Für Mitte Juli hatte der Veranstalter Manfred Stein zur fünften Auflage der „Kampenwand-Historic“ unterhalb des Schlosses Hohenaschau geladen – und knapp 200 Fahrer aus mehreren europäischen Ländern waren diesem Ruf gefolgt, darunter auch etwa ein Dutzend VFV-DHM-Teilnehmer, etwa Dietmar Fecht, Horst und Sabine Böhm, Klaus und Uli Schmidt, Thomas Turkowski, Peter und Bruno Egloff sowie Roger Reising.
Ihnen und den Zuschauern präsentierte sich eine Veranstaltung mit ganz eigenem Charme: Wunderbar das alpenländliche Ambiente, liegt die Piste doch vor der steil aufragenden Kampenwand und zu Füßen eines herrschaftlichen Schlosses; dessen Eigner, ein Baron, hatte für die Veranstaltung einen Teil des Geländes zur Verfügung gestellt. Ein anderer Teil, der eine größere Freifläche umfasst einschließlich einer Festhalle, gehört der Gemeinde. Auf dem Gesamt-Areal wird die etwa 700 Meter lange Strecke mit Absperrgittern und Strohballen abgesteckt; sie beinhaltet ein Stück herkömmlicher Straße (das aber nicht gut einsehbar ist), und der Belag sieht Asphalt ebenso vor wie Beton und Pflastersteine. Die Kurven und Schikanen sind eng; die Durchschnittgeschwindigkeit der Fahrer liegt irgendwo bei 50 km/h – jedenfalls haben das so die Redenschreiber von Joachim Herrmann (Bayerischer Staatsminister des Inneren, für Sport und Integration) in dessen Grußwort reingeschrieben. Die (durchaus zahlreichen) Zuschauer, die vier Euro Eintritt zahlen müssen und dafür u.a. ein ordentliches Programmheft erhalten, stehen unmittelbar an der Strecke oder sitzen auf einer der beiden Tribünen und genießen eine gute Übersicht – bei der Kürze des Kurses natürlich naheliegend.
Kurzum: So ansprechend die Einbettung der Piste in die Landschaft und Umgebung ist, stellt diese doch nur sehr bedingt Herausforderungen auch in *sportlicher* Hinsicht, wie das bei den meisten anderen Kursen der Szene der Fall ist – hier steht gewiss mehr der „Jux“ oder die Freude am Fahren und der Präsentation an erster Stelle. Ungeachtet dessen fand pro Klasse eine Wertung nach den üblichen GL-Kriterien statt.
Das sehr enge Fahrerlager ist auf einer angrenzenden Wiese untergebracht; leider war durch ergiebige Regenfälle vor der Veranstaltung und auch an deren erstem Tag der Untergrund ziemlich aufgeweicht worden („morastig“), weshalb einige Fahrer ihre Maschinen im Hänger ließen und nicht antraten.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass ansonsten die Infrastruktur generell sehr angenehm war: Die Festhalle bot einen ausgezeichneten Rahmen für das samstag-abendliche „Rennfahrerdinner“ und die abschließende Siegerehrung am Sonntag; in einem daneben liegenden Gebäude steht ein ur-bayerisches Restaurant zur Verfügung, u.z. zusätzlich zu der gastronomischen Versorgung entlang der Strecke. Herausragend auch der Streckensprecher, der mit hoher Sach-Kompetenz und viel Humor das Programm begleitete. Einer von dessen Inhalten galt der Erinnerung an Ralf Waldmann und seine Erfolge – das war eine Art „Roter Faden“, ein Motto für die Veranstaltung, mit dem man schon im Vorfeld geworben und bekannte Fahrer eingeladen hatte, u.z. in der Klasse „Grand Prix 50 cc“, darunter Jan de Vries, Jos Schurgers, Peter Billig, Gerhard Singer, Rolf Blatter und Hans Scheidegger, um nur einige zu nennen.
Fazit: Der „Große Preis von Bayern“ war wegen seiner spezifischen Eigenheiten und der sehr ungezwungenen Atmosphäre einen Besuch wert und man kann dem rührigen Veranstalter nur wünschen, dass nächstes Jahr das Wetter etwas freundlicher ausfallen möge.
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