Vorab: Erneute Veränderungen in der personellen Zusammensetzung! Wer aufmerksam auf die Website der VfV-DHM geschaut hat, dem wird aufgefallen sein, dass Wilfried Schmahl nicht mehr zum Orga-Team gehört. Zunächst wurde er noch unter „Marketing“ geführt, dann war auch dieser Eintrag verschwunden. Und Fahrer, die sich an ihn wendeten in einschlägigen Anliegen, erhielten von ihm die Antwort, er sei ausgeschieden – das ist ein wirklicher Hammer. Denn Schmahl hatte ja erst vor gut einem Jahr die Organisationsleitung übernommen; seine Auftritte im Fahrerlager und außerhalb waren respektabel, seine Leistungen in der Präsentation der Szene tadellos, diejenigen in Marketing und Sponsorin beeindruckend -- und trotzdem nun das überraschende AUS. Allgemein wird das bedauert. Über die Gründe kann nur spekuliert werden; man geht wohl nicht völlig fehl in der Annahme, dass dafür Meinungsverschiedenheiten mit anderen Führungs-Funktionären über Ziel und Stil der Arbeit im Team eine Rolle gespielt haben. Die Organisation der DHM liegt nun – ausweislich der Kontaktseite der DHM - hauptsächlich in der Hand von zwei „Familien“, nämlich Klaudia Hecht + Helmut Wittgens einerseits sowie Sabine + Markus Massott andererseits. Dazu wird später noch etwas zu sagen sein.
Zur Vorgeschichte des Ausschlusses: Wie erinnerlich, hat es bei den zurückliegenden „Hockenheim-Classics“ wegen verschiedener Umstände, für die kaum jemand verantwortlich zu machen ist, Abläufe und Wertungen gegeben, die nicht den gewohnt-korrekten Abläufen entsprachen. In einem Fall ist ein Fahrer mit DNF gewertet worden, obwohl er das Ziel als Führender überfahren hat und die maximale Zahl an gezeiteten Runden aufwies. Auf Grund seines Protests haben sich damals die Renn- und auch die Orga-Team-Leitung bei ihm entschuldigt – womit freilich die entstandene Beeinträchtigung bzw. das ihm erfahrene Unrecht nicht behoben wurden, weil ihm letztlich die eingefahrene Spitzenplatzierung vorenthalten blieb.
Verständlicherweise war der betroffene Fahrer (es handelt sich um Hansueli Wyssen, #38 auf Rudge: nachf. abgekürzt HW) darüber nicht eben erfreut; sofern es verbale Unmutsäußerungen von seiner Seite aus gegeben hat, müsste man für diese ein gewisses Verständnis aufbringen, aber solches Material ist nicht in nachprüfbarer Form überliefert. Es gibt zwar entsprechende Vorwürfe, doch finden sich diese nicht in den ausgetauschten Mails; eher im Gegenteil: durchaus höfliche Redewendungen. HW behauptet zudem, jenseits davon nie persönlich mit Sabine Massott gesprochen zu haben. Dokumentiert sind allerdings die nachfolgend wiedergegebenen Vorgänge.
Gegenwärtiges: Weil ihm als Doppelstarter der Zeitplan bei dem bevorstehenden Lauf in Most nicht passte, teilte HW dem Nennbüro mit, dass er dort „mit der K mit W+V zusammen fahren“ werde.
Darauf antwortete ihm Sabine Massot vom Nennbüro folgendes:
(…) „Tut mir leid, dass dir der Zeitplan nicht passt, aber in einer anderen Klasse mitfahren, ist nicht möglich.“
Unmittelbare Antwort darauf von HW:
(…) Das mit dem Klassenwechsel war bisher nie ein Thema und ich werde das auch nicht mit dir diskutieren, sondern mit dem Rennleiter, der ja auch dafür zuständig ist. Es kann ja nicht gehen, wenn ich von der Strecke komme und schon wieder am Vorstart stehen soll.“
Einen Tag später (28.März, 17:36 Uhr) schrieb Wolfgang Ziegler an HW die folgende e-mail:
„Ich nehme Bezug auf Ihr Verhalten im Herbst 2018 und auch Ihre kürzlichen Mails an unser Nennbüro.
