Dieses sollte nun auf der „Sachsenring Classic“ gebührend gefeiert werden. Christian Dedek hatte Kontakt zu Börje Jansson, der mittlerweile schon 79 Jahre alt ist, aufgenommen und hatte die Auskunft von ihm bekommen, wenn es ihm gut gehe, werde er zum Sachsenring kommen.
In Zusammenarbeit mit Peter Klink hat Christian dann alle verfügbaren Maico-RS-Fahrer aktiviert, um in großer Runde zu feiern. So ergab es sich, dass in Zusammenarbeit mit Rainer Pommer ein MZ/Maico-Lauf organisiert werden konnte. Die Zahl der teilnehmenden Maico-Fahrer stieg mit jedem Monat an. Auch ich konnte noch mit Glück durch meinen Arbeitgeber frei bekommen und meine Anmeldung absenden.
Auch der zweifache deutsche Meister in der 125 ccm-Klasse Walter Koschine konnte für dieses Event gewonnen werden und hatte seine Teilnahme bestätigt. Er war 1976 und 1978 deutscher Meister (Seel-Maico) in der Klasse bis 125 ccm.
Kaum zu glauben aber wahr, „unser“ ehemaliger Maico-Werksfahrer Peter Frohnmeyer, der Juniorenpokal-Gewinner von 1972 auf Maico, hatte auch zugesagt, mit einer Maico RS 125 seine Runden zu drehen. Leider hatte Peter alle seine Maschinen vor Jahren schon verkauft. Wolfhart Krischke stellte ihm seine Maico RS 3 (Prototyp, der von 7 gebauten) zur Verfügung. Die Reifen wurden erneuert, da sie bereits über 20 Jahre alt waren und sonst sollte alles perfekt sein.
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Peter Frohnmeyer 1975 auf Maico RS 125 Flachrad |
Heinz Paschen war extra aus Kalifornien/USA mit seiner Frau angereist, um mit seiner originalen Maico RS 125 an der Classic-Veranstaltung teilzunehmen. Schon in seinen jungen Jahren hatte Heinz mit seiner Maico RS 125 an Bergrennen und anderen nationalen und internationalen Rennen teilgenommen.
Das „Maico-Racing-Team“ sollte nun aus 15 Fahrerinnen und Fahrern bestehen: Börje Jansson, Walter Koschine, Horst Böss, Christian Dedek, Wolfgang Engel, Peter Frohnmeyer, Thomas Grieshaber, Freia Klink, Peter Klink, Heinz Paschen, Ralf Rudat, Peter Schenk, Thomas Siebig, Willi Stiefel, Peter Vagt.
Unsere Maicos sollten in einem Zelt zusammen mit den MZ Rennmaschinen ausgestellt werden.
Um diese besser präsentieren zu können, hat sich Christian ausgedacht, diese mit Roll-Up Bannern zu flankieren. Ein Bekannter mit einer Werbeagentur konnte mir die Vorlagen dazu gestalten, die wir rechtzeitig bekommen sollten.
Die RS 125, auf der Peter Frohnmeyer fahren durfte, wurde unter dem Dach der „Amicale Spirit of Speed“ ausgestellt. Um die Geschichte dieses besonderen Motorrads zu würdigen, hatte sich Christian am Wochenende vor dem Rennen noch hingesetzt und zwei weitere Roll-Ups mit Auszügen aus der Story „Schwabenstreich“ von Winni Scheibe gestaltet. Mit Layout und Fotos konnte ich Christian unterstützen. So wurden diese Banner noch am Mittwochnachmittag fertig und konnten auch mitgenommen werden.
Zum Glück war ich nicht mehr so aufgeregt wie bei meinem ersten Rennen nach der Corona-Zwangspause, da ich schon in Walldürn und in Schleiz gestartet war. So ging bei mir vieles schon in Routine über und in meinem neuen Transporter hatten die Dinge schon ihren Platz.
