die Story der Suzuki XR11 und ihrer Fahrer

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Im ersten Rennen der Saison am 15.04.73 in Imola fiel Barry Sheene in beiden Läufen an 6. Stelle liegend aus, im ersten weil die Kupplung aufgab, bevor das Rennen zu Ende war, im zweiten Lauf, weil die Kette Ärger machte. Der eigentliche Grund war aber der Ruckdämpfer in der Hinterradnabe der Seeley Suzuki TR750. Findlay wurde Sechster, Stan Woods kam als Vierzehnter über die Linie, gewonnen hat übrigens Jarno Saarinen. Einen Monat später sollte dieser wieder in Italien starten, diesmal in Monza und zum letzten Mal in seinem Leben...

Sheenes England Debut bei den Eastern Match Races war auch nicht berauschend, nur beim Oulton Park Rennen sprang ein dritter Platz heraus. Ein paar Wochen später am 27.5.73 bei der französischen F750 Runde aber platzte der Knoten, Sieger mit Rundenrekord, Vierter wird Stan Woods. Wieder in England wird Barry zum ersten Mal gekrönt, zum "King of Brands" (Hatch), als Punktbester im gleichnamigen Rennwochenende und das, obwohl er zwischendrin schwer gestürtzt war. Stan Woods wird gleichzeitig Fünfter auf der Isle of Man im 750er Lauf, Findlay fällt im Rennen aus. Jack Findlay gewinnt aber seine und Suzukis erste Senior TT auf der wassergekühlten XR05, unter den ersten Zehn sind weitere vier private XR05, Stan Woods Seeley TR500 geht aber schon in der ersten Runde fest..

Immer an der Wand lang, 
Jack Findlay kommt nicht ins Ziel 
der 1973 IoM TT,
Isle of Man 1973!

Woods und Sheene nehmen dann an einigen nationalen Rennen teil, bevor es am 22.07.73 in Anderstorp in Schweden erneut um FIM F750 Punkte geht. Sheene führt das Rennen an, bis ihm der linke äußere Kurbelwellensimmerring das Gemisch mit Öl zur Zündung durchbläst. Er muss Findlay und Woods vorbeilassen, Mandracchi wird Vierter. Mit seinem dritten Platz behauptet Barry Sheene aber seine Führung um fünf Punkte. Eine Woche später startet Barry mit seiner 500er Seeley TR zum ersten Mal bei einem 500er WM Lauf in Imatra in Finnland, an vierter Stelle liegend geht ihm der Motor fest. Nur drei Tage später startet die finnische F750 Runde in Hameenlinna, Barry zieht seine wieder reparierte 500er der schwereren 750er vor, da es sich um einen wüsten Micky Maus Kurs handelt. Stan Woods möchte mit der XR11 starten, braucht aber eine deutlich kürzere Übersetzung, Rex White besorgt beim örtlichen Suzuki Händler ein Kettenrad, das dieser von einer Serienmaschine im Laden abschraubt. Es wird so bearbeitet, dass es passt, aber es hat eine Tonne gewogen, meinte White.

Stan Woods kommt gut klar damit und wird Fünfter hinter Sheene, Findlay und Mandracchi. Sieger ist aber Teuvo "Tepi" Lansivuori, einer der drei schnellen Finnen aus dem Arwidson Yamaha Team: Saarinen, Lansivuori und Korhonen. Wir werden im nächsten Teil der Geschichte noch von ihm hören.

Wieder in England gewinnt Sheene in Brands Hatch die "Mellano Trophy", um dann am folgenden Wochenende am 12.8.73 in Silverstone zur britischen Ausgabe der Formel 750 anzutreten. Im ersten Lauf wird er Dritter, vor dem zweiten Lauf bläst die Kopfdichtung der Seeley TR beim Aufwärmen durch. Sein Vater Frank schafft schnellstens die 500er heran und Barry wird damit im zweiten Lauf Sechster. Im Endergebnis also Vierter, die FIM Jury entscheidet aber, dass ein Maschinenwechsel zwischen den Läufen nicht zulässig sei. Suzuki GB protestierte, aber das Schiedsgericht zieht Barry Sheene die Punkte zwei Wochen später entgültig ab. Nun ist Jack Findlay der führende Mann in der Meisterschaft, er war im Rennen Gesamtzweiter geworden. Gewonnen hat Barrys Schwager Paul Smart (er war mit Margareth Sheene, Barrys älterer Schwester verheiratet), der sich die Heimausgabe der Formel 750 nicht entgehenlassen wollte, das Preisgeld natürlich auch nicht. Der Abstecher in die Heimat hatte sich für ihn gelohnt.

