vom 10. Oktober, und verleihe der Hoffnung Ausdruck , dass „mit der Maßnahme und Durchsetzung der sportrechtlichen Belange (Nicht-Anrechnung der Hockenheim-Resultate für die DHM; der Verf.) die Angelegenheit zu Ihrer Zufriedenheit“ geregelt sei - Thema total verfehlt, hatte das doch Hansueli gar nicht gefordert, weil eben dieses bereits vor Ort so entschieden worden war.
Ob der Vorgang von einem Gericht entschieden werden muss, ist momentan noch offen. Er sollte außergerichtlich mit Augen-Maß und der „Kirche im Dorf gelassen“ entschieden werden, naheliegender Weise auf der Basis der gewerteten Runden, und das sind so viele wie - und meist auch mehr - als alle anderen Fahrer aufweisen. Es darf doch nicht sein, dass durch ein fast unvermeidbares Missgeschick der Zeitnahme ein Fahrer um sein verdientes Ergebnis gebracht wird.


SeibertSeibertHockenheim2018WÜRDIGUNG: Nach dem letzten Lauf in Oschersleben stehen nunmehr auch die DHM-Meister für 2018 fest. Bei den Gespannen sind dieses Ulrich und Germar Seubert auf ihrem Nourish-Weslake Kneeler (#Z 20), bei den Solisten ist Mike Nagel der Glückliche. Ihnen allen auch an dieser Stelle herzliche Gratulation.
Was Mike angeht, so ist zu dessen drei Jahres-Klassen-Meisterschaften in den zurückliegenden drei Jahren, den ersten seiner Teilnahme in unserer Serie, bereits einiges gesagt worden. Der DHM-Titel stellt eine rasche Krönung für diesen jungen Mann dar, der auf der Strecke nicht nur besonders gleichmäßig, sondern meist auch einer der Schnellsten ist. In OSL hatte er im verregneten zweiten Lauf ausgangs der Zielgeraden zwar auf einer Ölspur einen Abflug bei hohem Tempo; gleichwohl nahm er beherzt gleich wieder die Verfolgung der davongebrausten Meute auf, bis wegen eines Sturzes seines Vaters an anderer Stelle der Lauf abgebrochen wurde. Erst in dem neu gestarteten Lauf fuhr er die Punkte ein, die letztlich den Ausschlag gaben.

Auf die beiden Gespannfahrer wird später gesondert eingegangen werden.

Text: Manfred Amelang

Fotos: Roland Leger, Renate Schaub (1)

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