Am Donnerstag den 14.7.22 konnte ich dann gegen 7.30 Uhr starten und war kurz vor 14.00 Uhr am Welcome-Center des Sachsenring. Dort reihte sich schon eine lange Schlange auf, um ab 14.00 Uhr das Einlassticket zu bekommen. Freia und Peter Klink konnte ich schon in der Schlange begrüßen, Ralf Rudat stand relativ weit vorne in der Schlange und er berichtete mir, dass er dort seit 11.00 Uhr gewartet hatte. Nach einer dreiviertel Stunde war ich auch dran und durfte ins Fahrerlager.
Dort wurde ich vom „Maico-Team“ erwartet und auf meinen Stellplatz eingewiesen. Unsere Zelte wurden rasch aufgebaut und wir haben uns dort gut eingerichtet. So langsam füllte sich dann das Fahrerlager. Ab 16.00 Uhr durften wir zur technischen Abnahme. Doch ohne das Datenblatt geht es nicht. Dieses mussten wir uns aus Box 0 im Fahrerlager 1 holen. Also wieder Schlange stehen und gute und teilweise „aufregende“ Gespräche führen.
So ging es für mich nach einem kleinen Regenschauer zur technischen Abnahme und ich bekam meine Plakette. Der Weg zur Rennstrecke war für mich geebnet.
Leider hatte Börje Jansson seine Teilnahme kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Dieses war sehr schade. Auch Walter Koschine musste wegen Corona pausieren und Peter Schenk konnte aus gesundheitlichen Gründen leider auch nicht kommen. Das ist für so eine kleine Truppe ein hoher Ausfall, nun waren wir nur noch 12 Maico-Fahrer.
Am Donnerstagabend ging es noch zur Fahrerbesprechung ins Fahrerlager 1 um zu erfahren, wie wir vom Fahrerlager 2 auf die Rennstrecke und wieder zurückkommen. Anschließend konnte der Abend auf dem Sachsenring langsam ausklingen.
Am Freitag durften wir zusammen mit den MZs zweimal auf die Strecke. Einmal um 10.20 Uhr und einmal um 13.29 Uhr. Alle waren vorbereitet und voll motiviert. 10 Minuten vor dem Start sollten wir am Vorstart sein und alles klappte gut. Das Wetter spielte mit und alle konnten gut ihre Runden drehen – bis auf einen, Peter Frohnmeyer auf der Maico RS 3 fiel mit Kolbenklemmer und losem Rückdämpfer nach der 1. Runde aus.
Nun war etwas Pause angesagt, weil alle die anspruchsvolle Strecke erstmal verdauen mussten. Auch ich war schon mal auf dem Sachsenring, aber das ist bereits 6 Jahre her. Aber ich wusste noch, dass das Omega so seine Tücken hat.
Zum Nachmittagslauf ging es dann etwas geschmeidiger zu fahren. Auch die Neueinsteiger auf dem Sachsenring wie Christian und Wolfgang fanden besseren Anschluss. Die kurvenwechselvolle Strecke hatte es immer noch in sich und ich musste immer noch gut aufpassen. Die erfahrenen Maico-Fahrer wie Heinz Paschen oder Willi Stiefel haben mich überrunden können.
Leider war Peter Frohnmeyer mit der Leihmaschine von Thomas Siebig wieder ausgefallen.Thomas hatte die Maico RS 125, die Peter 1972 fuhr, wiedergefunden und perfekt restauriert. Diese hatte er Peter als Ersatzmaschine angeboten, da die Maico RS 3 ja ausgefallen war. Nach zwei Runden war dann jedoch der Kühlerstutzen abgefallen und das Kühlwasser hat den Fahrer nass gemacht, so dass er den Lauf abbrechen musste.
