Und schon
sind wir bei den vielen positiven Aspekten dieser spitzenmäßigen
Veranstaltung:
Die Franzosen
konnten ausgezeichnet mit dem, sorry, Scheiß-Wetter umgehen:
Ich habe in meinem Leben an einem Wochenende mit so widrigen
Wetterverhältnissen noch nie so viele fröhliche, lachende und gut
gelaunte Menschen gesehen! Und zwar ganz besonders bei unseren
Veranstaltungen in Deutschland nicht!
Womit machen wir weiter
bei all dem Positivem, von dem unbedingt berichtet werden
muss? Beim anspruchsvollen Kurs Dijon-Prenois,
der eine echte Herausforderung ist, besonders bei den
grauenhaften Wetterverhältnissen vom Sonntag? |
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Fangen wir
einfach von vorn an:
Als wir am Freitag eintrafen, ging es ohne große bürokratische
Aktivitäten in’s Fahrerlager!
Vorbildlich!
Da haben wir schon ganz andere Verhältnisse erlebt, von pingeliger
Korinthenkackerei bis zu fast „hoheitsstaatlichen
Auswüchsen“! Hier jedoch war alles ganz einfach: Mit korrekter
Nennung und den zugehörigen Dokumenten ging’s einfach durch in’s
zum frühen Freitagnachmittag schon gut gefüllte Fahrerlager. Nun
gut, es soll an dieser Stelle auch nicht verschwiegen werden, dass
es offensichtlich am späten Freitagabend zu anderen Erfahrungen
gekommen war, aber wie gesagt, wir können selbst davon nicht
berichten.
Was ist als nächstes dran? Die Maschinen-Abnahme!
So locker, so „easy“ haben wir das noch nie erlebt!
Als die MAICO
in’s Abnahme-Gebäude geschoben wurde, hörte man nur „Oh la la,
c’est bon, c’est bon, c’est bon,…….“, und wir hörten noch etliche
Male das „c’est bon“, und schon war die Abnahme-Zeremonie erledigt
und die notwendige „Plombe“ am Rahmen.
Man ist hier offensichtlich der Meinung, dass die Teilnehmer für
ihre Fahrzeuge selbst verantwortlich und keine Selbstmörder sind,
so dass davon ausgegangen werden kann, dass niemand mit Schrott an
der Veranstaltung teilnimmt oder mit gefährlichen Basteleien und
auch nicht mit verschlissenen „Gurken“.
An dieser Stelle kann ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass
ich angesichts dessen, was man bei uns manchmal an
„Clubsport“-Geschwüren so sehen kann, voll einsehe, dass die
Dinger mit einem etwas kritischeren Blick vom Abnahme-Personal
beäugt werden müssen…….
Werfen wir mal einen Blick auf die „Szene“:
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Was ist das?
Ein Kollektensammler für die arme NORTON-Fan-Gemeinde?
Nein, denn man konnte der kleinen Blechdose die Kontakt-Infos zu
dort im
Fahrerlager platzierten NORTON-Restauratoren entnehmen.
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Wer machte sich neulich
Sorgen um den Nachwuchs?
Laßt die Mädels und Jungs
einfach nur mit den historischen Mopeds, Mofas,
und besonders den Vor- und Nachkriegs-98ern an den
Veranstaltungen
teilnehmen, und dann muß erstens niemand so ein harmloses
Kleinkraftrad zu
einem Pseudo-Racer zu verfrickeln (siehe bei den Duisburg-Fotos
in der
Galerie!), und wir brauchen uns zweitens um den Nachwuchs gewiß
keine Sorgen
zu machen! |
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Ein herrlicher
Anblick, die Vintage-Harley und der Fahrer im historisch korrekten
Outfit! |
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Jeans und die
Lederjacke sind zwar kein historisch korrektes Outfit bei dieser
„Pre-Kaiser-War“-Peugeot, aber angesichts des unrestaurierten
Erhaltungszustands des Motorrades freuen wir uns, dass es
überhaupt fahrbereit präsentiert wurde! |
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Natürlich gab es auch
Militär-Modelle von den französischen Marken, wie zum Beispiel
diese Peugeot. Das Outfit scheint auch korrekt zu sein! |
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In vielen Regenkombis und
unter vielen Helmen steckten erstaunlich viele Damen, oft voll
geschminkt wie bei einem Opern- oder einem Theater-Besuch.
Wann sieht man das jemals bei uns, und das mit einem 60er Jahre
Honda-Twin in ausgezeichnetem Erhaltungszustand? |
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Santa Claus hätte auch eine
"Sqariel" gewählt, hätte er nicht Rudolph "the Rednose Reindeer"
zur Verfügung gehabt!
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Nun muss
ein ganz wichtiger, außerordentlich positiver Aspekt dieser
Veranstaltung vorgestellt werden:
Hier lässt man die Serien-Maschinen auf die Piste!
