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Bernbeuren. Als sich Streckensprecher Karl Meier am Sonntagnachmittag von Zuschauern, Aktiven und Veranstaltern verabschiedete, zog er vor allen seinen Hut und würdigte die zweite Auflage des Revivals als „Veranstaltung der Superlative“. An zwei sonnigen und warmen Tagen hatte der Aschauer, assistiert von seiner Gattin Elfie, die über 230 Teilnehmer und vor allem die von ihnen an den Start gebrachten Maschinen sachkundig und für die etwa 10.000 Besucher auch überaus informativ vorgestellt. Dem von ihm ausgesprochenen Kompliment kann nur aus vollem Herzen zugestimmt werden. Ab 1967 wurden beim Auerberg-Rennen Autos und Motorräder die 3,2 Kilometer lange Strecke auf den „Schwäbischen Riggi“ hochgejagt, bis dann 1987 nach der 21. Auflage aus unterschiedlichen Gründen das Aus kam. Vor zwei Jahren gelang es einem kleinen, aber umso rührigeren Team um Hermann Köpf die Genehmigung für eine Wiederauflage, allerdings als Gleichmäßigkeitswettbewerb zu ergattern. Getragen von der Unterstützung aus dem Ort und der Umgebung wurde diese, trotz widrigen Wetterbedingungen zum Erfolg und wer dort war, dem waren die 2 Jahre Pause bis zur zweiten Auflage fast zu lang. Diese Zeitspanne hatten die Auerberger jedoch bestens genutzt. Als es galt unter über 400 Anmeldungen das Starterfeld zusammen zu stellen, gelang ihnen der Spagat, sowohl die Lokalmatadoren als auch Gäste aus insgesamt 7 Nationen, darunter jeweils ein Amerikaner und Japaner, zu berücksichtigen. Überraschend wie viele Fahrer und/oder Maschinen, die früher bereits am Start waren, dabei ein Comeback feiern konnten. In den einzelnen Klassen herrschte eine Marken- und Typenvielzahl, ähnlich wie beim Alter der Piloten. Während der älteste Teilnehmer Georg Sonnauer bereits 84 Jahre zählte, dürfte bei den Jüngsten im Feld das Erreichen der Volljährigkeit noch nicht lange zurück gelegen haben. In den Sattel schwangen sich aber nicht nur die harten Jungs, sondern auch 13 Fahrerinnen. Bei den Gespannen zeigten im Seitenwagen jede Menge Damen ihre akrobatischen Übungen. So turnte im Beiwagen von Helmut Müller dessen Tochter Carina, wogegen mit der Startnummer 192 im BMW-Kneeler Ines und Eva Kringler ein reines Team des angeblich schwächeren Geschlechts bewies, dass sie die drei Räder beherrschen. Sie alle wurden von Starter Manfred Haseitl auf die Strecke geschickt und der schwenkte nicht nur einfach die Flagge, sondern vollführte dabei auch beachtliche Luftsprünge. Doch das Erlebnis der Auerberg-Klassik beschränkt sich nicht nur auf das Geschehen an der Rennstrecke, sondern bietet im Ortskern noch viel mehr. So zeigten auf dem Marktplatz Händler aus der Umgebung aktuelle Retro-Modelle, ergänzt um die Originale aus vergangenen Zeiten. Dazu standen um eine Scheune jede Menge Raritäten aus den Beständen privater Sammlungen, aber auch aus den Museen in Hockenheim und Neckarsulm. Manche davon wurden fahraktiv eingesetzt. Das galt auch für einige der Werks- und Produktion-Racer von Ducati, von denen manche zum ersten Mal in Deutschland zu sehen waren. In solcher Umgebung genoss man die vorzügliche und günstige Verpflegung gerne und auch mal länger als geplant, vor allem wenn dazwischen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des „Best-Dressed-Wettbewerbes“ in zeitgenössisch adretter Bekleidung flanierten. Wer nicht am Auerberg war, hat ganz klar vieles versäumt. Hoffentlich können wir in zwei Jahren Bernbeuren wieder im Ausnahmezustand erleben. Dabei könnte jedoch auf das Mikrofon-Gequassel einer blonden Dame, für die Namen wie Toni Mang oder Begriffe wie Königswelle ein Buch mit sieben Siegeln sind, gerne verzichtet werden. |
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Text & Foto: Jochen Bangert |
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