die Story der Suzuki XR11 und ihrer Fahrer

Teil 2

1974

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Beim Training in Talladega, die drei Fahrer und ihre Mechaniker, in der Mitte mit schwarzem Hut und Gary Nixon T-Shirt, Erv Kanemoto, Talladega 1974

In Talladega erreichten Sheene und Carr den 4. und den 5. Platz, nachdem sie wegen akuten Spritmangels in den letzten Runden langsamer fahren mussten. Smart war vorher schon wegen eines defekten Vorderreifens ausgefallen. Zum Saisonabschluss in Ontario am 06.10.1974 konnte Barry Sheene noch eine Pole-Position herausfahren, wurde im Rennen aber von einer defekten Hinterradbremse und Reifenproblemen geplagt. Er musste sich mit dem fünften Platz im ersten und dem vierten Platz im zweiten Lauf zufrieden geben, das machte einen gesamt vierten Platz.. Cliff Carr und der, für den in Mallory Park schwerverletzten Paul Smart, neuverpflichtete Dave Aldana kamen nicht ins Ziel. Gewonnen hat das Rennen und damit 15000$ aber Gene Romero vor Kenny Roberts und James Evans, alle auf Yamaha. Das war um so peinlicher, als gerade in Ontario eine Fernsehdokumentation über Sheene gedreht wurde (On the Limits).

Barry fährt zum vierten Platz, Lake Ontario 1974

Am Ende der Saison war Roberts der Meister und Barry  Sheene immerhin der beste Europäer. Merv Wright hatte während der Saison auch die aerodynamische Unzulänglichkeit der Maschinen bemängelt, einige der Fahrwerksschwächen auf den Hochgeschwindigkeitskursen hätte man durch bessere Verkleidungen vermeiden können. Leistung hatten die Japaner den Motoren mitgegeben, aber die Verkleidung wurde nur als Schale um das Ganze herum aufgefasst. Ein Freund von Wright, Dr. Bob Leibeck, bei McDonnel-Douglas Flugzeugbau-Ingenieur, war in Ontario mit dabei. Leibeck erklärte Wright, dass die Verkleidungen völlig falsch für die Maschinen wären. Mit seiner Hilfe wurden neue Verkleidungen entwickelt, die dann in Daytona 1975 eingesetzt werden sollten. Wieder zog man sich den Unmut der Japaner zu, für die die Eigenentwicklung der Importeure aufgrund von schlechtem Material einen unerhörten Gesichtsverlust darstellte. Das Versagen der Entwickler wurde zu offensichtlich. Später, als die Heron Corporation die Verantwortung für das Team übernahm, wurden die neuen Verkleidungen dann verwendet.

 Die Rennen in Europa

Der Saisonauftakt der internationalen Rennen in Europa in Imola stand voll im Zeichen des Wechsels von Giacomo Agostini zu Yamaha und des Zusammentreffens mit Kenny Roberts, auch auf Yamaha. MV mit Widersacher Read trat nicht  beim 200 Meilen Rennen an. Durch den Ärger um die Yamaha TZ700 hatte der Veranstalter das Rennen als sogenanntes “offenes Rennen“ umdeklariert. Die Preisgelder blieben gleich, und da sie für europäische Verhältnisse sehr hoch waren, musste man sich um Teilnehmer keine Sorgen machen. Am Ende der zwei Läufe à 100 Meilen war Agostini  vor Roberts und Lansivuori. Barry Sheene war als Gesamtfünfter der beste Nicht-Yamaha Fahrer. Von der ganzen Suzuki Armada waren nur noch Stan Woods als Zwölfter und Cliff Carr als Fünfzehnter platziert. Smart, Findlay und Mandracchi (mit gebrochenem Schlüsselbein) fielen aus. Zu Ostern traten dann zwei Mannschaften, England gegen Amerika, zu den Eastern Match Races der Transatlantic Serie an. Dabei wurden immer drei Läufe ausgefahren, Brands Hatch, Oulton Park und Mallory Park. 1974 konnte zwar Kenny Roberts die meisten Punkte zusammenfahren, aber die Engländer mit Sheene, Woods und Smart auf den Plätzen konnten das Match  gewinnen.