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Die Zwei passen korrekt
zueinander, die 30er Jahre Peugeot und ihr Fahrer im
zeitgemäßen Outfit |
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In Frankreich ist dieser
Suhler Vogel natürlich nicht so ein Kult-Scooter wie bei uns
in den Jahren nach der Wiedervereinigung! Trotzdem gab es eine
Klasse, in die die Schwalbe passte, so dass die Zuschauer auch
diesen Exoten auf der Piste erleben konnten! |
Es waren
viele Markenclubs mit ihren Mitgliedern und Fahrzeugen fest
integrierter Teil dieses wunderbaren Festivals! Die gingen auf den
Kurs mit vielen äußerst hochwertigen Geräten, und das bei den
klimatischen Verhältnissen, bei denen ich so ein Ding im
Transporter gelassen hätte.
Da formierten sich die Velocette-Fans mit ihren Thruxtons und die
BSA-„Gemeinde“ mit den Goldies und Rockets usw. usf., und ich sah
vor und nach den Runden auf der Strecke nur leuchtende Augen und
lachende Gesichter, obwohl es unausweichlich war, dass die Fahrer
bei dem Regen vollkommen durchweicht waren!
Zudem gab es praktisch kein Reglement, das es gerechtfertigt
erscheinen ließ, den „Event“ als ein „Rennen“ zu betrachten! Es
gab keinen rennmäßigen Start, denn es wurden stets immer ein paar
„Grüppchen“ nacheinander vom Vorstartgelände auf die Strecke
gelassen. Es gab keine gezeiteten Runden, es gab keine alberne
Zielflagge, es gab keine Rangfolge, kein Ergebnis, es gab kein
blödes Geschwätz über Rundenzeiten, oder wer wen überholt und
„besiegt“ habe, es gab keine Siegerehrung, es gab keine
lächerlichen Pokale und natürlich somit auch keine „Siegerehrung“,
die bei uns sowieso nur satirisch aufgefasst werden kann.
Aber es gab
viele schöne historische (und in einigen Fällen, die in der
nächsten Folge beschrieben werden, sogar zeitgenössische!)
Motorräder auf der Strecke!
Mit einem
Wort: vorbildlich!
Ich habe
zudem nicht von einem einzigen Fall gehört, dass irgendwer
im „Duell“ mit irgendwem sich auf der Strecke unverantwortlich
oder unsportlich verhalten habe, wie man es bei den bei unseren
„Rennen“ antretenden spät berufenen „Rennfahrern“ immer wieder
erleben kann. Vermutlich weiß man in Frankreich, dass es beim
Umgang mit historischem Material in erster Linie auf das Erhalten
ankommt, und dass das oft bei unseren „Racing-Rentnern“ in der
„End-Life-Crisis“ wieder aufkommende Konkurrenzdenken („den muss
ich noch einmal schlagen!“) hier unbekannt ist.
Vielleicht
liegt es daran, dass man den Lebensgenuss in Frankreich eher beim
Tafeln sucht?
Das Wetter am
Sonntag machte dem Picknick im Freien leider einen Strich durch
die Rechnung, aber am Samstag während der wenigen trockenen
Stunden sah man überall kleine und große Gruppen, häufig mit
umfangreichem Familienanhang beim ausgiebigen Déjeuner mit
Pastete, Käseplatte, Hühnchen, usw. und natürlich dem
unverzichtbaren Vin Rouge!
Herrlich!
Die lockere
Stimmung dabei, keiner dachte an die nächsten
Meisterschaftspunkte, sondern höchstens an den nächsten Bordeaux!
Großartig!
Aber wir
kehren jetzt zu unserer Szene zurück! Was gab es noch?
Zum Beispiel
gab es einen unermüdlichen Streckensprecher, der mit
unbeschreiblichem Elan und Begeisterung den Zuschauern das
Geschehen erläuterte!
Und es gab
eine stilsichere Blues-Band. Klar, schließlich ist Blau die
National-Farbe…..
Bei uns in
der Box wurde das schlechte Wetter mit einem psychischen Trick
verdrängt, und zwar mit zwei Runden „Heiteres Rennmotorrad-Quiz“,
das mit großem emotionalem Einsatz gespielt wurde:
Jetzt
marschieren wir einmal für eine kleine Runde über den Teile-Markt
und das Areal der Markenclubs:
Nun wollen
wir die Gelegenheit ergreifen, dass man bei einer Veranstaltung in
Frankreich natürlich viele historische französische Marken und
deren Produkte sieht, die hier fast unbekannt sind, so dass wir
nun mit einer kleine Hommage an die französische
Motorrad-Geschichte weitermachen wollen, bevor wir uns einem
weiteren ganz wichtigen Thema dieser Veranstaltung widmen wollen,
nämlich der Geburtstagsfeier "50 Jahre Yamaha".
Abschließend müssen wir noch darauf hinweisen, dass wir niemanden
von der deutschen Profi-Journaille gesehen haben. Die haben die
Bedeutung der Veranstaltung vermutlich noch nicht erkannt. Schau’n
wir mal, ob und wie es eine Berichterstattung dazu in den
kommerziellen Medien geben wird?
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