Sie war die erste „Little Honda“: die Super Cub. Mit weit über 100 Millionen produzierten Exemplaren ist sie das meistverkaufte Motorfahrzeug der Welt. Das Attribut „klein“ bezieht sich bei dem Cheap Urban Bike (Cub) vor allem auf den Hubraum, während Europäer bei dem Begriff eher die Mini-Bikes Monkey und Dax im Kopf haben. Allen drei Modellen (und anderen Ablegern) widmet sich Gerfried Vogt-Möbs in seinem Buch „Little Honda – die legendären Kleinmotorräder“.
Schon recht rasch wird beim Lesen klar, dass hier etwas anders gearbeitet wurde als üblich. Es dauert einige Seiten, bis bei der mit vielen Zitaten angereicherten Entwicklungsgeschichte der Super Cub das erste Mal überhaupt der Modellname erwähnt wird. Und warum das 1958 eingeführte 50-Kubik-Bike C 100 hieß, bleibt dabei unerwähnt. Dann geht es dafür umso mehr Schlag auf Schlag: Beeindruckend bleibt die Vielzahl der Varianten, die das Buch für die unterschiedlichsten Länder aufzählt. Ein Großteil der über 290 (!) Abbildungen zeigt zeitgenössische Werbung für Cub und Co.
Der Autor spannt einen großen Bogen von der Entwicklung über die verschiedenen Varianten und die aktuellen Nachbauten aus China bis zur Sammler-, Tuning- und Fan-Szene. Dennoch bleibt die Zusammenstellung etwas unausgegoren. So wird der Abschnitt über die CZ 100 als Vorreiter der Minibikes und der Monkey mit dem Portrait eines Sammlers eingeleitet. Ein wenig irritierend sind zudem die Versuche, sich mit Stimmungsbildern den Modellen zu nähern. „Es knallt und raucht, Ted flucht. Die Kugel aus der Weatherby Mark ...“ wird beispielsweise das Kapitel über die vor allem in den USA populären Trail-Modelle der Super Cub eingeleitet. An anderer Stelle lesen wir zur Einstimmung: „Am 21. April 1968 nieselte es in Whyle, einem kleinen, engischen Dorf in der Grafschaft Wiltshire. Für Daniel Nash kein Grund, an diesem Tag seine neueste Errungenschaft, eine Honda P 50, nicht einzuweihen...“ Besonders abstrus wird es dann ein paar Seiten weiter, als es mit „Onkel Ludwig“ ins Bayerische abdriftet („Genns, da missens nix mehra mocha als via Gas gebm und bremsen.“). Pardon, was soll das?
Schön widerum, dass die Mini-Bike-Versuche auch der europäischen Wettbewerber kurz erwähnt werden; gleichzeitig aber schon wieder schade, dass sich die Bilder etwa der Modelle von Hercules oder Solo schon ein paar Seiten vor der entsprechenden Textpassage finden. Seltsam ist es außerdem, dass die Rückkehr der Monkey sowie kurzfristig auch der Super Cub als 125er ins offizielle deutsche Verkaufsprogramm vor drei Jahren unerwähnt bleibt. Ebenso fehlt der Hinweis auf die MSX 125.
Dennoch ist festzuhalten, dass „Little Honda“ äußerst umfangreich ist. Und wer sich als Zweiradenthusiast bislang wenig oder gar nicht mit den legendären Kleinmotorrädern befasst hat, dessen Interesse dürfte nach der Lektüre in vielen Fällen geweckt worden sein. Wie gesagt, die Monkey gibt es (wieder) fabrikneu zu kaufen.
„Little Honda – die legendären Kleinmotorräder / Super Cup - Dax - Monkey“ vom Gerfried Vogt-Möbs ist im Delius-Klasing-Verlag erschienen. Das Buch hat 184 Seiten mit 293 Fotos und Abbildungen und kostet 29,90 Euro. (ampnet/jri)