Nun also Hockenheim, für das schon im Vorfeld die mit Abstand höchste Starterzahl zu erwarten war; in der Tat meldeten sich um die 700 Fahrer/innen an, darin eingeschlossen die Automobilisten des VFV, die auf vier Klassen entfielen. Zusammen mit den Präsentationsläufen, der IHRO und den Solisten sowie Gespannfahrern aus der FHRM resultierte daraus ein wirklich dicht gepacktes Programm, das für große Vorfreude sorgte und einiges an Spannung versprach – bis dann das schlechte Wetter allem einen Strich durch die Rechnung machte: Zwar konnten die für Freitag angesetzten Trainingsläufe auf trockener Piste absolviert werden, aber in der Nacht zum Samstag fing es an zu regnen, und von da an nieselte es fast ununterbrochen; abgesehen von wenigen Augenblicken war die Strecke meistens nass. Schon bei dem ersten Sonderlauf von VFV+ Hockenheim-Museum gab es die ersten Stürze, was ziemlich auf die Stimmung drückte („Das hat wirklich keinen Spaß gemacht!“ war eine häufig gehörte Meinung), und in der Folge verzichteten zahlreiche Fahrer auf einen Start in ihrer Klasse („Das tue ich mir nicht an“ oder „Das Risiko ist es mir nicht wert.“ ). Eine Ausnahme bildeten aus verständlichen Gründen vor allem jene Fahrer, die in der Jahres-Klassen- oder DHM-Wertung bereits ordentlich gepunktet hatten und ihre Chancen auf einen guten Platz in der Endabrechnung wahren wollten, und natürlich die Gruppe der Gespannfahrer, die systembedingt (Stichwort:“Stützräder“) von einer glatten Fahrbahn weniger beeinträchtigt sind. Aber in den anderen Klassen. schmolzen die Starterfelder wie Schnee in der Sonne (und dieser Effekt schien sehr viel stärker ausgeprägt zu sein als bei früheren, ähnlichen Gegebenheiten); darauf wird unten in einem gesonderten Abschnitt etwas näher eingegangen) ; beispielsweise war beim zweiten Präsentationslauf nur noch etwa ein Dutzend Fahrer am Start, darunter überwiegend auf 50ern und nur zwei oder drei auf „großen“ Maschinen. Richtigerweise zog die Rennleitung am Samstag Nachmittag, als die Strecke abzutrocknen begann, die Autos innerhalb der Programm-Abfolge nach vorn und vor die noch ausstehenden Solo-Klassen; in der Tat war dann bei trockener Piste das Feld von A+R, M+S+F riesig, als dieses als letzte Gruppe am Samstag Abend kurz vor 19 Uhr gestartet wurde, aber nach einer Runde musste wegen eines Wolkenbruchs abgebrochen werden. Der Neustart erfolgte am Sonntag früh, mit für alle Klassen verkürzter Zahl von Wertungsrunden. Dafür konnte niemand etwas – es war einfach nur Pech für den Veranstalter und die Teilnehmer („Shit happens…“).
Zum Einlass-Procedere: In der Vergangenheit war der Einlass ins Fahrerlager häufiger ein Problem: Die Schlange der Wartenden reichte mitunter über die Autobahnbrücke bis zurück in den Ort; mehrfach mussten die Ankommenden erst mal eine Parkposition auf Flächen vor dem Motodrom beziehen. Dieses Mal nichts von alledem: Bereits vor dem offiziellen Öffnungszeitpunkt von 15 Uhr wurde Einlass gewährt. Am Kontrollpunkt checkte Wolfgang Ziegler die Ankommenden und sortierte nach Solisten und Gespannfahrern; die ersteren durften sofort rein, die letzteren mussten zunächst „zwischenparken“ – entspannte Stimmung, vorbildlich, so kann`s gehen, natürlich begünstigt durch den Umstand, dass unmittelbar vor uns keine andere Veranstaltung mehr lief.
