Führungslos durch die Saison?
Historischer Motorsport im VFV momentan ohne Gesamtleitung

Nur Wenigen aus der Szene wird es aufgefallen sein. Mich rief ein Freund an und teilte mit, dass Wolfgang Ziegler als der bisher für die Gesamtleitung zuständige Mann dem Organisations-Team abhanden gekommen sei. In der Tat taucht sein Name nicht mehr im Internet-Auftritt der DHM auf. Zudem fehlt er im Impressum der aktuellen VFV-Info unter den „Gewählten Beisitzern“ (in Heft 4/2019 war er noch gelistet, dort ist nunmehr ein Leerfeld entstanden), und im Service-Teil von Heft 1/2020 findet sich unter „Historischer Motorsport“ der Eintrag „Gesamtleitung z. Zt. nicht besetzt“. Lediglich auf der Internet-Seite von GLPpro steht er noch unter „Organisation“, aber dort ist bereits ersichtlich, dass für die Durchführung der Wagenläufe Felix Vaillant das Sagen hat.

Bei diesem Vorgang handelt es sich gewiss um *keine* Nebensächlichkeit, ist doch Wolfgang Ziegler ausgerechnet jene Person, die maßgeblich dafür verantwortlich war, dass Ende 2017 ein bis dahin führendes Mitglied des Orga-Teams mit fragwürdigen Argumenten aus dem Ehrenamt gedrängt wurde. Daran anschließend wurde er im Sommer 2018 in Freiamt von den Mitgliedern als Beisitzer im Sinne der Satzung gewählt und vom Vorstand für die Gesamtleitung installiert. Wie in der Vergangenheit gibt es (jedenfalls bislang) auch für diese Personalie keine offizielle Verlautbarung; damit hat sich Ziegler sozusagen geräuschlos „in die Büsche geschlagen“.

Vielleicht hat bei seinem Abtreten auch das unsägliche Start-Verbot für Hansueli Wyssen eine Rolle gespielt, das er nach dem wütenden Protest der Fahrer und anerweitiger Initiativen zurücknehmen musste.

In absehbarer Zukunft wird, davon ist auszugehen, auch dieses Mal der Szene ein neuer Funktionär präsentiert, der für die anstehenden Aufgaben in Hinterzimmer-Gesprächen ausgeguckt wurde. Der damit einhergehende Mangel an Transparenz und demokratischer Mitbestimmung ist für die Fahrer und Fahrerinnen nicht weiter akzeptabel; auf ihren Aktivitäten und Startgeldern beruht letztlich die gesamte DHM, und sie haben deshalb ein Recht darauf, zu erfahren, was die Gründe für das Ausscheiden von Ziegler waren und welches die Überlegungen für eine Nachfolge in seinem Amt sind. (Man geht wohl nicht völlig fehl in der Annahme, dass die Kandidaten-Suche sich auf die beiden „Familien“ konzentriert, die bereits jetzt maßgebliche Funktionen im Orga-Team wahrnehmen…)

Ein naheliegender Ansatz zu mehr Mitbestimmung der Basis: Die Fahrersprecher werden in geeigneter Weise gefragt (beispielsweise am Rande des ersten Laufes der anstehenden Saison), wer sich aus ihrer Sicht für die zu besetzende Funktion am besten eignen würde. Damit müsste kein imperatives Mandat verbunden sein, aber es wäre immerhin ein Meinungsbild erhoben, an dem sich der Vorstand bei seiner Entscheidung orientieren könnte. Ein Vorteil dieses Vorschlages: Damit würde vermieden, dass sich eine kleine Kerngruppe von Funktionsträgern die DHM sozusagen „zur Beute machen“, indem sie alle wichtigen Entscheidungen unter sich ausmachen. Der Nachteil: Bislang sind die Fahrersprecher, obwohl sie doch die *Fahrer* vertreten sollen, ausgerechnet vom Orga-Team ausgewählt bzw. nominiert worden; auch das müsste in Zukunft geändert werden.

Text: Manfred Amelang
Foto: Roland Leger