Dieses Motto des SPIEGEL steht für den Anspruch, die faktischen Gegebenheiten auf objektive Weise in der Sprache abzubilden. Das wurde bislang auch in allen Beiträgen dieser Kolumne versucht und soll nachfolgend wieder so gehandhabt werden. Es geht um einige Strukturen und Abläufe in unserer Serie.
Zur Rolle der Fahrersprecher: Es ist nicht lange her, dass auf der „Neuen DHM-Homepage.html“ der folgende Text auftauchte:
„Im Ehrenamt organisieren Fahrer für Fahrer diese Prädikatsserie des DMSB. (…) Durch unsere neue Organisationsstruktur ist das Gremium der Fahrersprecher die höchste Instanz, in der die Rahmenbedingungen für die Organisation der DHM getroffen werden. (…) Im Vordergrund stehen (?) der sportliche Wettbewerb unter Freunden…“
Der kleine grammatikalische Stolperer lässt erahnen, dass die Verantwortlichen vielleicht noch nicht ganz fertig geworden waren, als sie die Zeilen schalteten; immerhin handelte es sich dabei um ein durchaus ambitioniertes Vorhaben, das wegen der darin angestrebten Demokratisierung des Verfahrens breite Unterstützung verdient hätte. Vielleicht war ihnen auch bewusst geworden, dass es evtl. Probleme bereiten würde, die „Freunde“ unter den Fahrern auszumachen und diese von den Nicht-Freunden zu unterscheiden. Jedenfalls verschwand der Text aus dem Netz auf Nimmerwiedersehen, kaum dass Zeit bestanden hatte, ihn abzuschreiben. Es bleibt der missliche Eindruck, als habe es sich bei den Formulierungen um das mehrheitsheischende Wahlprogramm eines Funktionärs gehalten, der seinerzeit nach Höherem strebte und damit letztlich auch erfolgreich war. Inhaltlich freilich berühren diese gewiss einen wichtigen Kern unseres Sportes und dessen Organisation, nämlich die Rolle der Fahrersprecher. Darauf ist bereits vor einem Jahr schon einmal in der vorliegenden Kolumne eingegangen worden („Vor der neuen Saison 2018: Überlegungen zur Funktion der Fahrersprecher“), aber weil sich seitdem nichts in der Sache getan hat und neue Ereignisse hinzugekommen sind, wird das erneut aufgegriffen.
Das Anliegen, wonach „das Gremium der Fahrersprecher die höchste Instanz…“(sei), ist ohne jeden Zweifel vorbehaltlos zu begrüßen und jeder Schritt zu dessen Verwirklichung zu unterstützen. Als konkrete Maßnahmen zu dessen Umsetzung bedarf es jedoch einer Reihe von Festlegungen, nämlich solche zu 1) den Modalitäten der Nominierung und Wahl von Kandidaten/innen, und 2) der Festlegung der Amtszeiten. Keines dieser Elemente ist bislang auch nur informell realisiert. Die meisten der Fahrersprecher – gewiss allesamt honorige und kompetente Kollegen! – sind nicht von der Basis der Fahrer gewählt (und somit demokratisch legitimiert), sondern „handverlesen“ von Leitungspersonen angesprochen worden und damit ins Amt gelangt. Leider ist bislang nicht ersichtlich geworden, dass sie an wichtigen „Rahmenbedingungen für die Organisation“ in nennenswerter Weise mitgewirkt hätten, wie etwa bei der Neufestsetzung der Startergelder.
Das gilt ferner für die Zuordnung der Klasse X zu J+K bei den für 2019 anstehenden Läufen – eine knifflige Entscheidung, zu der die Erfahrung und der Rat der Fahrersprecher von Belang gewesen wären. In einem anderen Fall wäre es hilfreich gewesen, wenn sich Fahrersprecher energisch für einen Fahrerkollegen eingesetzt hätten, dem in der Wertung eines Laufes nach allen Maßstäben in objektiver Weise Unrecht geschehen war. An Stelle einer Antwort auf einen insistierenden Vorstoß erteilte dann die Leitung selbst den final abschlägigen Bescheid, etwa nach dem Motto: „Lass das mich mal machen…!“
Außerordentliche VFV-Hauptversammlung vom November 2018 in Hammelburg: Inzwischen liegt das Protokoll der außerordentlichen VFV-Hauptversammlung vom 3.11.2018 in Hammelburg vor. Sein Inhalt lässt eine etwas chaotische Situation der DHM-Finanzen und Misslichkeiten von deren Dokumentation bzw. Überprüfung deutlich werden; deswegen war auch auf dieser eigens einberufenen Versammlung anfänglich nur eine Teilentlastung des Vorstandes möglich. Über das wenig geordnete Verhalten des amtierenden und wieder-gewählten Kassenwarts A. Kerber kann nicht seine mit zwei Ausrufezeichen versehene Anmerkung zum Protokoll hinweghelfen, wonach eine mündliche Freigabe der Kassenprüfung („was iss`n das??“) durch ihn vorgelegen hätte und eine Kontrolle der fehlenden Kontoauszüge bereits *vor* der Sitzung hätte erfolgen können, wenn dies von der Kassenprüferin angefragt worden wäre. Eine derartige Nachfrage gehört gewiss nicht zu den Aufgaben eines Kassenprüfers; vielmehr soll die besagte Anmerkung anscheinend doch nur von eigenen Versäumnissen ablenken.