Im Fahrerlager angekommen, stellte sich heraus, dass die Fläche rechter Hand nach der Tankstelle, die auf dem ausgedruckten Plan von der „Hockenheim Ring GmbH geblockt“ war, in Wahrheit von solchen Angehörigen unserer Szene in Beschlag genommen wurde, die Funktionen ehrenhalber versehen oder solchen Personen nahestehen – nanu, mag sich da etwas irritiert das gemeine Fußvolk gefragt haben…
Zur Struktur des Teilnehmer-Feldes (Analyse und Interpretation von Zahlen – interessiert nicht jeden): Für die VFV-Läufe zur DHM haben sich 2019 insgesamt fast 700 Fahrer und Fahrerinnen eingeschrieben, die meisten davon in B+P (70), J+K (66) sowie H+L (60), die wenigsten in Q (10), Superbike (33) und E (34). Nicht alle davon nehmen an allen Veranstaltungen teil; manche an gar keiner. Das Programm für Hockenheim wies insgesamt 404 Nennungen auf, die meisten in Z (44) sowie in X und B+P (je 35), die wenigsten in Q (5), E (16) und SB (18). Über alle Klassen hinweg tauchte aber von diesen Nennungen wiederum nur ungefähr die Hälfte in den Wertungslisten auf; der größte „Schwund“ war in H+L zu beobachten (nur 10 und 8 Fahrer in der Wertung der Läufe 1 bzw. 2; das bedeutet einen Schwund von ca. 63 % gegenüber der im Programm ausgewiesenen Starterzahl). In E betrug der Schwund ca. 60 %, in J+K ca. 43 %. Hingegen war die Schwundquote in Z, SB und M+S+F sehr viel niedriger (alle Zahlen nach den Ergebnislisten der VFV-Seite vom 14.9., also eine Woche nach der Veranstaltung; diese wurden am 15.9. anscheinend aktualisiert, doch habe ich nicht geprüft, ob und ggf. worin die Unterschiede vom 14. zum 15. bestanden). Nun mögen in den Werten auch einige Fälle von DNF stecken, und vielleicht mehr DNF in den alten im Vergleich zu den jüngeren Klassen (die detaillierten Ergebnis-Listen fanden sich im Netz erst am 15.9). Unterstellt man, dass die älteren Maschinen im Mittel auch von (etwas) älteren Fahrern bewegt werden, so spricht das dafür, dass die älteren Fahrer im Vergleich zu den jüngeren gegen Ende der Saison häufiger auf einen Start verzichten, wenn das Wetter mies ist – wie es in Hockenheim ja der Fall war. Und diese Vorsicht ist auf jeden Fall verständlich, denn im höheren Lebensalter heilen ggf. erlttenen Sturzverletzungen weniger gut als in jüngeren Jahren…
Anekdotisches: Fünf Jahre ist es her, seit Josep Ferrer aus Villanova südlich von Barcelona das letzte Mal in Hockenheim an den Start ging. Dieses Jahr war es wieder einmal soweit; er nutzte geschäftliche Aktivitäten, um zusammen mit Familie und Bultaco Metralla an den „Classics“ teilzunehmen. Das Training verlief zunächst erfolgversprechend, doch dann brach an der hinteren Federbeinaufhängung die Schwinge – was wie durch ein Wunder nicht zu einem schweren Unfall geführt hatte und nur beim Versuch, die Kette nachzuspannen, augenscheinlich wurde. Also alles ausgebaut und bei Gerhard Fischer in Heidelberg geschweißt, lackiert und wieder eingebaut. Dann kam der Regen (und die damit verbundene Eintrübung der Stimmung), und als der auch am Sonntag noch andauerte, wurde frustriert eingepackt und die Heimreise angetreten. Diese sollte non-stop bewerkstelligt werden, aber ob sie tatsächlich in sonnigere Gefilde geführt hat, ist angesichts des gewaltigen Unwetters, das über den Balearen und der Ostküste Spaniens gerade zu dieser Zeit, tobte, ungewiss…
In einer der Boxen standen u.a. zwei wunderbare Manx-Nortons aus den Nachkriegs-Jahren. Beide gehören Peter Kilian, dem Sohn von Helmut. Die eine hatte er um den Motor der ehemaligen Maschine von Karl Recktenwald wieder aufgebaut, der im Juli 1964 auf der Solitude tödlich verunglückt war. Lange Zeit „verschollen“, war der Motor auf einer Auktion wieder aufgetaucht. Über alle näheren Details wird Jürgen Nöll eine gesonderte Story in der VFV-Info schreiben. Die andere Maschine stammt aus dem Nachlass von Hermann Graf zu Pückler, der leider vor geraumer Zeit verstorben ist, nachdem er zuletzt 2014 in Lorsch mit einer Matchless G 50 bei uns gestartet war.
|