Das nächste Mal hob sich der Vorhang in Hockenheim am 30.9.73, die langen Vollgaspassagen kamen der schnellen wassergekühlten Suzuki zugute und so war es kein Wunder, dass es die XR 11 Fahrer unter sich ausmachten. Den ersten Lauf gewann Findlay mit Sheene am Hinterrad, Stan Woods wurde Dritter. Den zweiten Lauf gewann Stan Woods, Sheene kam als Vierter ins Ziel. Jack Findlay stürzte in der Südkurve, nahm das Rennen aber mit großem Rückstand auf die Spitze noch einmal auf. In der Addition gewann Woods vor Sheene mit Findlay immerhin noch auf Platz Sechs.

Es blieb nur noch ein Rennen, Sheene führte das Klassement vor seinem Teamkollegen Woods, der immer besser in Fahrt kommt, an - mit einem Punkt! Findlay lag nun auf dem dritten Platz.

Die Finalrunde des FIM Formel 750 Cup wurde im katalanischen Barcelona, auf der Rennstrecke durch den Montjuich Park ausgetragen, ein verwinkelter Kurs, es war wirklich spannend. Vor dem Rennen kam die Lösung für ein oft aufgetretenes Problem an Sheenes Maschine, einreißende Auspuffbirnen, von unerwarteter Seite. Barry Sheene hatte seine ersten Rennen auf 125ccm Bultacos gefahren, die sein Vater vorbereitet hatte. Man hatte noch gute Beziehungen zu dem kleinen spanischen Werk, Barrys Vater war mit dem Besitzer befreundet. Die Techniker im Bultacowerk modifizierten die Auspuffaufhängungen der Seeley XR11 so mit Silentbüchsen, dass nie mehr ernsthafte Schäden auftraten.


Barry Sheenes Seeley TR750 (1973)



Siegererung Montjuich
Barry Sheene, John Dodds, Guido Mandracchi, Barcelona 1973

Sieger im Rennen wurde der in Deutschland lebende Australier John Doods auf Yamaha, der damit Jack Findlay in der Endabrechnung vom zweiten Platz verdrängte. Der zweite Platz in der Additionswertung in Montjuich für Sheene brachte ihm den ersten großen Titel seiner Laufbahn ein. Dritter wurde Guido Mandracchi, Jack Findlay kam auf den vierten Platz und Stan Woods hatte, durch einen unerklärlich schlechten zweiten Lauf, mit dem gesamtsechsten Rang seine Chance verpasst, er wurde nur Meisterschaftsvierter hinter Findlay. Er selbst erzählte mir, dass sein Mechaniker die beim Beschleunigen ständig überfettende Maschine nach dem zweiten Lauf untersuchte und völlig hineingedrehte Luftschrauben an den Vergasern vorfand, was sich niemand erklären konnte. Jahre später, nachdem genügend Gras über die Sache gewachsen war, hat ihm ein anderer Mechaniker aus dem Team, der den Vorgang zwischen den Läufen in der Team Suzuki Box beobachtet hatte, den Grund für seine Probleme erzählt. Stan Woods hat mir gegenüber Ross und Reiter benannt, ich werde das hier nicht wiederholen, obwohl vieles dafür spricht, dass er recht hat.

Für Barry Sheene aber war es ein mehr als erfolgreiches Jahr, er gewann auch die MCN Superbikeserie und die Shellsport Championships, Woods wurde Zweiter. Später im Herbst wählten die Leser der MotorCycleNews Barry Sheene auch noch zum "Man of the Year", sehr bemerkenswert, denn immerhin hatte in diesem Jahr ein anderer Engländer, kein geringerer als Phil Read, nur mal eben den Weltmeistertitel in der 500ccm Königsklasse auf MV Agusta gewonnen. Barry Sheene hatte alles gewonnen, was er angefasst hatte in diesem Jahr, und sollte für Suzuki nicht nur in Europa zur ausschlaggebenden Figur im Rennsport werden. 

Aber davon, vom Erscheinen der Vierzylinder Yamahas in der Formel, von Barrys Horrorunfall in Daytona, vom um die Meisterschaft betrogenen Gary Nixon, vom aufgehenden Stern Pat Hennen und vom letzen grandiosen Sieg der XR11 und von ihrem geheimen Nachfolger, der XR20, mehr in den nächsten Wochen in Teil 2 dieser Geschichte bei Classic-Motorrad.


Text:  Karl Hübben,
mit  besonderem Dank für die freundliche Genehmigung von Hr. Ray Battersby
 Zitate und Text aus seinem Buch "Team Suzuki" (Osprey 1983) verwenden zu dürfen


Bilder: 
Werk,  Stan Woods, T&T Verlag mit freundlicher Genehmigung,
 MCW,  Manx-Press  Suzuki Archiv Hübben


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