Zur Formel 750 gab es 1974 nur drei Läufe, der erste im spanischen Jarama am 26.5.1974. Jack Findlay wurde Zweiter und Guido Mandracchi Sechster. Im finnischen Hameenlinna Anfang August war kein Suzuki Fahrer gemeldet, und in Silverstone am 10./11.08.1974 konnte Paul Smart, wie schon im Jahr zuvor, das Preisgeld für den Sieg kassieren. Woods wurde Vierter und Findlay Siebter. Am Ende gewann John Doods die Formel auf Yamaha, Jack Findlay war Dritter und Woods Neunter in der Meisterschaft.

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Nixon, Woods, Sheene,
3x Suzuki XR11 im Formationsflug, Transatlantic Match Races 1974

Stan Woods auf seiner 1973/74er XR11, der kräftige Herr links von ihm ist Rex White, Transatlantic Match Races 1974

Jetzt wird's eng! 

Gary Nixon (8), Kenny Roberts (2) und Mick Grant (17) am Bremspunkt, Transatlantic Match Race Brands Hatch 1974

Die Formel wäre damit abgeschlossen, aber im Jahr 1974 gab es natürlich noch viele Rennserien und Rennen, an denen XR11 teilnahmen. Alle will und kann ich hier nicht aufführen, aber ein paar kann man ansprechen. Die internationalen englischen Kurzbahnrennen, wie zum Beispiel das Meeting in Mallory Park, sind immer wieder große Ereignisse mit bester Besetzung. An so einem Rennwochenende werden natürlich mehrere Läufe gefahren. Das “Race of the Year 1974“ gewann Sheene vor Roberts, den MCN Superbikelauf gewann er  vor Teamkamerad Stan Woods.  Im 500er Rennen wurde er Zweiter hinter Bonera auf MV und sammelte so Punkte für die Shellsportserie.

Barry Sheene  in den Farben von Suzuki GB, aber auf einer amerikanischen XR11 (sieht man am Schutzblech), Race of the Year, Mallory Park 1974

Stan Woods kam gut zurecht  
auf seiner 1973/74er 
Suzuki XR11

Ähnlich lief das “Race of the South“ in Brands Hatch. Hier gewann Sheene den MCN Superbike Lauf, Stan Woods wurde Fünfter. Den Lauf zur Englischen Meisterschaft und den Lauf des “Evening News Powerbike Internationals“ konnte Sheene außerdem gewinnen. Nur bei den 500ern musste er mit seiner XR05 Phil Read auf MV den Vortritt lassen. Von dieser Art gibt es viele Veranstaltungen in England und Irland. In Belfast, in Caldwell-Park, in Scarborough und nicht zuletzt bei der TT auf der Isle of Man, wo 1974 aber keine Suzuki XR11 ins Ziel fahren konnte.

Stan Woods auf seiner 1973/74er XR11 
am Vorstart zu einem 
ACU Meisterschaftslauf 
in Cadwell Park am 12.05.74

Stan Woods 
"einige Jahre später"
 im Gespräch mit Karl Hübben

Am Ende der Saison war Sheene wieder MCN Superbike Meister. Zweiter wurde Stan Woods  und Barry gewann auch wieder seinen Shellsport Titel. Stan Woods wurde als ACU Champion englischer Motorradmeister. Sheene hatte auch hier  an Rennen teil genommen und wurde Zweiter. Alles in allem gar nicht so schlecht bei den Voraussetzungen am Anfang des Jahres. 
Im Jahr 1975 wird Suzuki GB wieder mehr Einsatz zeigen. Die Amerikaner werden einen weiteren Versuch starten in Daytona zu gewinnen, aber das alles steht demnächst  in 
Teil 3
 bei www.Classic-Motorrad.de


Text:  Karl Hübben,
mit  besonderem Dank für die freundliche Genehmigung von Hr. Ray Battersby
 Zitate und Text aus seinem Buch "Team Suzuki" (Osprey 1983) verwenden zu dürfen


Bilder: 

Werk,  Stan Woods, Murray Barnard, MacKellar, Archiv Frohnmeyer, Winni Scheibe,
T&T Verlag mit freundlicher Genehmigung, 
MCW,  Manx-Press, Suzuki Archiv Hübben


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