Absehbare Probleme: Ein grundsätzliches Problem scheint sich aufzutun bei den in den letzten Jahren eingeführten neuen Klassen für jüngere Maschinen (um den Terminus „Youngtimer“ zu vermeiden, der nicht eben gut zu einer Meisterschaft mit „historischen“ Motorrädern passt). Unbestreitbar ist das Faktum, dass die neuen Klassen und die damit verbundenen größeren Starterzahlen unabdingbar notwendig sind, um überhaupt den Bestand der Serie zu sichern. Unlängst hat aber Werner Pedack in der VFV-Info moniert, dass es seiner Meinung nach unfair sei, die jüngeren Maschinen in einem Wertungsmodus zusammen mit den „richtig alten“ Maschinen zu führen, weil die Unterschiede zwischen alten und neuen Maschinen im mechanischen, finanziellen und zeitlichen Betriebs-Aufwand gravierend und damit die Kategorien nicht mehr vergleichbar seien. Es kommt ein wesentlicher Gesichtspunkt hinzu: Da die jüngeren Maschinen unbezweifelbar sehr viel zuverlässiger sind als die älteren, ist die Wahrscheinlichkeit, mit ihnen jeweils das Ziel zu erreichen – und damit Erfolg im Wettbewerb – auf längere Sicht sehr viel größer als mit den älteren. Dieses lässt es als geboten erscheinen, bereits auf mittlere Sicht für die jüngeren Maschinen einen eigenen Titel innerhalb der DHM anzustreben, mit welchem Namen auch immer.
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"sehr alt"
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"alt"
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"nicht alt"
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Hingegen scheinen die Gelegenheiten verpasst worden zu sein, Aktions-Bündnisse zu schmieden, um damit in den Verhandlungen mit den Streckenbetreibern über die anfallenden Strecken-Mieten eine günstigere Ausgangsposition zu erlangen. Wie es momentan aussieht, ist es wenig aussichtsreich, den ständig wachsenden Forderungen wirkungsvoll entgegen zu treten.
SAGEN WAS IST, auch in eigener Sache: Die Authentizität der vorliegenden Kolumne rührte von Anfang an zum Teil daher, dass das Schreiben nicht nur auf dem teilnehmenden Beobachten, sondern auch auf dem wettbewerbigen (Mit-)Fahren beruhte. Durch den Rücktritt vom aktiven Sport Ende 2017 ist somit eine wesentliche Komponente dieser Konfiguration entfallen; die Zuschauer-Rolle, mit der ich mich seitdem durchwurstelte, um die mit dem Rückzug verbundenen Entzugserscheinungen zu mildern, befriedigt aber nicht auf Dauer. Aus diesem Grunde habe ich beschlossen, mit dem vorliegenden Beitrag die regelmäßige Begleitung aller Veranstaltungen durch das „Kaleidoskop“ einzustellen. Dieses ist mir richtig schwer gefallen, aber 10 Jahre und ca. 140 Beiträge sind nunmehr genug. Ich bedanke mich bei allen Freunden und Fahrer-Kollegen für ihr Interesse und ihre Kommentare, mit denen sie meine Bemühungen um die journalistische Präsentation unserer Szene begleitet haben. Mein besonderer Dank gilt Peter Frohnmeyer, der die Arbeit an der Kolumne stets in vielerlei Hinsicht unterstützt und ihr den Raum auf seiner Plattform „Classic- Motorrad“ zur Verfügung gestellt hat. Mit ihm ist vereinbart, dass ich mich an dieser Stelle in unregelmäßigem Abstand mit Kommentaren zum aktuellen Geschehen melde.
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