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"Maico-Sofort-Reparatur-Service“ Thomas Grieshaber als KFZ-Mechaniker-Meister, Thomas Siebig als KFZ-Mechaniker, Horst Böss als Klempnermeister im Einsatz unter dem Tisch! (Foto: Freia Klink) |
Die RS 125 von Thomas Siebig lief auch nicht zufriedenstellend, die ruckelte manchmal. Die RS 125 von Christian Dedek hat beim Schalten nicht die besten Übergänge hinbekommen. So gibt es noch etwas „Luft nach oben“.
Die rote „WN-Maico“ von Christian wurde zu einem Auslaufmodell. Zuerst lag der Verdacht auf defekten Benzinhahn. Dann stellte sich heraus, dass der Tank am hinteren unteren Ende offensichtlich undicht war und dort etwas Benzin rauslief. So musste Christian seine gelbe Maico RS 125 startklar machen und noch zur Abnahme vorführen. Auf seine gelbe Startnummerntafel konnten leider keine weißen Zahlen geklebt werden (das hätte gar nicht ausgesehen), also mussten schwarze Ziffern her. Christian hörte sich im Fahrerlager um und konnte sich Startnummern in Schwarz kostenfrei beim ADAC in Box 0 abholen. Somit war er wieder startklar.
Abends wurde gegrillt und es gab schwäbischen Kartoffelsalat mit norddeutschen Kartoffeln und selbstgemachten Gurkensalat von Thomas Grieshaber nach seinem Rezept.
Thomas Siebig machte sich rar und war viel an der Maico RS 125 von Peter Frohnmeyer am Schrauben. Es ließ ihn nicht in Ruhe, dass der Kühlerstutzen abgefallen war. Nun war es an der Zeit diesen wieder anzulöten, aber wie ohne Lötkolben? Thomas ging durch das Fahrerlager und lieh sich von einem anderen Fahrer einen Lötkolben aus und von einem anderen Fahrer auf der anderen Seite Lötzinn. So konnte das Problem gelöst werden. Bei uns im Fahrerlager war es etwas windig und so entschloss man sich, unter dem Tisch mit Pappkarton eine windstille Ecke zu bauen und dort zu löten. Thomas Siebig als KFZ-Mechaniker, Horst Boss als Klempnermeister und Thomas Grieshaber als KFZ-Mechaniker-Meister waren prädestiniert, dieses Problem zu lösen. Bei diesem „Fachpersonal“ konnte sich das Ergebnis sehen lassen. Am Abend war der Kühler wieder eingebaut.
Am Samstag waren wir früh auf der Rennstrecke. Um 8.44 Uhr war unser Lauf. Wieder fuhren wir mit den MZs zusammen. Einerseits war es noch nicht so warm, das war gut, aber ohne Frühstück war auch nicht so gut. Der Rest des Tages stand „zur freien Verfügung“, bis auf die Fototermine.
Maico-Fahrer Ralf Rudat schied frühzeitig aus, da er mit seiner gelben Maico nicht mehr schalten konnte. Ralf hat den ganzen Nachmittag an seiner RS geschraubt. Doch nachher hat er seine silberne genommen, da aus dem Getriebe metallische Geräusche zu hören waren. An seiner silbernen RS musste er nur den Vergaser umschrauben und dann konnte er wieder starten.
Der erste Fototermin war für 13.00 Uhr angesetzt, zusammen mit den MZs vor dem gemeinsamen Zelt. Heinz Rosner, der letzte Werkfahrer von MZ, wurde verabschiedet und hat es sich nicht nehmen lassen, zur MZ/Maico-Fotoaufstellung zu kommen. Sogar die Presse dort hat viele Fotos aus den verschiedensten Perspektiven erstellt.
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Maico-Fahrer-Aufstellung mit und ohne MZ |
Am frühen Samstagnachmittag kam noch Hans Hinn (ehemaliger Techniker im Versuch bei Maico) und gab Tipps zur Vergasereinstellung für die Ersatzmaschine von Thomas Siebig.