Das gesamte Orgateam der DHM hat sich über Ihr Verhalten und Ihren Ton beschwert und niemand unserer ehrenamtlichen Helfer ist mehr bereit, für Sie tätig zu werden.
Darüber hinaus ist Ihr Ton und Verhalten für eine Serie wie unsere nicht nur unhöflich und wir können es nicht zulassen, dass Sie sich über unsere Bestimmungen hinwegzusetzen versuchen und glauben Sie könnten mit Dritten bestimmen, wann und wo Sie fahren können. Ihr Verhalten ist absolut unhöflich und unsportlich.
Entsprechend Absatz 1 des Reglements der Deutschen Historischen Motorradmeisterschaft 2019, abgedruckt im Handbuch des DMSB 2019, liegt die Auswahl der Teilnehmer bei dem Veranstalter.
Nach einer internen Aussprache sind wir zu dem Entschluss gekommen, Sie von unseren Veranstaltungen zukünftig auszuschließen und Ihnen auch die Starterlaubnis für unsere kommende Veranstaltung in Most CZ zu entziehen. Ihr Verhalten passt nicht zu unserem Leitgedanken der DHM „Motorsport unter Freunden.“ (…) Mit freundlichen Grüßen (…) Gesamtleitung historischer Motorsport, Wolfgang Ziegler“
Kommentar: Mehrere Punkte dieses Verdikts sind äußerst problematisch: Zum einen wird hier behauptet, das „*gesamte* Orgateam der DHM“ habe sich über das Verhalten und den Ton von HW beschwert „und niemand (der) ehrenamtlichen Helfer sei mehr bereit, für ihn tätig zu werden“ – wo doch den vorliegenden Unterlagen ein Kontakt zu nur *einer* Person aus dem Orga-Team bestanden hatte. (Anscheinend hat sich sogleich die gesamte „Familie“ betroffen gefühlt…) Auch ist es wohl ein groteskes Missverständnis, wenn man einen geäußerten Protest als ungehöriges Verhalten und als unhöflich oder gar als unsportlich bezeichnet. Ein Protest ist das legitime Recht eines jeden Fahrers, und über den Protest wird von unabhängigen Instanzen entschieden. Die Begriffe „sportlich“ oder „unsportlich“ sollten auf das Verhalten auf der Strecke und gegenüber Mitbewerbern reserviert bleiben, nicht aber angewendet werden für die Auflehnung gegenüber vermeintlich erfahrenes Unrecht. Besonders problematisch erscheint die abartige *Maßlosigkeit* der Strafe, in Bezug auf die sich die Fragen
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der Zulässigkeit,
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der Verhältnismäßigkeit (Missfallen gegenüber dem Zeitplan von *einer* Veranstaltung, Verbannung aber von *allen* weiteren)
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und der Zeitdauer der Sanktionen stellen (anscheinend ohne jedes Limit, also *unbegrenzt*)
All dieses scheint einer rechtlichen Überprüfung kaum standzuhalten. Es kommen die schädlichen Auswirkungen auf die Kassenlage des Verbandes hinzu, fehlen doch nunmehr die Nenngelder eines Doppelstarters, diese multipliziert mit der Zahl der Veranstaltungen und vielleicht gar der Jahre usw. ergibt das schnell einen beträchtlichen Betrag.
NEIN – so kann und darf es doch nicht gehen! Stichhaltig in dem Ziegler-Brief ist allein die Vorhaltung, die Autorität des Nennbüros zu untergraben und eine Vereinbarung mit dem Rennleiter anzustreben. Zwar kommt so etwas fast bei jedem Lauf vor, wenn ein Fahrer zum Rennleiter geht und darlegt, seine Maschine sei kaputt gegangen, weshalb er noch Zeit für die Instantsetzung benötige und deshalb darum bittet, in einer anderen Klasse mitfahren zu können. Hier aber liegt der Fall eines Doppelstarts vor mit der Ansage, in einer anderen als der zugewiesenen Klasse fahren zu wollen, und diese Absicht war abschlägig vom Nennbüro beschieden worden – das ist kritischer als der geschilderte „Normalfall“. Unter diesen Umständen muss sich die Leitung unterstützend vor die Mitarbeiterin stellen. Das ist ganz gewiss ehrenwert und auch als Präzedenzfall wichtig. ABER DOCH NICHT AUF DIESE WEISE!
