Wolfgang Weichelt (WW) war ein legendärer Tuner/Schrauber an MZ Re125-Rennmotoren, und das bis zu seinen letzten Atemzügen. Er erlernte bei Junkers in Dessau den Beruf des Metallflugzeugbauers, und darauf war er sehr stolz. Das war eine sehr anspruchsvolle Lehre; z.B. musste man über Kopf autogen Alubleche verschweißen können! Die letzten Kriegstage erlebte er noch als aktiver Flieger, und aus dem Breslauer Kessel entkam er „dank“ einer Verwundung im letzten Moment, ohne in sowjetische Gefangenschaft zu geraten.
Bei „Horch“, später „Sachsenring AWZ“ begann er als Kraftfahrer auf einem „Vomag“-LKW. Nach einem Kfz-Studium in Zwickau wurde er Versuchsingenieur bei AWZ in der Seilerstraße. Motorsportlich war er als LPF-(Enduro)-Fahrer bei der GST auf MZ BK350 aktiv und schaffte es dank guter Ergebnisse bis in die GST-Kernmannschaft. Ein tragischer Verkehrsunfall beendete seine aktiver Sportkarriere, und zurück blieben ein verstümmelter Fuß und der Spitzname „Hitchbaah“.
Nun begann er beim MC Zwickau andere Motorsportler mit seinem Wissen und seiner Tatkraft zu unterstützen. Es war die Zeit ab Mitte der 50er Jahre, als MZ die ersten 125er 4-Gang-Rennmaschinen an ausgewählte Clubs und Fahrer abgab. Zwickau und Aue gehörten zu diesen Clubs, und WW stellte sich der Herausforderung, diese Motoren in der Leistung zu steigern, um nahe an den Werksmaschinen zu sein und zu bleiben.
Mit Dietmar Zimpel als Fahrer gelang dies eindrucksvoll, denn „Diet“ stand mehrmals mit seiner 4-Gang neben den Werksfahrern mit der 6-Gang auf dem Siegerpodest.
Auch der MC Zwickau bekam 6-Gang Re125 und hatte in Spitzenzeiten bis zu 5 Stück im Einsatz.
WW war (mit seinen Helfern Hans Seifert, Gerhard Schulz, Frank Glöckner, Gottfried Häberer) der Kopf dieses Mammutprojekts.
Viele bekannte Fahrer in Ausweis- und Lizenzklasse waren unter seinen Fittichen aktiv, z.B. Günter Lippold, Horst Näser, Werner Weidauer, Theo Colditz, Siegfried Lösch, Günter Stüber, Karlheinz Seidel, Joachim Knorr, Peter Weiss, Siegfried Schröter, Günter Hilbig, Reiner Prass, Helga Steudel, Willi Wunderlich, Siegfried Merkel, Jürgen Narloch, Christian Stich, Jens Enold, Chris Meyer, Harald Keller und andere.
Daneben unterstützt er auch tschechische MZ-Fahrer wie Karel Sedlacek und Jan Dobias.
In den 60ern brachte er es fertig, neben all dem Rennstress, dem Beruf und der Familie mit Ehefrau Judith und den Söhnen Bertram und Norbert, auch noch ein Fernstudium an der TU Dresden bei Prof. Jante erfolgreich als Diplom-Ingenieur abzuschließen. Und dann gab es auch noch einen Nachzügler mit Tochter Beate.
WW war sehr innovativ und ein echter Tüftler: So baute er ein 3-Gang-Vorgelege, um die mit der Leistungssteigerung immer „spitzer“ werdende MZ Re125 im Extremfall mit 3 x 6 = 18 Gängen zu betreiben. Der FIM-Beschluss für 1 Zyl./6Ganggetriebe ab 1966 verhinderte den Einsatz. Das Fahrgestell dazu war schon verlängert worden.
Nachdem die 2-Zylinderformel der FIM den Morbidelli Siegeszug brachte, baute WW eine eigene WW 125 Zweizylindermaschine und brachte sie zum Laufen. Er baute eigene Pleuellager-Nadelkäfige; Frischölschmierung für das Pleuellager, getrennte Kühlkreisläufe für Kurbelgehäuse und Zylinder/Kopf, und er brachte auch Rotax-Motoren auf Trab.
Nachdem die Zeit der MZ Re125 abgelaufen war, begann er auch mit dem historischen Rennsport. Horst Fügner hatte ihm Ende der 60er einen „zerlatschten“ 8-Ganggetriebesatz ohne Gehäuse überlassen. WW machte daraus „aus dem Vollen“ eine funktionierende und gut fahrbare 1964er MZ Re125 8-Gang-Werks-Replika. Als er im Juli im gesegneten Alter von 92 Jahren starb, hatte er gerade wieder dieses 8-Ganggetriebe zerlegt, um es zu verbessern.
Lieber Wolfgang, R.i.P. |