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Schwanenstadt. Wenn man das ganze Wochenende mit einem breiten Grinsen rumläuft, das auch bei der Heimfahrt unterm Helm trotz notorischer Schleicher auf der linken Spur nicht verschwindet und sogar nach 3 Tagen immer noch anhält – ja, dann war man wohl beim Oldtimer Grand Prix in Schwanenstadt. Nach Corona-Pause im Vorjahr dröhnten im September auf dem Hausruck-Ring in Pitzenberg endlich wieder die Motoren und die Schwanenstädter konnten beweisen, dass sie es einfach drauf haben: volle Fahrerfelder in den unterschiedlichsten Klassen mit ausgewählten Maschinen aus allen Epochen. Von vielen bei anderen Rennen mit Oldtimern vermisst, hier rannten die Vorkriegsklassiker der Baujahre 1920 bis 1949 noch. Beim Sound der Dampfhämmer von NSU und BMW, dazu fast alle Marken von der Insel wie Norton und Rudge, kam echtes TT-Feeling auf. Der unverwechselbare Zweitakt-Klang einer DKW SS oder des „fliegenden Eichhörnchens“ von Scott wechselte sich ab mit dem Brummen mehrerer Harleys oder einer Husqvarna. Ob bis oder über 350 ccm, die beiden Klassen mit Bikes der Nachkriegsära waren vom Material her bestens besetzt. NSU Sportmax, Puch SGS, Norton Manx oder Kaczor BMW-Boxer – und andere Raritäten in Hülle und Fülle bekamen ihren artgerechten Auslauf. Das galt erst recht für die Maschinen ab Baujahr 1970. Unzählige RD‘s und „TZ-ten“ von Yamaha im Clinch mit der Ala d'Òro von Aermacchi und dazwischen der anscheinend nahezu unverwüstliche Peter Balaz auf seiner Jawa. Das Duell Zweitakt gegen Viertakt setzte sich auch bei den größeren Hubräumen fort. Wenn man draußen an der Strecke stand und die Ducati Pantahs an einem vorbei rauschten, fehlte nur noch die Meeresluft, um sich auf die Isle of Man in den 1980erJahren zurück versetzt zu fühlen. Dem Mann als Passagier im Seitenwagen hatten bei den Gespannen die Mädchen den Platz streitig gemacht, aber egal welchen Geschlechts, die Schmiermaxen bzw. –mäxinnen zeigten mit akrobatischen Einlagen, wie ein eingespieltes Team schnelle Rundenzeiten schafft. In allen Klassen für Dreiräder konnte im Einsatz studiert werden, wie sich die Technik und der Fahrstil über die Jahrzehnte hinweg verändert hat. Ehrengast war der mehrfache Weltmeister Rolf Biland, unverändert wie in aktiven Zeiten mit Kurt Waltisberger im Boot. Auch aus der Schweiz angereist Markus Schlosser und Marcel Fries, derzeit Führende in der Weltmeisterschaft. Gemeinsam mit den in der IDM fahrenden Paarungen Kimeswenger/Kölsch und Kapeller/Billich führten sie vor, wie der Seitenwagenrennsport heute betrieben wird. Franz Kapeller hatte die Woche zuvor am Red Bull Ring technische Probleme und die ganze Woche bis in die Morgenstunden zuhause geschraubt. „Schwanenstadt muss sein“ so sein Kommentar. In der Starterliste zum Legendlauf fanden sich unzählige österreichische Staatsmeister. Allen voran Gustl Auinger, auch den Jüngeren als Kommentator bei den Moto-GP Übertragungen im Servus-TV bestens bekannt. Dazu gesellten sich: Andy Preining – WM Teilnehmer 250ccm Dr. Franz Kaserer – Staatsmeister 500 ccm Karl Truchsess – Staatsmeister 500cc und Superbike Gerd Kafka – WM-Lauf Sieger 80cc Christian Zwedorn – Staatsmeister Superbike und Supersport Sepp Doppler – mehrfacher Staatsmeister, WM Teilnehmer Solo und Beiwagen. Verstärkung erhielten sie durch Michael Ranseder – Deutscher Meister 2004 Bruno Kneubühler – 3facher Vize-Weltmeister Stefan Prein – mehrfacher Deutscher Meister Besonders erwähnt werden muss auf jeden Fall Mühlfried Minich. Wenige Tage vor seinem 83sten Geburtstag hatte der ehemalige Staatsmeister von 1973 sich die Yamaha TZ 250 seines Sohnes Siegfried geschnappt und drehte locker seine Runden. Und mit ihm im Feld tummelte sich niemand anders als der Australier Troy Corser, Superbike Weltmeister von 1996 und 2005, natürlich standesgemäß auf einer Ducati 996 RS Factory von 1998. Den Brückenschlag in die Jetztzeit setzte dann Mika Kalio, Testfahrer von KTM, der eine fast aktuelle Moto-GP RC 16 ausführte. Ganz in der Nähe von Schwanenstadt wohnt Maximilian Kofler, normal unterwegs in der Moto3 WM. Wie auch sein jüngerer Bruder Alexander, IDM-Supersport-Fahrer, war das Heimspiel die Möglichkeit sich den Fans zu präsentieren. Mit viel Freude lieferte gerade Alexander auf seiner Kawasaki ZX6R mit manchem Lupfen des Vorderrades und Scheingefechten mit seinen Idolen Corser und Kalio eine tolle Show fürs Publikum. Das bedankte sich mit donnerndem Applaus nicht nur dafür sondern bei allen Teilnehmern anlässlich deren Parade am Mittag. Über die ganze Strecke zu hören waren auch die beiden Streckensprecher Walter Ameshofer und Karl Meier, die nahezu ohne Unterbrechung fundierte Infos lieferten. Mit dem Mikrofon in der Hand war letzterer oft auch außerhalb der Kabine zu Interviews mit Fahrern, Zuschauern und Vereinsfunktionären unterwegs. Da wurde nicht nur eine Rettungssanitäterin nach dem gesundheitlichen Befinden eines gestürzten Piloten befragt, sondern auch der Autor dieser Zeilen um seine Eindrücke als Ersttäter in Sachen „Schwanenstadt OGP“ gebeten. Erschwingliche Eintrittspreise, ein gelungen gestaltetes Programmheft, das offene Fahrerlager und eine Vielzahl von Infoständen rundeten wie viele andere Details das Wochenende ab. Da konnte auch die Sonne nicht anders, als an beiden Tagen vom blauen Himmel zu strahlen. |
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Infos: www,msv-schwanenstadt.at Text und Fotos: Jochen Bangert |
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