Es wäre souverän gewesen, dem Fahrer in klarer Ansage mitzuteilen,
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dass das „Mitfahren in einer anderen Klasse“ nicht möglich sei
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*und* dass der Versuch, es trotzdem zu tun, den Verlust der Starterlaubnis (erst mal: nur für Most) nach sich ziehen würde.
Diese WENN-DANN-Verknüpfung ist vom Orga-Team dem Fahrer gegenüber nicht ausbuchstabiert, also in Einzelheiten vorgehalten worden; stattdessen wurde sofort die Riesen-Keule rausgeholt und draufgehauen – auch das ist ein Verhalten, das es im „Sport unter Freunden“ doch so nicht geben sollte.
Mögliche Schritte: In dem geschilderten Vorfall ist einiges schief gelaufen. Der Kardinal-Fehler bestand darin, miteinander nicht hinreichend konkret gesprochen und auf die Auswirkungen hingewiesen zu haben – sowie mit der erkennbaren Bereitschaft auf Seiten jeder der beteiligten Parteien, eine gütliche Einigung anzustreben.
Für solche Gespräche ist es zwar spät, aber noch immer nicht *zu* spät. Als Fahrersprecher hat sich auch Klaus Jung für solche Gespräche ausgesprochen und seine Bereitschaft erklärt, daran teilzunehmen. (Er ist bislang leider der *einzige* aus der Riege der Fahrersprecher, der sich gemeldet hat, trotz allgemeinen Murrens – enttäuschend auf ganzer Linie, was einmal mehr zum Nachdenken über die Wahl und Funktion der Fahrersprecher Anlass gibt). Im Zuge solcher Gespräche könnte/würde
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HW vielleicht sein Bedauern erklären darüber, dass sich jemand verletzt gefühlt habe durch seinen Protest und vielleicht mehr Achtsamkeit für die Zukunft versprechen,
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das Nennbüro die oben explizierte Wenn-Dann-Verknüpfung deutlich machen und darauf verweisen, dass die Starterlaubnis davon abhängt, dass diese Verknüpfung akzeptiert wird,
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die Orga-Leitung im Fall der wahrscheinlichen Akzeptierung der Wenn-Dann-Verknüpfung durch den Fahrer vielleicht den Brief mit der pauschalen Sanktionierung als nicht mehr relevant zurückziehen.
„What a wonderful World it would be! “ – wenn das Orga-Team denn nur wollen würde und solche Gespräche anböte; dafür würde ein Griff zum Telefon genügen und der Fall wäre abgeräumt. Dem Fahrer aber bleibt momentan doch nur eine Art Gnadengesuch, das ihm unter den obwaltenden Umständen natürlich nicht zuzumuten wäre (es sei denn, man gäbe ihm ein ermutigendes Zeichen…).
In einem ausführlichen Schreiben an das Orga-Team vom 4. April habe ich all dieses und mehr dargelegt; die Antwort kam ein paar Stunden später prompt:
„Hallo Herr Amelang, wir bestätigen den Erhalt Ihrer e-mail, die wir zu den Akten genommen haben. Mit freundlichen Grüßen, das DHM- Orga-Team.“
Schlimmer geht immer. Man kann das als Zeichen von Geradlinigkeit verstehen, oder aber als Starrsinn, mit dem eine gute Sache an die Wand gefahren wird; vielleicht aber auch als Hybris. Und in Bezug auf die gilt seit jeher die alttestamentarisch verbriefte Erfahrung: „Der Hochmut kommt vor dem Fall.“
Warum das Ganze hier? Dem Vernehmen nach - man glaubt es kaum – soll es eine „Schwarze Liste“ geben, auf der Störer und Querulanten, wie sie im Saison-Eröffnungsbrief tituliert wurden, als unerwünschte Personen geführt werden - und die müssten hiermit gewarnt sein. Also: Benehmt Euch ordentlich!
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