WOLFGANG
MÜLLER
Im
Alter von 14 Jahren wollte Wolfgang Müller Formel 1 Rennfahrer werden.
In einem Vorort von Stuttgart, direkt an der ehemaligen Solitude Renn -
strecke, ist er aufgewachsen und sah Fahrer wie Jim Clark und Jack
Brabham siegen.
Er erkundigte sich 1962 in England, was ein Lotus 21 kostet. Die Post mit
Prospekt und Preis war ernüchternd. Umgerechnet 42.000,-- DM überstieg
bei weitem seinen finanziellen Möglichkeiten.
Ein
Moped war es dann, was mit 16 Jahren als erstes angeschafft wurde.
Es
entwickelte sich eine Liebe zu filigraner Technik und die Idee 50 ccm
Rennen zu fahren. Gerade
mit der Lehre als Retuscheur fertig, wurde vom ersten Gesellenlohn eine
Rennmaschine angeschafft.
Wolfgang
Müller meldete 1968 beim Flugplatzrennen in Mainz - Finthen. Aber die
Maschine war so schlecht, dass er sich fürs Rennen nicht qualifizieren
konnte.
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Das
erste Rennen in Mainz - Finthen 1968 |
Mein
Mechaniker Ernst Mammen |
Zum Glück
gab es dann, Ende 1968, von Kreidler den luftgekühlten „Rennsatz“.
Für diesen Motor baute ihm sein Freund Ernst Mammen über den Winter
ein eigenes Fahrgestell.
In
einem DKW, den Beifahrersitz ausgebaut damit die Rennmaschine reinpasst,
ein Zweimannzelt im Kofferraum, fuhren sie zu den nationalen
„Ausweisrennen“. Nach anfänglich bescheidenen Erfolgen stellten
sich im Laufe der Jahre, mit wachsender Erfahrung, gute Platzierungen
und die ersten Siege ein.
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Juniorenpokal
Hockenheim 1969
Kreidler "Rennsatz" luftgekühlt
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Juniorenpokal
Nürburgring 1971
Kreidler "Rennsatz" luftgekühlt
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Der " DENA"
Eigenbau |
Geschafft!
die internationale Fahrerlizenz
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Das
Ziel war, die erforderlichen Punkte zur Erlangung der internationalen
Fahrerlizenz zu sammeln und an GP-Rennen teilzunehmen.
Seit
1973 gab es, wieder von Kreidler, den wassergekühlten Drehschieber
Rennmotor, den er zunächst mit serienmäßiger Kupplung und
5-Gang-Getriebe einsetzte.
Ab 1976
verwendete er ein 6-Gang-Getriebe mit Trockenkupplung vom Stuttgarter
Spezialist und späteren Projektleiter bei Van Veen, Martin Ziegler.
1974
war dann für Wolfgang Müller das erste Jahr mit internationaler
Lizenz. Zunächst beteiligte er sich an der Deutschen Meisterschaft und
einigen internationalen Rennen in Frankreich, Holland, Belgien und Österreich.
Es war
schwierig an GP Starts zu kommen. Er fuhr den GP Deutschland und holte
sich mit dem 7.Platz WM Punkte und den GP Italien in Mugello, wo er
allerdings nur 12.wurde. Die Erfolge bei diesen Rennen ermöglichten
Wolfgang Müller ab der Saison 1977, an allen GP Rennen teilzunehmen.
Das
erste Rennen zur Deutschen Meisterschaft 1977 beendete Wolfgang Müller
gleich mit einem Sieg. Bei den folgenden Rennen entwickelte sich ein
dramatischer Kampf mit seinem Freund Hagen Klein und Ingo Emmerich um
den Meistertitel.
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GP-Holland
in Assen. Müller hinter Freund
Hagen Klein. Man beachte die Schräglage!
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Fieberbergrennen
Deutsche Meisterschaft 1978
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Von 6
Rennen gewann er 3 mal und fuhr 3 mal auf Platz 2 und wurde so zum
ersten Mal
Deutscher Meister.
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Hockenheim,
nur noch wenige Meter bis zum
Meistertitel 1977 |
GP
Italien
Imola 1980 |
Mit
einem von Jan de Vries überarbeiteten Zylinder belegte Wolfgang Müller
1978 gleich beim ersten GP im spanischen Jarama den 4.Platz hinter
Lazzarini, Tormo und dem Franzosen Aundry Plisson..
Bei
allen folgenden Grand Prix holte er WM-Punkte und beendete die
Weltmeisterschaft als 4. in der Gesamtwertung.