In den Fahrerlagern waren viele Starter zu zählen, so waren über 650 Maschinen mit Fahrer (und Beifahrer) bzw. Mechaniker gekommen. Den anschließenden Pressemeldungen war zu entnehmen, dass über 35.000 Zuschauer dort gewesen waren. Wir sind natürlich auch durch die Fahrerlager gezogen und haben uns die Rennen der „Legenden“ und viele weitere interessante Rennen angesehen.
Leider musste sich Heinz Paschen mit Frau schon gegen Mittag verabschieden, da sie wieder nach Hause mussten.
Unseren zweiten Fototermin hatten wir locker für 17.00 Uhr eingeplant. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wetterverhältnisse besser. Alle Maschinen mit Fahrern hatten sich vor dem „Maico-Bus“ aufgereiht, ein sehr historischer Moment. Es gab schon mal so ein ähnliches Team-Foto mit den damaligen Maico-Fahrern vor ca. 20 Jahren in Magione. Die Idee für dieses Foto kam von Peter Frohnmeyer. Jetzt waren es natürlich andere Fahrer als damals. Natürlich ist die Qualität der heutigen digitalen Kameras auch besser geworden. Dieser Fototermin vor dem "Maico-Bus" hat im Fahrerlager einiges an Aufsehen erregt. Viele Besucher nutzten auch die Gelegenheit, um Fotos mit Fahrer und Maschine vor dem tollen Hintergrund zu machen.
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Maico-Racing-Team 2022 vor dem Maico-Bus |
Der Rest des Tages war mit vielen Fachgesprächen belegt.
An unserem letzten Tag auf dem Sachsenring ging es um 13.22 Uhr wieder auf den Ring. Leider konnte Wolfgang Engel nicht mitfahren, da seine RS 125 die Luft in einem Reifen nicht halten konnte. Bei den vorangegangenen Rennen war alles in Ordnung, aber beim letzten Rennen sollte er nicht mehr fahren dürfen. Peter Frohnmeyer hatte die Idee, dass die Maicos zumindest in der ersten Runde in einem Pulk fahren sollten. So würden die Zuschauer die Maicos besser sehen und wir konnten „unter uns“ fahren. Peter Frohnmeyer bekam die reparierte Maico RS 125 mit neu abgestimmtem Vergaser.
Das Fahren in der Maico-Gruppe machte sehr viel Spaß. Die 250er RS-Maicos vorne weg und die 125 RS-Maicos hinterher, war schon eine tolle Idee. Leider ist Ralf R. mit Leistungsverlust ausgefallen, sein Auspuff war leider gerissen.
Christian Dedek beklagte Leistungsverlust gegenüber seiner roten „WN-Maico“. Ich gehe davon aus, dass der Auspuff nicht der richtige ist und er einen anderen Resonanzkörper braucht.
Aber Peter Frohnmeyer war mit seiner alten Maico RS 125 zufrieden. Sie lief zuverlässig wie ein Uhrwerk. Er hatte mich bei Start und Ziel überholt, aber ich konnte nicht dranbleiben, da seine Maico ein paar PS mehr hat.
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Peter Frohnmeyer auf seiner Ex-Maico RS 125 Flachrad, 2022 auf dem Sachsenring (Copyright Rennschmidt) |
Insgesamt waren alle mit dem „Maico-Racing-Wochenende“ zufrieden. Vom Fotoshooting über Schrauben und Fachsimpeln war alles vorhanden. Die Ausfälle der Maschinen waren ja nur eine Randerscheinung, die meisten Maicos haben problemlos durchgehalten, so wie wir es gewohnt sind. Alle hatten zum Abschluss der Veranstaltung ein Grinsen im Gesicht und es hat allen sichtlich gefallen.
Nach der großen Verabschiedung, dem Abbau von Zelten und Einpacken der Maico war ich am Sonntag um 21.30 Uhr wieder in meiner Heimat in der Nähe der Ostsee. Es war ein sehr schönes Wochenende, daran werde ich mich noch sehr lange erinnern.
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