Southern “Croz“

2011 southern croz 02Ist ja nur ein Wortspiel, außerdem ist das Wappentier der Neuseeländer der Kiwi, das Kreuz des Südens sieht man allerdings in Neuseeland noch sehr viel besser als in Australien, wo es ja bekanntlich die Landesflagge ziert.
Hier soll aber von einem Neuseeländer die Rede sein, Graeme “Croz“ Crosby, der Fahrer, der Jahre nach dem tödlichen Unfall von Kim Newcombe der so fernen Welt da drüben in Europa wieder klar machte, dass man beim Motorradfahren auf der Insel der Millionen Schafe nicht in der Nase bohrt. Wer sich einmal die Videos von den Rennen der “Marlboro Serie“ angesehen hat, der weiß, was ich meine. Unglaublich, wie er die, fast noch als Straßenmaschine zu bezeichnende, Moriwaki Z1000 über die Stadt-, besser gesagt, Dorfkurse jagt und sich mit so schnellen Leuten wie Pat Hennen balgt. Crosby musste in Europa lernen auch mit den Grand-Prix Zweitaktern zu fahren, die er neben den großen Viertaktmaschinen von Suzuki auch fahren sollte. So wurde er zu einem Allroundfahrer wie es nur wenige gab, vielleicht mit John Williams oder Mick Grant zu vergleichen. Er siegte auf der Isle of Man genauso wie bei den 8 Stunden von Suzuka, gewann für Suzuki in Daytona und stand genauso beim Grand Prix am Nürburgring auf dem Siegertreppchen.

“Die Leute in Europa haben zum Teil damals nicht einsehen wollen, warum man mir, dem Typen vom anderen Ende der Welt, Werksmaschinen zur Verfügung stellte, wo es doch sicher genügend Europäer gäbe, die das auch verdient hätten. Ich denke ich habe ihnen gezeigt warum!“ meinte er mit einem Lächeln zu uns, als wir uns am letzten Wochenende in Spa beim Bikers-Classics einige Male mit ihm unterhalten konnten.
Der Grund für diese Unterhaltung war schlicht gesagt: eines seiner früheren Motorräder. Neben einigen anderen sehr schönen deutschen Beiträgen zu dieser wohl größten Classic-Motorrad Rennveranstaltung in Europa stand, fast unscheinbar, weit weg von den auf Teppichen ausgestellten und mit Zierseilen umkränzten Präziosen eine Suzuki in der schwarz-rot-gelben Lackierung des britischen Heron-Suzuki Teams. Die Leser mögen mir meine Begeisterung verzeihen, ich bin nun mal Fan dieser Marke. Das vom Hockenheim Motorsport Museum beigesteuerte Motorrad ist eine Werks-Suzuki RG500 mit dem Werkskürzel XR34H, und der Fahrer war ab Mitte der Saison 1980 niemand anderer als eben dieser Graeme Crosby, der mit genau diesem Motorrad die Senior TT auf der Isle of Man 1980 gewann.
Das Motorrad mag auf den ersten Blick kaum auffallen, ist doch der Lack an einigen Stellen von der Hitze der Auspuffe matt und etwas rissig, da gibt es die typischen Gebrauchsspuren, die so eine Maschine im Laufe der Saison so bekommt. Dieses Motorrad ist nach seinem Einsatz in der Saison 1980 so weggestellt worden, von Matthias Farwick nur behutsam für den Einsatz in Spa vorbereitet, aber eben nicht restauriert worden. Für mich, und da kann ich nur für mich sprechen, der ideale Zustand für ein solches Motorrad. Ein großes Glück war in diesem Fall, dass die Maschine nach der Saison 1980 nicht weiterverwendet wurde, aber auch nicht das Schicksal so vieler Suzuki Werksmaschinen teilen musste und dem Schneidbrenner zum Opfer fiel. Das Motorrad blieb in England … als Geschenk! Suzuki Japan schenkte das Motorrad dem damaligen Geschäftsführer von Heron Suzuki GB Peter James Agg für seine Verdienste um den Renneinsatz der Marke in Europa und zwar am 8. Januar 1981. In Peter Aggs Sammlung blieb die Maschine für Jahrzehnte, einmal wurde sie für die Cenntenial TT 1998 in Assen wieder fahrfertig gemacht, um dann wieder in Peter Aggs “Trojan Barn“ in der Nähe des Londoner Flughafens Gatwick zu verschwinden. Als sich Peter Agg vor ein paar Jahren entschloss, aus Gesundheits- und Altersgründen seine Sammlung aufzulösen, kam das Motorrad nach Deutschland und kann nun im Museum Hockenheim, aber auch hin und wieder auf der Rennstrecke betrachtet und gehört werden. Peter Agg bekam übrigens noch eine andere Werks Suzuki geschenkt, aber das ist eine andere Geschichte.

2011 southern croz

2011 southern croz 03Für Graeme Crosby war es die Sache jedenfalls wert, er machte den weiten Weg die Boxengasse in Spa hinauf gleich mehrfach, um die Maschine zu sehen. Das war schon so ein besonderer Moment, als er uns erklärte, dass er selbst die Schlitze in die Alukugeln am Ende der Fußrasten eingesägt hätte. Er wäre mit neuen Stiefeln immer so leicht von der Raste abgerutscht, und da hätte er sich einfach mal die Zeit genommen, um dagegen etwas zu unternehmen. Am Ende der Sitzbank entdeckte er auch noch den originalen Aufkleber des Lackierers, der zu jener Zeit alle Maschinen des Heron Teams lackierte. Er wusste sehr viel über die Maschine zu berichten, u.a. wäre der große Tank für den Einsatz auf der Isle of Man gedacht gewesen. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass er eine ganze Menge für diese Maschine übrig gehabt hat. Er hat ihr in seiner (übrigens sehr lesenswerten) Biographie sogar ein Kapitel gewidmet. Am Ende kann er sicher sein, dass er lange nach seiner aktiven Zeit noch mindestens einen Fan hinzugewonnen hat!

2011 southern croz 04

 GP1 Parade in Spa: Matthias Farwick auf der Suzuki RG500


Text: Karl Matthias Hübben, Fotos: Sieglinde Zerwer, Peter Frohnmeyer