In der
Deutschen Meisterschaft wurde er hinter dem Saarbrückener Reiner
Scheidhauer Deutscher Vizemeister.
Der
Rennfahrer Wolfgang Müller wurde immer professioneller. Er konnte
einige gute Sponsoren für sich gewinnen. Er fuhr im Team des
Nava-Helmimporteurs Wolfgang Kucera zusammen mit Reinhold Roth. Das ermöglichte
ihm ab der Saison 1979 als Profi zu fahren.
Leider
verlief die Saison 1979 etwas schwach. In der DM wurde er 4. und in der
WM konnte er mit dem 6.Rang noch recht zufrieden sein.
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Flugplatzrennen
Deutsche Meisterschaft 1980 |
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Die
Saison 1980 wurde sehr gut vorbereitet in Angriff genommen. Über den
Winter entstanden in Zusammenarbeit mit Werner „Mini“ Koch, heute
Redakteur bei „Motorrad“, verbesserte Zylinder und verschiedene
Auspuffanlagen. Diese Teile wurden dann im Frühjahr auf einer
Rennstrecke in Südfrankreich eine Woche lang getestet und aussortiert.
Hochmotiviert
ging er die neue Rennsaison an. Die Ergebnisse bei den GP’s waren
wechselhaft. Es gab gute Platzierungen, aber auch Ausfälle und Stürze.
In der Deutschen Meisterschaft zeigte sich früh, dass ein Titelgewinn möglich
war. Bei einigen Rennen war er so überlegen, dass ihm seine
Boxenmannschaft das Signal „genug“ zeigte. Bei seinem letzten Rennen
auf dem Flugplatz Mainz- Finthen sicherte sich Wolfgang Müller zum 2.Mal
die Deutsche Meisterschaft.
In der
WM ergab sich letztlich nur ein 10.Platz in der Gesamtwertung, jedoch als bester deutscher
Fahrer.
Es
zeichnete sich ab, dass die 50ccm Klasse nicht mehr lange bestehen würde.
Eine 80ccm Klasse war geplant. Dies und ein Angebot vom Sommer 1980, eine
kleine Firma zu übernehmen, einen Betrieb im grafischen Gewerbe, wo er
in seinen erlernten Beruf des Fotoretuscheurs zurückkehren konnte, führte
schon früh zu dem Entschluss, nach 11 Jahren Motorradrennen zu neuen
Zielen aufzubrechen. Der erneute Meistertitel war ein gelungener
Abschluss, seine Karriere als Motorradrennfahrer zu beenden.
Mit großem
Engagement führt Wolfgang Müller seine Firma, unterstützt von seiner
Frau Rita.
Im
Laufe der Jahre spezialisierte er sich auf die Darstellung von Autos und
Motorrädern.
Computerretuschen
von Autos und technische Grafiken fertigt er für einen großen
Stuttgarter Motorpresse Verlag.
Er
machte sich außerdem einen Namen mit seinen Zeichnungen, Grafiken und
Gemälden aus der Geschichte des Automobils und des Rennsports.
Auch
dem Motorrad ist Wolfgang Müller treu geblieben. Der inzwischen 51jährige
fährt auf Urlaubsfahrten und Ausflügen in den nahegelegenen
Schwarzwald eine 18 Jahre alten Honda 900 F2 – Bol d’Or und zeigt
mit unterlegener Technik den Jungen mit ihren Racern, wo „der Bartel
den Most holt“.
Die
neue alte Liebe „Auto“ befriedigt er mit einem Renault Alpine A 110
Baujahr 1975, mit dem er an Oldtimer-Veranstaltungen und Club-Rennen
teilnimmt.
In letzter Zeit beschäftigt ihn der Gedanke um den Verbleib seiner letzten 50
ccm Rennmaschine. Es handelt sich um ein Hummel Fahrgestell mit der Nr.76006 .
Die komplette Maschine verkaufte er am Ende der Saison 1980 an den Frankfurter
Klaus Kull, der sie mit der damaligen Rennfahrerin Inge Ahrens einsetzte.
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50ccm Kreidler
Wassergekühlter Motor mit 6-Gang
Getriebe, Mikuni Vergaser und Kröber Zündung.
Hummel Fahrwerk Nr. : 76006
Campagnolo Räder mit Aluminium Bremsscheiben,
Marzocchi Gabel und Koni Stoßdämpfer |
Fotos:
Archiv Wolfgang Müller
www.wolfgangmüller.org
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